Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juli/August'22 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

8 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 7+8 | 2022 titel Insel Mainau, Konstanz Die Besucher sind zurück Viele Hochzeiten und Geburtstage werden dieser Tage auf der schmu- cken Insel im Bodensee nachgeholt, berichten Bettina Gräfin Bernadotte und Björn Graf Bernadotte , Geschäftsführer der Insel Mainau. Der Betrieb habe sich so weit belebt, dass man inzwischen ohne Kurzarbeit auskomme. „Derzeit sind wir bei etwa 85 Prozent des Vor- Corona-Niveaus“, sagt Gräfin Bettina. Im Bereich der Gruppenreisen stellen die beiden noch deutlich weniger Betrieb also vor der Pandemie fest. Unklar ist noch, ob das Ausdruck von Zurückhaltung oder eine anhaltende Marktveränderung ist. Die beiden Geschäftsführer rechnen damit, dass es vier bis fünf Jahre dauern wird, bis der Betrieb die Coronaauswirkungen überwunden hat. Derzeit suchen die Mainauer für Gas- tronomie und Verkauf nach Mitarbeitern. Bis die neuen Kollegen gefunden sind, wird der Engpass mit variie- renden Öffnungszeiten überbrückt. Die pausierten Investitionen und Projekte werden Schritt für Schritt wieder aufgenommen. „Zum Beispiel planen wir an der weiteren baulichen Entwicklung der Insel- und Festlandfläche weiter,“ sagt Gräfin Bettina. Mit Blick auf den Christmas Garden Mainau, der ab Ende November spielen soll, wurden mögliche Restriktionen mitgedacht. „Wir erwarten, dass Attraktionen im Freien besonders gut funktionieren sollten.“ Zudem denke man über eine Ausweitung der Geschäftstätigkeiten außerhalb der Insel nach, sodass ein etwaiger eingeschränkter Besucherbetrieb nicht zu sehr ins Gewicht fällt – etwa den Handel mit Gartenprodukten oder auch die Planung von Gartenanlagen für externe Auftraggeber. „Gut gefällt uns die Entwicklung hin zu noch mehr regionaler Produktion in den verschiedensten Bereichen“, sagt Graf Björn. Das mache widerstandsfähiger und habe großes Potenzial für den Klimaschutz. Der Ukraine-Krieg mache sich im Moment hauptsäch- lich durch Lieferschwierigkeiten bei bestimmten Produkten und steigenden Preise, auch bei Nahrungsmitteln, bemerkbar. „Das stellt eine gewisse Herausforderung dar, da wir unsere Preise möglichst stabil halten wollen, um nicht die Inflation noch zusätzlich anzutreiben.“ Für den Winter rechnen die Betreiber damit, nur eine sehr begrenzte Menge Gas beziehen zu können und sind hier schon in konkreten Vorbereitungen für entsprechende Maßnahmen. Denn die wertvollen Pflanzensammlungen und das Schmet- terlingshaus brauchen es warm. db oder Licht- und Tontechniker – bis zu Absperr- zäunen, Lichttechnik, Bierbänken oder Lkw. Hinzu kommen die gestiegenen Kosten für Personal, Material und Energie für Events, die man preislich oft noch vor Corona kal- kuliert hatte. Nachdem jüngst einige Traditionsfeste in Freiburg abgesagt worden waren, weil die eh- renamtlichen Organisatoren das nötige Sicher- heitspersonal nicht mehr finanzieren konnten, will die Stadt nun einen Fonds mit Hilfsgeldern für solche Fälle auflegen. Auch Manfred Hölzl, Vorsitzender des Touris- musausschusses der IHK Hochrhein-Boden- see und lange Geschäftsführer des Konzils, einer Tagungs- und Eventlocation in Konstanz, bittet die Kommunen und Genehmigungsbe- hörden um Nachsicht, wenn sich insbesondere Ehrenamtliche aktuell bei der Organisation von Wein- oder Dorffesten in den Details verhed- dern. „Nach zwei Jahren Pause sitzen in den Vereinen oft ganz neue Köpfe. Und der Rest ist aus der Übung“, merkt er an. Für seine ehemals eigene Veranstaltungsspar- te, den Tagungs- und Incentivebereich, erwar- tet er mit den größten Wandel, „der aber schon 2018, 2019 eingesetzt und in der Pandemie an Fahrt gewonnen hat.“ Man werde dort künftig moderner, nachhaltiger, zeitsparender werden müssen. „Unternehmen stellen fest, dass sie sich nicht bei vier von vier Treffen live sehen müssen. Auch Gastredner wird man nicht mehr zwingend einfliegen.“ In Zukunft wird mehr digital dazugeschaltet, mit allen Folgen, die das für ein Tagungsangebot hat. Mehr Verbindlichkeit wichtig Den unbedingten Drang sich wieder vor Ort zu treffen, erkennt dagegen Henning Köni- cke, Vorsitzender das Fachverbands Messen und Ausstellungen, kurz „FAMA“, bei seinem Klientel. „Die Unternehmen möchten sich dringend wieder mit ihren Leistungen und Produkten einem Publikum zeigen und ihre Netzwerke pflegen.“ Alle Messeplätze feilten deshalb mit Hochdruck an alten und neuen Veranstaltungen. „Die größte Herausforde- rung dabei ist aktuell, mit den Anspruchs- haltungen aller Beteiligten klarzukommen“, sagt er. „Alle wünschen sich eine deutlich schnellere Rückkehr, aber das ist nicht so einfach.“ Auch hier die gleichen Restriktionen: Perso- nal, Lieferketten, Rohstoffe. „Wir können uns nicht mit einem Fingerschnippen nach 2019 zurückbeamen, einer damals sehr stabilen Zeit.“ Der Restart erfolge in einer instabilen Umgebung, mit Corona und dem Ukraine- Krieg als Damoklesschwertern. Und Messen »Viele der Selbstständigen sind dauerhaft abgewandert. Mit ihnen haben wir ein hohes Maß an Fachexpertise verloren« Sandra Beckmann, fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft

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