Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe April'23 -Südlicher Oberrhein

49 4 | 2023 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 60 Euro, dann kommen noch mehr als 20 Euro Pfand dazu“, rechnet die Restaurant- chefin vor. „Ich glaube, das ist für viele Familien einfach viel Geld.“ Dennoch, im Prinzip sei die Idee der Mehrwegverpackun- gen absolut sinnvoll: „Wir wissen alle, wie viel Müll produziert wird“, hält sie an ihrer Entscheidung fest. Daniela Hermann, Projektleiterin Touris- mus, Gastgewerbe und Freizeitwirtschaft bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, bestätigt die Eindrücke der beiden Mit- gliedsunternehmen: „Mehrweg ist nicht das große Thema.“ Schon im November sei das In- teresse an den Informationsangeboten der IHK eher gering gewesen. Ihre Theorie lautet: Die einen wissen Bescheid und haben ein Mehrwegsystem schon lange erfolgreich im Einsatz, viele andere aber haben gar nicht verstanden, worum es geht, einige sitzen es möglicherweise auch aus. Manche Regionen sind schon weiter Große Unterschiede gibt es in der Tat, das macht ein Besuch im Restaurant Sol am Konstanzer Ebertplatz deutlich. Hier hat sich das Mehrwegsystem längst etabliert, berichtet Geschäftsführer Tiberius Triff. Schon mit der Eröffnung im November 2014 hat er voll auf die Karte Vegifood gesetzt. „Nachhaltigkeit war mir schon immer wichtig“, erzählt der 48-Jährige. Die Bedienungstheke im früheren Friseursalon hat er aus dem nachwachsenden Rohstoff Bambus selbst gezimmert. Plastikbesteck sucht man hier vergebens. 2018 wurde das Recup-System eingeführt, Ende 2020 kamen die Rebowl-Schalen hinzu. „Ich hatte mich damals auch als Versuchsbetrieb bei Recup ange- meldet“, blickt Triff zurück. Heute nennt er Zahlen, die wohl nur wenige erreichen: 2022 wurden im Sol 6.737 Recup-Becher gefüllt, 5.109 zurückgeben. 2.988 Rebowl-Schalen gingen raus, 2.840 kamen gegen Pfand zurück. Es ist offensicht- lich: In der Studentenstadt Konstanz ist das Interesse an den Mehrwegbehältern größer als auf dem Land, Tiberius Triff ist zudem als Anbieter nicht allein auf weiter Flur: Eine Studentin beispielsweise, die morgens zur Uni radelt und auf ihrem Weg im Sol den ersten Kaffee einfüllen lässt, kann den Becher bei diversen Restaurants in der Altstadt abgeben, sich dann mit einem Take-away-Essen an den Seerhein setzen und den Behälter auf dem Rückweg im Sol wieder abgeben. Oder sie nimmt ihn mit nach Hause, steckt ihn in die Spülmaschine, und der WG-Mitbewohner befüllt die Schale für die Mittagspause am nächsten Tag, bevor sie anderswo in der Stadt den Weg zurück ins Pfand- system findet. Eine derartige Kreislaufwirtschaft – so die einhellige Einschätzung aller Gesprächspartner – ist an sich nur zu begrüßen. Letztlich müssen die Kunden mitmachen. Mag sein, dass es – wie bei vielen anderen Umbrüchen in der Gesellschaft – einfach seine Zeit braucht, bis sich das neue System durchsetzt. Benedikt Brüne IHK Hochrhein-Bodensee: Heike Wagner 07531 2860-190 heike.wagner@ konstanz.ihk.de IHK Schwarzwald- Baar-Heuberg: Daniela Hermann 07721 922-136 hermann@vs.ihk.de IHK Südlicher Oberrhein: Wilfried Baumann 0761 3858-265 wilfried.baumann@ freiburg.ihk.de WEITERE INFOS Mehr zu den Details, wer wann welche Mehrweg- lösung anbieten muss, unter www.wirtschaft-im- suedwesten.de/titelthemen/mehrweg-kommt DIHK-Merkblatt zu den neuen Mehrwegvorschriften und wie Gastronomen sie handhaben über den QR- Code. Broschüre „Mehrweg für Speisen und Getränke zum Mitnehmen“ des Umweltbundesamtes speziell für die Gastronomie. www.uba.de Webseite „Essen in Mehrweg“ : Hervorragendes gemeinsames Infoangebot verschiedener Umwelt- und Nachhaltigkeitsverbände. Bietet Kurzübersich- ten zu den neuen Regeln in vier Sprachen, Hinweise zur Spülhygiene und zur Verkaufspersonalschulung fürs Befüllen. Umfangreiche Übersicht und Ver- gleich über die zurzeit verfügbaren Mehrwegsys- teme, Hilfen zur Entscheidungsfindung sowie Tipps für das Installieren einer eigenen Mehrweglösung. www.esseninmehrweg.de Dehoga-Merkblatt „Mehrwegverpackungspflicht in der Gastronomie ab 2023“ (für Dehoga-Mitglieder). www.dehogabw.de Das Verpackungsgesetz als PDF zum Herunterladen unter www.gewerbeaufsicht.baden- wuerttem- berg.de Verpackungsgesetz Tiberius Triff hat in seinem Restaurant Sol in Konstanz seit Jah- ren Pfandgeschirr im Einsatz – und zwar richtig viel. »Die Schalen und Becher haben eine super Qualität, da kann man nicht meckern« Martina Sanseverino Chefin des Restaurants „da martina“, Rottweil

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