Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe November'22 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

43 11 | 2022 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten Unternehmen Über 500 Patente angemeldet Als wichtigste Säule des Erfolgs betrachtet Manfred Kohler den konsequenten Fokus auf den Endkunden. „Wir betreiben intensi- ve Marktforschung, nutzen Trendscouts und wir beobachten unsere Kunden vor Ort, um ihre Probleme zu verstehen, damit wir sie lösen können.“ Das Motto lautet „Verstehen- Vereinfachen-Fokussieren-Erneuern“. Vom Besuch vor Ort werden die Erkenntnisse in das seit 2011 bestehende Forschungs- und Entwicklungszentrum in Elgersweier bei Of- fenburg getragen. Bis heute wurden von dort aus über 500 Patente angemeldet. 2021 wurde die neue Werkshalle vollständig in Betrieb genommen, die direkt an die alte Halle anschließt. „Das war die größte Investi- tion des Mutterkonzerns seit der Übernahme und damit auch ein Bekenntnis zum deut- schen Standort“, sagt Kohler. Läuft man heute durch den 13.000 Quadrat- meter großen Neubau, ist alles an seinem Platz, die Mitarbeiter geschäftig. Nichts ist mehr zu merken vom „Werks-Tetris“, wie Ge- schäftsführer Kohler das ambitionierte Projekt nennt, den Neubau während der laufenden Produktion zu vollziehen. Jede Abteilung muss- te während des Baus mindestens einmal, wenn nicht sogar zweimal, umziehen – und das in der Hochphase der Coronapandemie und ohne Produktionsunterbrechung. Stressig zwar, aber die ersten Maschinen liefen bereits im Sommer 2020 vom Band. Anschließend wurde die Umstrukturierung der weiteren Produkti- onslinien abgeschlossen und eine Photovolta- ikanlage auf dem Dach installiert, die nun zehn Prozent des Energiebedarfs mit Solarstrom deckt, der restliche Ökostrom wird zugekauft. Bis 2019 verzeichnete das Unternehmen je- des Jahr einen neuen Rekord, sowohl beim Maschinenoutput als auch beim Umsatz. Die Pandemie hat dies zwar kurzeitig abgeflacht, aber nicht beendet. Die Entwicklung lief auf Hochtouren weiter, Kurzarbeit war zu keinem Zeitpunkt angedacht, um die Innovationspipe- line weiter zu füllen. Stets lieferfähig Eine größere Herausforderung ist die Versor- gungslage mit Mikrochips. „Wenn jemandem eine Spülmaschine kaputt geht, kann man nicht monatelang auf Ersatz warten“, sagt Kohler. Entsprechend habe man ein Son- dermodell mit leicht veränderter Steuerung und verfügbaren Teilen designt. „Wir waren immer lieferfähig!“ Mit anderen kritischen Teilen hat sich das Unternehmen rechtzeitig und umfangreich bevorratet. Dafür wurde ex- tra eine Lagerhalle angemietet, die von einem Dienstleister gemanagt wird. Das Serviceun- ternehmen legt den Servicemitarbeitern von Hobart die notwendigen Teile über Nacht in die Lieferwägen – eine Art Amazon Prime für den Außendienst. Fachkräftemangel ist mit Blick auf die Pro- duktentwicklung ein Thema: Küchenper- sonal ist knapp, Spülprozesse, die bis hin zum Einräumen der Maschine automatisiert sind, sind gefragt. Für den eigenen Arbeits- kräftebedarf zieht die Personalabteilung in Sachen Marketing erfolgreich alle Register: Schnuppertage, Kinderprogramm, Mitarbei- ter werben Mitarbeiter sowie spezielle För- derprogramme auch in Zusammenarbeit mit Hochschulen. Vor allem aber „sind wir ein attraktives, zukunftsfähiges Unternehmen“, meint der Geschäftsführer. Trends: Automation und Reusables Man könnte sagen, dass Hobart den großen Krisen vorwegläuft. Spätestens der dies- jährige Dürresommer und der bevorste- hende Winter in der Energiekrise machen schmerzhaft deutlich, dass Wasser- und Energiesparen keinen Aufschub dulden. „Das wird inzwischen von Kunden auch vermehrt aktiv nachgefragt“, berichtet Kohler. Impulse kämen auch vielfach aus asiatischen Ländern, die hohe gesetzliche Anforderungen an den Wasserverbrauch von Geräten stellen. Auch das Verbot von Einweggeschirr aus Plastik durch das Verpackungsgesetz und der damit einhergehende Trend zu wieder- verwendbarem Geschirr, wie Kaffeebechern, Schalen und Boxen, die Restaurants bald verpflichtend anbieten müssen, wird von Hobart in neuen Spülkonzepten realisiert. Mehrweggeschirr-To-Go wird oft aus Plastik gefertigt. Kunststoff trocknet schlechter als Porzellan, wird das noch feuchte Geschirr gestapelt, bergen die Wassertropfen Verkei- mungsgefahr. Hier punktet das Unternehmen mit seiner Kombination aus Spül- und Trock- nungstechnologie. Bereits seit 2018 bietet das Unternehmen nach eigenen Angaben als einziger Anbieter überhaupt „Top Dry“- Trocknung an, sodass Kunden keine Gläser mehr polieren müssen. Gedanklich ist Kohler ohnehin schon viel wei- ter. Er zeigt eine Präsentation des „Single- Cup-Washer“, der Prototyp eines Geräts, das zum Beispiel bei Ketten wie Starbucks am Tresen installiert sein kann, um dort direkt die Kaffeebecher der Kunden zu reinigen. „Es gibt immer Verbesserungspotenzial“, sagt er. Die Vision des Unternehmens lautet immer- hin „Spülen ohne Wasser“. db Automation ist ein wichtiges Entwicklungsthema bei Hobart: Künftig könnten Spülmaschinen das schmutzige Geschirr ganz ohne menschliche Hilfe in den Spülkasten transportieren. Geschäftsführer Manfred Kohler ist seit 33 Jahren im Betrieb.

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