Wirtschaft im Südwesten
11 | 2016
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PrAxISWISSEN
INTErNATIONAL
Betrügerische Angebote aus dem Ausland
Vorsicht, Falle!
K
ürzlich meldete die Altenburger Electronic GmbH
aus Seelbach der IHK Südlicher Oberrhein ei-
nen Betrugsversuch aus Katar. Der Spezialist
für Gebäudetechnik (WLAN, Licht- und Jalousiensteu-
erung, Tür- und Fensterverschlusssysteme, Vielfach-
Schaltungen), der rund 40 Mitarbeiter beschäftigt und
etwa ein Viertel seines Umsatzes im Ausland, vor allem
in Asien erwirtschaftet, hatte im August eine Anfrage
aus dem Emirat erhalten. Sie war, wie Geschäftsführer
Hans Siegfried berichtet, „technisch einwandfrei for-
muliert und enthielt bereits die korrekten Altenburger-
Bestellnummern“. Absender war eine in Katar ansässige
Handelsgesellschaft samt Postanschrift, die sich als
Mittler für die regierung vorstellte.
Die Anfrage bezog sich auf eine Ausschreibung für die
Beleuchtungssteuerung von Objekten zur Fußballwelt-
meisterschaft, die 2022 in Katar stattfinden soll. Ein
rückfrage zu Details wurde umgehend und akkurat be-
antwortet, woraufhin Altenburger ein Angebot machte
und Ende August einen Auftrag über knapp 1,15 Millio-
nen Euro erhielt. Korrespondenzpartner war nun – wie
angekündigt – ein „Board Secretary“ des „Ministery of
Endowment and Islamic Affairs“. Briefpapier, Stempel
und Unterschriften wirkten täuschend echt. Zugleich
erhielten die Badener allerdings eine Zahlungsauffor-
derung: 2.550 Euro sollten sie als Bearbeitungsgebühr
vorab zahlen. Die Vorschläge, den Betrag später von
der rechnung abzuziehen oder eine entsprechende
Bankbürgschaft zu leisten, lehnte das angebliche Mi-
nisterium ab. Daraufhin wurde Geschäftsführer Sieg-
fried skeptisch, forschte nach und fand heraus, dass
der ursprüngliche Vermittler des Auftrags nicht nur in
Katar, sondern auch in der nigerianischen Hafenstadt
Lagos registriert ist. „Es deutete einiges darauf hin,
dass die 2.550 Euro Bearbeitungsgebühr erst der An-
fang einer Kettenforderung war“, sagt Siegfried.
Susi Tölzel, referentin Auslandsmärkte und Zoll der IHK
Südlicher Oberrhein, kennt solche Methoden. „Neben
China sind oftmals auch Geschäftsangebote aus Afrika
auffällig“, berichtet sie. Für eine bestimmte Masche von
Betrügereien, die ihren Ursprung oft in Nigeria haben,
hat sich daher der Begriff der „Nigeria Connection“ eta-
bliert. Hinter den vermeintlichen Aufträgen verbergen
sich oft sehr fantasievolle Geschichten, dass Gelder aus
dem Land transferiert werden sollen. Dafür sei Unter-
stützung eines ausländischen „Partners“ notwendig,
dem dabei natürlich Beteiligungen oder Provisionen in
Aussicht gestellt werden. Auch aus anderen Ländern,
zum Beispiel Ghana, tauchen bei den IHK-Experten
immer wieder Betrugsfälle auf. Dabei geht es nicht
nur um große Geldtransfers. Es werden auch – wie im
Fall Altenburger – fiktive Geschäfte angebahnt, für die
Vorauszahlungen oder Provisionen geleistet werden
sollen. Die Zahlungen werden etwa durch vorab ent-
stehende Anwaltskosten oder ähnliches begründet.
Um den Anschein der Seriosität zu erhöhen, melden
sich die „Kunden“ gern im Auftrag von Ministerien oder
Organisationen, bei denen es um öffentliche Projekte
und Ausschreibungen geht
.
tö/kat
International tätige Unternehmen
stoßen immer wieder auf betrügerische
Angebote. Die IHKs erhalten regelmä
ßig Informationen von Firmen aus der
Region, die Ziel solcher Betrugsversu
che geworden sind. Oft gehen die Täter
nach ähnlichem Schema vor.
Susi Tölzel
Tel. 0761 3858-122
susi.toelzel@ freiburg.ihk.deBild: Nomad_Soul - Fotolia