Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe April'23 -Südlicher Oberrhein

48 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 4 | 2023 PRAXISWISSEN U nsere Ware – auch zum Mitnehmen. Fragen Sie unsere Mitarbeiter und lassen Sie sich Ihre Getränke und Speisen für den Weg einpacken.“ So oder ähnlich liest man es auf vielen Webseiten oder auf Schildern vor Restaurants, Cafés und Kiosken in Südbaden. To-Go-Getränke und -Speisen sind Teil unseres Konsumalltags geworden. Doch durch die schiere Menge werden Einwegverpackungen immer mehr zum Problem. Wir füttern so nicht nur unsere Mägen, sondern gleichzeitig den ohnehin monströs großen globalen Müllberg. Nicht, dass wiederverwendbare, abwaschbare Behälter deshalb nicht schon vorher angeboten und verwendet worden wären. Neu ist aber: Seit 1. Januar sind alle Gastronomen per Verpackungsgesetz verpflichtet, ihren Gästen eine Alternative zur Einweg- und damit Wegwerfverpackung anzubieten – und diese auch wie- der zurückzunehmen. Und, wie klappt es so? „Sehr schleppend“, antwor- tet Georg Wiengarn auf die Frage nach seinen Erfah- rungen. Der 48-Jährige betreibt neben einem Hotel auch den Schnellimbiss Foodbox unweit der Triberger Wasserfälle. Das System habe sich in der Schwarz- waldregion noch nicht durchgesetzt. „Hier kommt keiner mit dem Mehrwegbecher, um ihn in Stuttgart, Köln oder Frankfurt wieder zurückzugeben“, sagt Wiengarn. So sind drei Viertel der angeschafften Erstausstat- tung noch da. Ungenutzt. Ein Betrieb mit regelmäßig wiederkehrender Kundschaft habe vielleicht andere Erfahrungen. Zur Foodbox aber kommen wenig Stamm- gäste, sondern „die Oma aus Schweden, die Familie aus Israel“, so Wiengarn – eben viele Touristen, von denen kaum einer einen Pfandbecher dabeihat oder mitnehmen möchte. Erst recht keinen Essensbehälter, in dem er eine Gulaschsuppe, eine Portion Pommes oder einen Burger wegtransportieren würde. Kunden lassen Mehrweg (noch) links liegen Ähnlich äußert sich Martina Sanseverino. Sie betreibt ein Pizza-Ristorante am Fußballstadion in Rottweil. Im Oktober 2022 hat sie knapp 700 Euro in die Ausstat- tung des Münchner Mehrweganbieters Recup/Rebowl investiert. Diverse Werbemittel machen ihre Kunden auf das Take-away-Angebot aufmerksam. Aber auch sie sagt: „Es ist schwierig, das System zu etablieren.“ Die komplette Speisekarte bietet sie zum Mitnehmen an. „Die Schalen und Becher haben eine super Quali- tät, da kann man nicht meckern.“ Und obwohl das Mit- nahmegeschäft eigentlich gut laufe, frage ein Großteil der Kundschaft nicht nach Mehrweggeschirr. Könnte es am Pfandpreis liegen? Der liegt bei ei- nem Euro für den Recup-Becher und bei fünf Euro für die Rebowl-Schale mit Deckel. „Bestellt eine Fa- milie Pizza und Pasta beispielsweise für insgesamt „ Mehrwegpflicht in der Gastronomie Ausbaufähig Seit Jahresbeginn müssen gastronomische Betriebe für Außer- Haus-Speisen und To-Go-Getränke Mehrwegverpackungen anbieten. Eine erste Bestandsaufnahme zeigt: Ein echter Renner ist das Thema noch nicht. Bild (oben): Adobe Stock, Olaf Kunz »Hier kommt keiner mit dem Pfandbecher, um ihn in Köln wieder abzugeben« Georg Wiengarn Chef der Foodbox, Triberg

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