Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Februar'23 - Hochrhein-Bodensee

4 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 2 | 2023 Panorama Studie zum Geschäftsvertrauen deutscher Unternehmen in China Stimmung auf historischem Tiefstand M it „Rocky Roads Ahead“ (sinngemäß steiniger Weg voraus) hat die Deutsche Handelskammer in China die Ergebnisse ihrer Umfrage zum Geschäftsklima übertitelt, die sie im Dezember veröffentlichte. Tatsächlich hat das Vertrauen der in China engagierten deutschen Unternehmen im vergangenen Jahr stark gelitten. 49 Prozent der knapp 600 antwortenden Firmen finden, dass China im Vergleich zu anderen Märkten an Attraktivität verloren habe. So viele wie nie. Nur die Hälfte (51 Prozent) plant, ihre Investitionen in China innerhalb der nächsten zwei Jahre auszubau- en. Im Vorjahr waren es noch 71 Prozent. Als Hauptstressoren werden die – mittlerweile gelockerte – Null-Covid-Politik der Regierung und die geänderten geopolitischen Rahmen- bedingungen wie der Russland-Ukraine-Krieg und damit verbundene Sanktionen angegeben. Deshalb zurren zwei Drittel der deutschen Un- ternehmen mit Chinageschäft ihre Strategie zurecht. Zwei Richtungen – die teilweise auch parallel verfolgt werden – herrschen dabei vor: verstärkte Diversifizierung außerhalb Chinas und eine intensivere Lokalisierung innerhalb des Landes (Details siehe Grafik). Die größten regulatorischen Herausforderun- gen sind laut der Umfrage Rechtsunsicherheit (33 Prozent) sowie Cyber- und Datenschutz- vorschriften (31 Prozent), die mit der unklaren Umsetzung des chinesischen Cybersicher- heitsgesetzes zusammenhängen. Initiativen wie „Made in China 2025“ und das Streben des Landes nach mehr Eigenständigkeit ver- schafften lokalen Wettbewerbern einen Vor- sprung – 29 Prozent der deutschen Unterneh- men berichteten über nachteilige Behandlung, so der Bericht. Während das Jahr 2022 für deutsche Unter- nehmen enttäuschend verlief, kehrt für 2023 vorsichtiger Optimismus zurück – die Hälfte der befragten Unternehmen erwarten einen höheren Geschäftsumsatz und 37 Prozent prognostizieren höhere Gewinne. uh Den Business Confidence Survey 2022/23 zum Gratis-Download auf den Seiten der AHK Greater China unter https://china.ahk.de oder über den QR-Code Grafik: Freiburger Druck, Eschenlohr Konsumgüterindustrie und Handel Wenn jeder dritte Mitarbeiter fehlt V erwaiste Regale, weil niemand da ist, um Waren zu produzieren, anzuliefern und einzuräumen. Lange Kassenschlangen und keiner in Sicht, der Kunden berät. Könnte so die Zukunft des stationären Einzelhandels aus- sehen? Diesen Schluss legt eine aktuelle Ana- lyse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pri- cewaterhouseCoopers GmbH (PwC) nahe, die hierfür Daten des Wirtschaftsprüfungsinstituts Wifor und der Bundesagentur für Arbeit ausge- wertet hat. Ihr düsteres Fazit: 2035 könnten bundesweit 2,25 Millionen Arbeitsplätze – und damit jede dritte Stelle – im Handel (1,95 Milli- onen Stellen) und in der Konsumgüterindustrie (600.000 Stellen) unbesetzt sein. Wie überall ist auch hier der zentrale Treiber die demografische Entwicklung in Deutsch- land, die zum Beispiel das Durchschnittsalter der Belegschaft zwischen 2020 und 2035 von 46 auf 51 Jahre steigen lässt, und bei der die Pensionierung geburtenstarker Jahrgänge mit akutem Nachwuchsmangel zusammenfällt. Die PwC-Experten empfehlen Händlern und Herstellern etwa, ihre Belegschaft weiterzu- bilden, um Kompetenzen wie Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zu stärken. Im Sinne der Planungssicherheit sollten zudem Personal- und Geschäftsstrategie miteinander verzahnt werden. Wer die Mitarbeitermotivation und -zufriedenheit hoch- und die Fluktuation klein- halten möchte, schaffe dies unter anderem durch attraktive Arbeitsumfelder und flexible Arbeitsbedingungen. Nicht zu vergessen: Unternehmen sollten prü- fen, welche Arbeitsabläufe sich automatisieren lassen, um die Mitarbeitenden von repetitiven und manuellen Aufgaben zu entlasten. „So bleibt mehr Zeit für wertschöpfende Aufga- ben“, so das Fazit von Christian Wulff, Leiter des Bereichs Handel und Konsumgüter von PwC Deutschland. ks Informationen zum Thema und Download der Studie unter www.pwc. de/de/handel-und-konsumguter.html Zwei von drei Unternehmen ändern ihre Strategie So reagieren deutsche Firmen in China auf zunehmende geopolitische Spannungen Lokalisierung 29 % Beschleunigte Konzentration von Einheiten innerhalb Chinas (etwa F&E) 18 % Weiteres Geschäft/Investment wird nach China verlagert 15 % Weitere Teile der Lieferkette werden nach China verlagert 17 % Entwicklung von Plänen für den Worst Case inklusive (Teil-) Rückzugs 5 % Abzug aktuellen Geschäfts aus China 18 % Diversifizierung von Investitionen nach außerhalb Chinas 33 % Diversifizierung der Lieferketten nach außerhalb Chinas 30 % Keine Änderung der Strategie 5 % Sonstiges 20 % Geplante Geschäfte/Investitionen in China werden vertagt Diversifizierung Quelle: Geschäftsklima-Umfrage Deutsche Handelskammer in China, 12/2022. Mehrfachantworten waren möglich.

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