Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juni'22 -Südlicher Oberrhein

17 REGIO REPORT IHK Südlicher Oberrhein 6 | 2022 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten A ls wir uns zur letzten Konjunktur- pressekonferenz Anfang Februar getroffen haben, war der Krieg in der Ukraine noch nicht in Sicht“, blickt IHK- Hauptgeschäftsführer Dieter Salomon bei der Onlinepräsentation der Umfrageergebnisse für den Frühsommer zunächst zurück. „Doch Putins Angriff hat das Stimmungsbild der hiesigen Wirtschaft deutlich verändert, das wird in unserer Umfrage deutlich.“ Für den IHK-Hauptgeschäftsführer überraschend bei den Ergebnissen: „Es ist nicht die fehlende Nachfrage, die zur großen Unsicherheit führt. Die Nachfrage ist da; die Auftragsbücher sind voll.“ Vielmehr seien die bremsenden Faktoren auf der Angebotsseite zu finden: „Die Lieferengpässe, Kostensteigerungen bei Vorprodukten und Rohstoffen sowie der Fachkräftemangel sind die Nöte der Unter- nehmerinnen und Unternehmer.“ Krieg lässt Erwartungen einbrechen Hinzu kommen neue Verunsicherungen: Wie geht es in den kommenden Monaten weiter? Kommt ein Energieembargo? – Starke negati- ve Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind trotz dieser Unsicherheiten allerdings noch nicht zu beobachten. Der Index der erwarte- ten Beschäftigung fällt von elf auf drei Punk- te ab. „Mit 68 Prozent wollen die meisten Unternehmen ihre Beschäftigtenzahl in den kommenden zwölf Monaten stabil halten“, weiß der IHK-Hauptgeschäftsführer. Wenig Sorgen bereitet den Befragten die aktuelle Geschäftslage: 88 Prozent der Un- ternehmen bezeichnen sie weiterhin als gut oder befriedigend. Der Index der Geschäfts- lage erhält so im Vergleich zum Jahresbeginn nur einen kleinen Dämpfer von drei Punkten und findet sich aktuell bei 30 Punkten wieder. „Im Gegensatz dazu sind die Geschäftser- wartungen richtiggehend abgestürzt“, be- schreibt Dieter Salomon weiter. „Zum Jah- resanfang war der Index noch gestiegen, jetzt fällt er von 21 auf minus zwölf Punkte.“ Einen ähnlich starken Abfall der Geschäftserwar- tungen habe es in den vergangen zehn Jahren lediglich zu Beginn der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 gegeben. Entsprechend geht der IHK-Konjunkturklimaindex, der aus den Angaben zur aktuellen Geschäftslage und den zukünftigen Geschäftserwartungen kombiniert wird, ebenfalls nach unten. „Im Vergleich zum Jahresbeginn büßt er vor allem in Folge dieser verschlechterten Erwartungen 20 Punkte ein, bleibt aber mit 107 Punkten im positiven Bereich.“ – Ein Wert unter 100 würde auf eine Rezession hindeuten. Mit den wachsenden Verunsicherungen ver- ändert sich ebenfalls das Investitionsklima; der Index sinkt von 21 auf elf Punkte und steht damit in etwa wieder auf dem Niveau des vergangenen Herbstes. „Anfang des Jah- Die IHK Südlicher Oberrhein hat erneut knapp 1.000 Unter- nehmen um Auskunft über ihre derzeitige Geschäftslage und ihre Einschätzung der zukünf- tigen wirtschaftlichen Entwick- lung gebeten. Ein Ergebnis: Die Nachfrage ist nicht das Problem. Der Ukrainekrieg macht das Angebot für einen Großteil der Unternehmen schwierig – und drückt unter anderem auf die Investitionsbereitschaft. IHK-Konjunkturbericht zum Frühsommer 2022 Große Verunsicherungen „ 32,3% 27,9% 35,5% 56,6% 58,9% 54,8% 11,2% 13,2% 9,7% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Gesamtbezirk Nordbezirk Südbezirk besser gleichbleibend schlechter Die Geschäftserwartungen zu Jahresbeginn 2022 Frühsommer (l.) versus Jahresbeginn 2022: Eintrübung der Erwartungen durch den Krieg in der Ukraine. Vergleich der Geschäftserwartungen der Unternehmen am Südlichen Oberrhein nach Bezirk (Nord: Ortenau, Süd: Freiburg sowie die Landkreise Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald) Quellen: IHK-Konjunkturumfragen Jahresbeginn 2022 und Frühsommer 2022 Seite 3 , Geschäftserwartungen Inlandsinvestitionen mit leichtem Rücksetzer Nachdem die Inlandsinvestitionen sich seit dem Sommer 2020 auf einem konstanten Erholungskurs befanden, erfolgt zum Frühsommer 2022 wieder der erste Rücksetzer . Der Index d r Inlandsinvestitionen fällt von 21 auf 11 Punkte a und steht damit in etwa wieder auf dem Niveau des vergangenen Herbstes. 29 Prozent der Unternehmen planen ihre Investiti- onstätigkeit weiterhin auszuweiten, 18 Prozent möchten sie zurückfahren . [wobei L1 den Anteil der Unternehmen mit guter Lageeinschätzung darstellt, L3 den Anteil der Unternehmen mit schlechter Lageeinschätzung, E1 den An- teil der Unternehmen mit besseren Geschäftserwartungen und E3 den Anteil der Unternehmen mit schlechteren Erwartungen]. 41,7% 37,2% 45,2% 0% 20% Gesamtbezirk Nordbezirk Südbezirk gut befriedigend schlecht 19,0% 19,2% 18,7% 50,2% 50,0% 50,5% 30,8% 30,8% 30,8% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Gesamtbezirk Nordbezirk Südbezirk besser gleichbleibend schlechter Die Geschäftserwartungen im Frühsommer 2022

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2MDE5