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12 | 2017

Wirtschaft im Südwesten

17

REGIO

REPORT

IHK Hochrhein-Bodensee

D

er Künstler Florian Mehnert referierte

auf Einladung des Vorsitzenden der

Wirtschaftsjunioren Hochrhein, Pat-

ric Galley, über die Art und Weise der Daten-

sammlung und verdeutlichte anhand konkre-

ter Beispiele aus dem Alltag, die Möglichkeit

der Datenverwertung. Durch Smartphone,

Kundenkarten oder vernetzte Automobile

gelingt es beispielsweise, detaillierte Per-

sönlichkeitsprofile ihrer Nutzer

zu erstellen. Das menschliche

Verhalten werde als Rohstoff verstanden,

erläuterte Mehnert. Der Missbrauch von

diesen Big Data eröffne den Weg für Mei-

nungsmanipulationen durch Regierungen und

sogenanntes Social Scoring durch Big-Data-

Konzerne wie Google, mahnte Mehnert. Der

unidirektionale Fluss des Datenstroms führe

zur Intransparenz der Datenverwendung für

die Datengenerierenden und infolgedessen

zum Kontrollverlust über private Daten, zu-

mal wenige Global Player nahezu ein Mono-

pol bilden. Die derzeitige Entwicklung der

Big-Data-Industrie führe zwangsläufig zu

einem „DATAISMUS“, der algorithmischen

Unterwerfung des Menschen.

Das Geschäft mit den Daten ist ein Milli-

ardenmarkt, der heute schon kommerziell

ausgewertet und verwendet wird. So zah-

len Apple-Nutzer bei Buchungsmaschinen

mehr, selbst sogenanntes Individual Pricing,

die unterschiedliche Preisgestaltung in Ab-

hängigkeit von den Vorlieben des einzelnen

Kunden, wird beim Gang in den Supermarkt

möglich. Autoversicherungen können je

nach Fahrverhalten oder Krankenkassen

je nach Einkaufskorb und den abgeleiteten

Ernährungsgewohnheiten ein Bonus-Malus-

System bei den Prämien einführen. Das ist

eine Abkehr vom Solidaritätsgedanken,

jeder wird individualisiert, erläuterte der

Referent.

Politik und Rechtsprechung erwarten dage-

gen neue Aufgaben – zum Beispiel wie die

Menschenrechte, die menschliche Würde

und die Meinungsfreiheit geschützt wer-

den. Mehnert sieht die Gesetzgebung in

der Pflicht, das Big-Data-System zu regu-

lieren, und regte die Veranstaltungsteil-

nehmer an, ihren individuellen Umgang

mit Big-Data-Quellen wie Smartphones,

Smart-TV oder W-LAN-Nutzung zu über-

denken.

Autohersteller kennen den Füll-

stand unserer Tanks und wissen,

wohin wir fahren. Das autonome

Fahrzeug steht in den Start-

löchern. Google kennt unsere

Krankheiten und unser nächstes

Urlaubsziel. Der Umgang mit „Big

Data“ war Thema einer Veranstal-

tung in der IHK in Schopfheim.

Florian Mehnert zu Gast in der IHK

Vortrag zu Big Data

Am Rande der Veran-

staltung: Organisator

Patric Galley, Referent

Florian Mehnert

sowie Uwe Böhm und

Claudius Marx von der

IHK (von links).

Bild: sdecoret – Fotolia