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Wirtschaft im Südwesten

10 | 2017

44

THEMEN & TRENDS

L

eicht schwächer als in ganz Baden-Württemberg

hat sich der südbadische Einzelhandel im ersten

Halbjahr entwickelt. Diese Einschätzung gab Philipp

Frese, der Präsident des Handelsverbands Südbaden,

im September vor der Presse ab. Das liegt unter ande-

rem daran, dass weniger Kunden aus Frankreich und

der Schweiz kommen. Bei einer Mitgliederbefragung

des Handelsverbandes berichteten 37 Prozent der

Unternehmen aus der Region von zurückgegangenen

Umsätzen mit Franzosen und 42 Prozent von zurückge-

gangenen Umsätzen mit Schweizern. Das sind beides

Mal mehr als in der vorherigen Umfrage. Von gleichblei-

benden Umsätzen mit Kunden aus Frankreich berich-

teten 51, mit Kunden aus der Schweiz 44 Prozent. Mit

12 beziehungsweise 14 Prozent verzeichnete im ersten

Halbjahr nur eine Minderheit der Unternehmen ein Um-

satzplus mit Franzosen beziehungsweise Schweizern.

Wie groß die Zuwächse oder Rückgänge jeweils sind,

wurde nicht gefragt. Der Handelsverband Südbaden hat

rund 2.100 Mitglieder zwischen Bodensee und mittle-

rem Oberrhein.

Als Gründe für den Rückgang der französischen Kunden

nannte der stellvertretende Verbandsgeschäftsführer

Utz Geiselhart neue Meldepflichten und die zahlreichen

Baustellen in der Freiburger Innenstadt. Mit Blick auf

die Schweiz verwies er auf die dort gesunkenen Preise

und den eingependelten Frankenkurs. Zugleich betonte

Geiselhart, der Anteil der Schweizer Kunden befände

sich nach wie vor auf einem guten Niveau.

Deutschlandweit verbuchte der Einzelhandel im ers-

ten Halbjahr ein Plus von 3,5 und landesweit von 2,6

Prozent. Von dem Wachstum habe vor allem der On-

linehandel profitiert, sagt Frese. In der Umfrage hätte

fast die Hälfte der befragten Betriebe von gesunkenen

Umsätzen für das erste Halbjahr berichtet und nur etwa

ein Drittel von Zuwächsen. Stabil war die Situation bei-

spielsweise für den Bürofachhandel und für Wohnmöbel-

märkte. Ausreißer nach unten war die Kosmetikbranche.

Die Sportgeschäfte profitieren nach wie vor von der

starken Nachfrage nach E-Bikes, die ihnen wegen deren

hoher Preise zu entsprechenden Umsätzen verhelfen.

Mit Blick auf das gesamte Jahr sagte der Hauptge-

schäftsführer des Handelsverbandes Südbaden, Olaf

Kather: „Wir rechnen mit mehr oder weniger stabilen

Umsätzen des gesamten Einzelhandels.“ Die meisten

Händler in der Region würden investieren und die Zahl

ihrer Beschäftigten halten.

Der Onlinehandel profitiert auch in der Region: 65,2

Prozent der regionalen, im Internet aktiven Einzelhänd-

ler berichteten von gestiegenen Onlineumsätzen im

ersten Halbjahr. Eine Stagnation verzeichneten 26,1,

einen Rückgang 8,7 Prozent. Kather schätzt, dass zehn

oder elf Prozent der kleinen und mittelständischen

Einzelhändler aus der Region im Internet aktiv sind.

Knapp 60 Prozent von ihnen betreiben einen eigenen

Webshop, knapp 30 Prozent bieten ihre Produkte oder

Dienstleistungen laut Umfrage auf lokalen Onlinemarkt-

plätzen an, rund zwölf Prozent über Amazon und etwa

sechs Prozent über Ebay. Kather verwies zudem auf

eine Studie, nach der 51 Prozent der stationären Ein-

käufe eine Informationssuche im Internet vorausgeht.

Demgegenüber stünden 19,5 Prozent der Umsätze in

Onlineshops, denen eine stationäre Suche vorausge-

he. „Das ist im Einzelfall ärgerlich“, kommentierte dies

Frese, belaste aber nicht die ganze Branche. Gleich-

wohl seien die Verschiebungen zwischen Online- und

stationärem Handel gravierend.

Weitere Themen, die den Einzelhandel derzeit umtrei-

ben: Ladendiebstähle haben zugenommen, sodass Ka-

ther für strengere Strafen und verstärkte Möglichkeiten

der Videoüberwachung plädierte. Frese beklagte die

zunehmenden (Dokumentations-)Vorschriften, die es

den kleinen und mittelständischen Händlern schier un-

möglich machten, sich rechtssicher zu bewegen. Kather

hofft zudem auf ein Umschwenken der Politik und dabei

unter anderem auf eine Initiative der Landesregierung,

was die verkaufsoffenen Sonntage angeht (siehe auch

rechte Seite). Er plädierte für drei Termine pro Jahr ohne

Anlassbezug und kritisierte die Blockadehaltung des

Freiburger Gemeinderates. Gerade hier verzeichneten

die Händler angesichts der vielen Baustellen massive

Kaufrückgänge.

mae

Viele stationäre

Käufer informieren

sich davor

im Internet

Bild: MoustacheGirl

Südbadischer Einzelhandel im ersten Halbjahr 2017

Weniger Schweizer und Franzosen