Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juli/August'22 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

7 Das ist die Veranstaltungswirtschaft*  243.000 Unternehmen, davon 128.000 Kleinstunternehmen  43 Prozent Soloselbstständige  1,1 Millionen Erwerbstätige, davon 28.000 Auszubildende  Über 100 Wirtschaftszweige  81 Milliarden Euro Umsatz  43,6 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung  76,6 Prozent Umsatzverlust in 2020 * Bundesweite Erhebung über die Akteure, die unmittelbar an der Planung und Produktion von Veranstaltungen beteiligt sind. Nicht enthalten sind Ausstrahlungseffekte auf andere Branchen wie Gastronomie und Tourismus. Quelle: Studie „Landkarte Veranstaltungswirtschaft“ der Interessengemeinschaft Veranstaltungswirtschaft e.V. mit dem R.I.F.E.L. e.V. und der TU Dresden, 8/2021 Trend Factory, Rottweil „Traut euch auch im Herbst“ „Vergangene Woche hatten wir in Spanien ein Event mit gut drei Dutzend Menschen aus der Mobil- funkbranche, die ihrem Telefon ja traditionell sehr nahestehen. Und außer für ein paar Fotos hat keiner an dem Tag sein Smartphone gezückt. Eine außergewöhnliche Erfahrung“, berichtet Mike Wutta , Mit-Geschäftsführer der Rottweiler „trend factory marketing und ver- anstaltungs GmbH“. „Alle waren voll bei der Sache.“ Auch wenn es momentan schwieriger sei, die Menschen aus ihrem neuen – und bequemen – Coronatrott zu holen, „wenn sie diese Hürde erst- mal genommen haben, sind die Menschen im Moment einfach so dankbar für gute Liveevents.“ Trend Factory deckt die gesamte Bandbreite von Veranstaltungen ab, von Firmenevents über Kultur und Messen bis zu Kon- zerten, Partys und Festivals unter anderem im hauseigenen „Kraftwerk“ in Rottweil.Weil man schon sehr früh auch auf digitale Veranstaltungen gesetzt hat, ist das Unterneh- men ganz passabel durch die Pandemie gekommen und sieht sich für eine gemischte Zukunft aus digitalen, Live- und hybriden Events gut gerüstet. Mit Blick auf den Herbst und die Zukunft der Branche appelliert Wutta an die Unternehmerschaft: „Plant Ma- nagementmeetings, Kickoffveranstaltungen und Jubiläen auch für die Zeit zwischen November und März.“ Seine Erfahrung: Zurzeit wird veranstaltet bis zum Umfallen, mit den bekannten Bremsspuren durch Mangel an Terminen, Locations, Mitarbeitern und Equipment. Bis Oktober fühlen die Kunden sich sicher. Für die Wintermonate sind die Pla- ner dagegen abwartend, nehmen sogar in Kauf, dass später vielleicht vieles nicht mehr so schnell zu planen sein wird. Gift für die Veranstaltungswirtschaft, meint Wutta: „Die Branche ist noch nicht so weit, dass sie von einem Sai- songeschäft leben kann.Wir sind kein Skigebiet.“ Zudem sei eine solche Zögerlichkeit auch völlig unnötig: „Macht Events – und lasst uns gemeinsam verschiedene Szenarien dafür andenken“, ermuntert Wutta. Die Bandbreite der Op- tionen liege doch auf dem Tisch. Auf alles könne man sich vorbereiten. „Das ist herausfordernd für die Branche und beratungsintensiv für uns als Agenturen, aber ich denke, das zu leisten, lohnt sich für alle Beteiligten.“ uh »Die größte Herausforderung ist aktuell, mit den Anspruchs- haltungen aller Beteiligten klarzukommen« Henning Könicke, Fama und Equipment noch zusammen bekommen haben“, sagt dazu Dirk Bamberger. Er ist Geschäftsführer der Top-10-Diskotheken in Balingen, Singen und Konstanz, Veranstal- ter des jährlichen „Elements“-Festivals für elektronische Musik und Vizepräsident des Bundesverbands deutscher Discotheken und Tanzbetriebe im Dehoga. „Ich möchte jetzt im Juli keine Veranstaltung machen müssen. Keine Ahnung, wie das funktionieren soll.“ Denn bundesweit trifft Geschobenes auf Neues. 80.000 – diese Zahl hat Tilo Buchholz vom Büro für Popmusik und Nachtkultur bei der Stadt Freiburg von einer Branchentagung im November mitgebracht: „Bis zu diesem Zeitpunkt waren 80.000 Veranstaltungen in Deutschland verschoben oder abgesagt worden. Und für diese 80.000 waren noch Tickets im Umlauf. Eine Mammutaufgabe für die Branche, diese Events in absehbarer Zeit abzuarbeiten.“ Neue Veranstaltungen und Nachwuchskünstler werden es da erstmal schwer haben, eine Lücke zu finden. „Wer heute ein Album herausbringt, muss sich ernsthaft fragen, wann er es schafft, damit auf Tour zu gehen“, meint Buchholz, der selbst in einer Rockband spielt. Kaum noch Luft nach oben Diese gewaltige Bugwelle – vielfach begleitet von ungeduldigen und fordernden Auf- traggebern – trifft dabei nicht nur auf eine Branche, die bei aller Freude über den Restart nach zwei Jahren Auszeit oft erstmal wieder in ihre Live-Routinen zurückfinden muss. Sie trifft auch auf einen akuten Mangel an allem: von Personal – seien es Bühnenarbeiter, Sicherheitskräfte, Schankpersonal Bilder links/oben: Adobe Stock, studiostoks

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