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Unternehmen

BAD SÄCKINGEN.

musicals boomen seit Jahren und sind für

hamburg, Köln oder Stuttgart zusätzliche Besuchermagnete. In

die Liste der musicalstädte reiht sich seit einiger Zeit auch das

kleine Bad Säckingen an der Schweizer Grenze ein. hier brachte

die hochrhein musicals Gmbh & Co. KG seit 2007 fünf eigene Pro-

duktionen auf die Bühne des Gloria-theaters, und lockte damit bis

zu 40.000 Zuschauer an. Die macher dieses erstaunlichen erfolgs

heißen Alexander Dieterle und Jochen Frank Schmidt. mit jugend-

lichem elan starteten die beiden vor zehn Jahren in das Abenteuer

Selbstständigkeit – da waren sie gerade mal mitte zwanzig und doch

schon halbwegs erfahrene Produzenten.

Dieterle und Schmidt kennen sich seit der Schulzeit in Waldshut-

tiengen. Sie haben gemeinsam Klavier gespielt und die Band

„Omikron“ gegründet, die es zu regionalem erfolg brachte und

den Bundespreis „Jugend rockt“ gewann. Sie arbeiteten auch

als Bühnentechniker, organisierten Konzerte oder Festivals und

produzierten zwei CDs. Parallel zum Abitur im Jahr 2000 schrieb

Schmidt sein erstes musical, das er während des Zivildienstes an

seiner alten Schule aufführen konnte. Drei Vorstellungen waren

geplant, dreißigmal wurde die teeniekomödie „Lust am Leben“

tatsächlich gespielt, einmal auch im Gloria-theater. musiker und

Darsteller waren Laien und kamen aus dem Bekanntenkreis. heute

besetzen Schmidt und Dieterle ihre musicals mit Profis und schrei-

ben die rollen europaweit aus. Für ihr neuestes musical „happy

Landing“, das im herbst 2017 Premiere haben soll, liefen Castings

in Freiburg, Zürich und Konstanz. Das Budget ist mittlerweile aber

auch ein ganz anderes: Über eine million euro haben der Kaufmän-

nische Direktor Dieterle und Intendant Schmidt für die aktuelle

Produktion veranschlagt.

nach dem Abitur hatten beide zunächst die heimat verlassen, stu-

diert (Dieterle Informatik in Karlsruhe, Schmidt Betriebswirtschaft

in Ilmenau) und Berufserfahrungen gesammelt (Schmidt beim Süd-

westrundfunk und Dieterle als Kulturreferent der Uni Karlsruhe).

Doch sie hielten Kontakt zur musik wie zur heimat und gingen

bald mit ihrem zweiten musical „herzklopfen“ auf tournee. Der

erneute erfolg und die alte not an Veranstaltungsorten am hoch-

rhein motivierten Schmidt und Dieterle schließlich selbst aktiv zu

werden. Der Bürgermeister von Bad Säckingen hatte ihnen das

Gloria-theater angeboten. es wurde Anfang der nuller Jahre nur

noch als Kino genutzt und stand kurz vor dem Abriss. „es war sehr

marode“, berichtet Schmidt. „es regnete rein, schimmelte und die

Bühne brach ein.“ trotzdem verliebten sich die Schulfreunde in das

haus mit seinem 1950er-Jahre-Charme. Um den Vertrag mit der

Stadt zu unterschreiben, gründeten Schmidt und Dieterle 2006 die

hochrhein musicals Gmbh & Co. KG.

Die beiden gingen voll enthusiasmus ans Werk und wundern sich rück-

blickend doch, wie und dass alles funktioniert hat. Die renovierung

des Gloria-theaters verschlang einen sechsstelligen Betrag und viel

Arbeitseinsatz von ihnen selbst, von Familie, Freunden und Förderern.

Viele Bad Säckinger packten mit an, weil sie sich freuten, dass ihr the-

ater erhalten blieb. Parallel zur Sanierung entstand die erste Produkti-

on für die neue Bühne. Alles musste gleichzeitig passieren: renovieren,

komponieren, proben, werben. Wenige minuten vor der Premiere von

„Lichterloh“ im September 2007 räumten Schmidt und Dieterle die

letzten Werkzeuge beiseite. Die frische Farbe der eingangstür war

noch nicht ganz trocken, als die ersten Gäste durchliefen.

hochrhein musicals schrieb von Anfang an schwarze Zahlen. „Wir

hatten ja schon viele Fans in der region“, sagt Schmidt selbstbewusst.

„Und wer einmal da war, kommt eigentlich immer wieder.“ Zu den

Vorstellungen reisen Besucher aus einem Umkreis von über hundert

Kilometern an. hochrhein musicals arbeitet mit einem Städtereise-

anbieter und der regionalen hotellerie zusammen.

In ihrem Businessplan hatten Schmidt und Dieterle angedacht, jedes

Jahr ein neues Stück zu produzieren. Doch von diesen ehrgeizigen

Plänen sind sie abgerückt und haben stattdessen weitere Standbei-

ne aufgebaut. einmal die Woche laufen ausgesuchte Kinofilme im

Gloria. Seit Anfang 2015 auf einem Digitalprojektor – der auch eine

größere Investition war, die der Förderverein des theaters, Stadt

und Land unterstützten. Zudem gibt es in Bad Säckingen heute ein

umfangreiches Gastspielprogramm. Das Gloria-theater mit seinen

Zwei junge Unternehmer haben das Bad Säckinger

Musicals am