Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe März'23 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

51 3 | 2023 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten wvib Konjunkturumfrage Münzer: „Industrie im Südwesten schlägt sich besser als befürchtet“ EMMENDINGEN. „Nur weil die Katas- trophe ausgeblieben ist, ist noch lange nicht alles schön“, erklärte wvib-Hauptgeschäfts- führer Christoph Münzer bei der Konjunktur- pressekonferenz. Der Wirtschaftsverband, der sich selbst „Schwarzwald AG“ nennt, lud dazu zur Sutter Medizintechnik GmbH nach Emmendingen ein. „Die Industrie im Südwes- ten hat sich deutlich besser geschlagen als befürchtet“, so Münzer weiter. Auch die Prog- nosen würden sich weiter verbessern. Den- noch bestünde weiterhin die Sorge, dass die Kombination von wirtschaftlichem Stillstand und hoher Teuerungsrate anhalten könnte. 2022 hätten die wvib-Mitgliedsunternehmen im Schnitt ein Umsatzplus von 13,6 Prozent erreicht (2021: 15,6 Prozent). Dabei seien die hohe Industrieinflation und die allgemeine Teuerung allerdings nicht mit eingerechnet. Betrachte man die Umsatzentwicklung, so hätten sich die Werte im Jahresvergleich we- nig geändert. Knapp 81 Prozent der Betriebe meldeten gestiegene Umsätze (Vorjahr: 82 Prozent). Gegenüber dem Vorjahr (16 Pro- zent) mussten 17,5 Prozent der Unterneh- men gesunkene Umsätze hinnehmen. Auch die Geschäftserwartung blieb eher positiv. So rechnen 45,5 Prozent der Betriebe mit steigenden Umsätzen. 2021 waren das noch über die Hälfte (55 Prozent). Zum Gesamtjahr 2022 lag die Geschäftslage bei 63,4 Punkten und die Geschäftserwar- tung bei 31,8 Punkten (Vorjahr 49,8 zu 18,8). Beim Blick in die Branchen zeigt sich ein dif- ferenziertes Bild: Während die Automobil- und die Maschinenbaubranche sowie die Medizin- technik überdurchschnittliche Umsatzsteige- rungen verzeichneten, blieben Branchen wie der Metallbau und die Kunststoffverarbeitung mit ihren Umsätzen unter dem Schnitt. Ähnlich beim Geschäftsklima: Hier stechen die Medizintechnik, der Maschinenbau und die Automobilbranche hervor. Die von den Energiekosten stark gebeutelten Kunststoff- unternehmen melden nach einem zwischen- zeitlichen Hoch wieder ein rückläufiges Ge- schäftsklima. Auch die Metallverarbeitung, meldet einen rückläufigen Wert. Nur noch bei knapp 60 Prozent der Betriebe verbesserte sich der Auftragseingang 2022. Ein Jahr zuvor waren es noch rund zehn Pro- zent mehr. Derzeit erwarten nur 31 Prozent der Unternehmen höhere Auftragszahlen, das waren im letzten Jahr noch 35 Prozent. Auch die Ertragslage beurteilen viele Be- triebe gegenüber dem Vorjahr weniger gut. Nur knapp 39 Prozent berichten von guten Erträgen. Das waren 2021 noch 46 Prozent. Mit Verbesserungen in der Zukunft rechnet sogar nur jeder fünfte Betrieb. Dennoch lag die Investitionsquote 2022 wieder bei über sechs Prozent, nachdem sie 2021 auf vier Prozent gefallen war. Münzer deutet dies positiv: „Wer investiert, glaubt an eine Zukunft.“ db Von links: Heiner Steinberg, Vorstand Wehrle-Werk AG, wvib-Präsident Thomas Burger, wvib-Hauptgeschäfts- führer Christoph Münzer und Gastgeber Bert Sutter, Geschäftsführer Sutter Medizintechnik GmbH Volksbank Lahr Weiter auf Wachstumskurs LAHR. Es sei ein schwieriges Jahr, aber gleichzeitig erfolgreiches Geschäftsjahr ge- wesen, zog Peter Rottenecker, Vorstandschef der Volksbank Lahr, Bilanz für 2022. Trotz Russlandkrieg und Energiekrise konnte die Bank ihre Bilanzsumme erneut steigern. Sie wuchs um 5,4 Prozent auf nun 3,26 Milliarden Euro. Auch beim Kundenvolumen gab es ein Plus von 2,7 Prozent von 5,7 auf 5,9 Milliar- den Euro. „Der Motor des Wachstums war erneut das überdurchschnittlich wachsende Kreditgeschäft“, sagt Rottendecker. Im ver- gangenen Jahr hat die Bank Kredite mit ei- nem Gesamtvolumen von 597 Millionen Euro vergeben, eine Steigerung um 20,5 Prozent. An der Wachstumsstratgie im Kreditgeschäft wolle man auch 2023 festhalten, wenngleich leicht abgeschwächt. Die dramatischen Entwicklungen des Jahres 2022 schlagen sich im Bankengeschäft nie- der: Der Leitzins liegt mittlerweile bei drei Prozent – nach Jahren auf Null-Niveau – und Vorstand Reiner Richter rechnet mit weite- ren Steigerungen im Jahresverlauf. „Plötz- lich macht Bausparen wieder Sinn.“ Ent- sprechend musste die Abteilung reaktiviert werden: 2022 wurden Bausparverträge mit einem Gesamtvolumen von gut 90 Millionen Euro abgeschlossen. Erfolg in den sozialen Medien Die Marke „BlackVRst“, mit dem insbe- sondere junge Menschen über Lehrinhal- te zur finanziellen Bildung an die Volks- bank gebunden werden sollen, habe sich innerhalb weniger Monate zum „größten und bekanntesten“ Volksbank- Account entwickelt. Mehr als 160.000 Follower haben die Accounts der Bank in- zwischen auf TikTok, Instagram und Youtube. Zudem hat die Volksbank vor Kurzem die Black Forest Learn & Information Plattform („bflip GmbH“) gegründet – eine digitale Plattform, auf der Unternehmen ihren Mit- arbeitern Lerninhalte zur Verfügung stellen können. Unter anderem die Lahrer Unterneh- men Herrenknecht und Julabo nutzten „bflip“ bereits. Die Idee wird als White-Label-Lösung auch an andere Unternehmen verkauft, zum Beispiel an die Sparkasse. Innovationen wie diese seien für die Regionalbank überlebens- wichtig, schließlich sei die Konkurrenz von globalen Playern wie Apple Pay oder Klarna enorm. „Wenn wir uns nur aufs Kernbanken- geschäft verließen, hätten wir in fünf Jahren Schwierigkeiten, uns am Markt zu behaup- ten“, sagte Rottenecker. db Vorstand Reiner Richter (links) und Frank Peter Rottenecker (Vorstandsvorsitzender)

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