Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Oktober'22 -Südlicher Oberrhein

53 10 | 2022 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten auch an Insektenfreundlichkeit, wie zum Bei- spiel Lichtfarbe, Abschirmung nach oben und hinten, vollständig gekapselte Lampengehäu- se, und als oberste Priorität die Vermeidung von künstlichem Licht. Tipps aus der Praxis Anderen Unternehmen rät Bührer, zu prüfen, welche Schritte realistisch umsetzbar sind und Leuchten sowie Leuchtmittel sukzessive auszutauschen – etwa, wenn die Außenbe- leuchtung ohnehin ersetzt werden muss. Und die Wirtschaftlichkeit neuer Lichtlösungen zu berücksichtigen: „Wir produzieren im Zwei-Schicht-Betrieb, sodass Mitarbeiten- de auch nachts regelmäßig auf dem Gelän- de sind. Würden wir die Beleuchtung per Bewegungsmelder steuern, müssten sich diese permanent einschalten. Da sie dies aber nur eine begrenzte Zyklenzahl können, sind Bewegungsmelder wie es sie aktuell auf dem Markt gibt, für uns nicht wirtschaftlich. Wir hoffen auf technologische Fortschritte.“ Ebenso wichtig wie technische Details ist für Regina Bührer die transparente Kommuni- kation ins Unternehmen hinein. „Wir stellen unsere Projekte im Intranet vor, sodass alle Kolleginnen und Kollegen nachvollziehen können, warum sich etwas ändert. Ein posi- tiver Effekt ist, dass uns viele zurückmelden, wie sich ihr Bewusstsein für Nachhaltigkeit dadurch verändert und sie einzelne Ansätze auch im Privaten umsetzen.“ Damit das gelin- ge, sei es wichtig, dass das „Green Mindset“ – also das grüne Bewusstsein – insbesonde- re auch vom Management vorgelebt werde. „Diese Haltung unterstreicht die Relevanz des Themas und zeigt, dass Biodiversität auch wichtig ist, obwohl sie kein Teil der ori- ginären Wertschöpfungskette ist“, bringt es Regina Bührer auf den Punkt. ks SO STRAHLT‘S INSEKTENFREUNDLICH Optimal sind Leuchten mit warmem Licht ohne UV- oder Blaulichtanteile, deren Farb- temperatur zwischen 1.700 und 2.200 Kelvin – maximal jedoch bei 2.700 Kelvin – liegt. Auch die Beleuchtungsstärke sollte möglichst gering sein, rund drei bis fünf Lux genügen. Ein geschlossenes Gehäuse schützt Fliegen, Falter und Co. zudem davor, ins Innere zu gelangen und dort zu verbrennen. Gegen Letzteres helfen auch Lampengehäuse, die nicht wärmer als 60 Grad werden können. Das Licht sollte aktiv gelenkt und einge- schränkt werden: nur auf Flächen, die nötig sind, keine Grasflächen anleuchten, keine 180-Grad-Beleuchtung, kein Licht nach oben abstrahlen lassen. Idealerweise zeigt der Lichtkegel nach unten und strahlt nicht nach oben ab. So werden Nachtschwärmer möglichst wenig irritiert. Auch insektenfreundliche Beleuchtung muss relevante Vorschriften rund um Ar- beitssicherheit und Baurecht erfüllen. Über Beleuchtungsvorschriften informiert die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Ar- beitsmedizin unter www.baua.de  Be- leuchtung/Licht Im Thema bleiben: Blühwiesen für mehr Biodiversität auf dem Betriebsgelände Wie Unternehmen ihre Grünflächen mit insektenfreundlichen Pflanzen naturnaher gestalten und dabei wichtige Lebensgrund- lagen für Schmetterlinge, Marienkäfer und Co. schaffen, erklärt der Beitrag „Tausche Rasen gegen Blühwiese“ in der WiS-Aus- gabe vom Mai 2022. Sie finden ihn online unter www.wirtschaft-im-suedwesten. de/themen-trends/tausche-rasen-gegen- bluehwiese oder über den QR-Code: Bilder: Adobe Stock/MJ, ru4eek, art_rich Tausche Rasen gegen Blühwiese »Firmengelände bieten große Potenziale, um das Insektensterben zu reduzieren und die Biodiversität vor Ort zu stärken« Anke Heidmüller Nabu Was für die Menschen nachts so malerisch aussieht, bringt Insekten den Tod und andere Lebenwesen um den Schlaf.

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