Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe April'22 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

48 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 4 | 2022 Themen & Trends Automobile Transformation » Kooperationen können der Schlüssel sein « Bilder: IW Consult Köln, Adobe Stock, stockphoto-graf Wie gelingt den Automotive-Unternehmen der Region der Absprung von der Verbrennertechnologie und der Sprung in die Zukunft? Hanno Kempermann, Geschäfts- führer der IW Consult in Köln und Branchenexperte, sprach dazu im Februar auf der IHK-Onlineveranstaltung „Zukunft der Automotive-Region Schwarzwald-Baar-Heu- berg“ und schätzt im WiS-Interview die Optionen der Unternehmen ein. Herr Kempermann, in rund zehn Jahren wird es hierzulande keine Verbrennermo- toren mehr geben, so der Plan. Wie weit sind die betroffenen Unternehmen darauf schon eingestellt? Hanno Kempermann: Ich gehe davon aus, dass es kein Unternehmen gibt, das sich nicht bereits überlegt, wie es sich in den kommenden zehn Jahren positionieren soll, selbst wenn es jetzt noch Teile für den tra- ditionellen Antriebsstrang fertigt. Wir beobachten, dass sich viele der gro- ßen Direktzulieferer wie Conti, Bosch und Schaeffler stark in Richtung Digitalisierung, HINTERGRUND 118 Regionen in Deutschland sind besonders ge- prägt durch die Automobilindustrie. In 40 davon ist man verstärkt entlang des konventionellenAn- triebsstranges tätig und somit eher von der auto- mobilen Transformation betroffen. Der Landkreis Rottweil und der Bodenseekreis gehören dazu. Im Landkreis Rottweil arbeiteten 2,7 Prozent der Beschäftigten im Jahr 2021 im Bereich traditio- neller Kfz-Antriebe, im Bodenseekreis 2,6 Prozent. Die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg (SBH) ver- zeichnet 25.400 Arbeitsplätze in der Automobil- wirtschaft, davon 11.900 rund um die Produktion von Automobilen. Von diesen 11.900 arbeiten 31 Prozent am tradi- tionellenAntriebsstrang, gegenüber 14 Prozent in Chancenfeldern wie dem Elektroantrieb. Die Automobilindustrie in SBH trägt zu fast zehn Prozent zur Bruttowertschöpfung der Region bei. Quelle: IW Consult, Hanno Kempermann 2021/22 HANNO KEMPERMANN Hanno Kempermann ist Geschäftsführer der IW Consult GmbH, einer Tochter des IW Köln. 2021 hat sein Unternehmen die Automobilregionen innerhalb Deutsch- lands analysiert. Einige Ergebnisse für die Automotiveregion Schwarzwald-Baar- Heuberg finden Sie im Kasten links. Elektrifizierung und Vernetzung bewegen. Und die verlangen ihrerseits von ihren Zulieferern eine Menge passende F&E. Insofern kommt so gut wie keiner drumherum, sich zu bewegen, sonst ist er raus aus dem Geschäft. Besteht nicht die Gefahr, dass jetzt alle die gleiche Richtung einschlagen? Letztlich muss jedes Unternehmen für sich und anhand seiner Anwendungsarten überle- gen, wo die Reise hingehen kann. Ganz indivi- duell. Ein Betrieb, der noch nie mit Software zu tun hatte, wird sich schwer tun, in den nächst­ en zehn Jahren ein Softwarehaus zu werden. Wohin entwickeln sich die Automobiler denn weiter? Wir beobachten verschiedene Varianten: Zum Beispiel die Evolution innerhalb der Autobran- che, indem Firmen bestimmte ihrer Kompeten- zen ausbauen und so zukunftsträchtige The- men wie Leichtbau, Thermomanagement oder Vernetzung stärker besetzen. Oder es gibt die Variante, aus der Autoecke herauszuwachsen und seine Produkte auch in anderen Branchen zu platzieren. Leichtbau ist auch ein Thema für Lastenräder, Schläuche werden auch in der Medizintechnik gebraucht. Möglichkeiten gibt es da viele. Können Unternehmen die Transformation alleine stemmen? Es wäre hilfreich, mit anderen zu kooperie- ren. Um gemeinsam Lerneffekte zu generie- ren und auch, um die limitierten Ressourcen insbesondere von KMU sinnvoll einzusetzen. Das können Kooperationen mit anderen Un- ternehmen sein, aber auch mit Hochschulen, etwa den Steinbeis-Transferzentren oder an- wendungsorientierten Fraunhofertöchtern. Ein Unternehmen muss anhand seiner Kern- kompetenzen eruieren, in welche Richtung es sich entwickeln will – die Firmen kennen ihr Business und das Potenzial ihrer Mitarbeiter ja aus dem Effeff – und dann entsprechende Partner suchen. Wie finden Unternehmen Partner? Die Großen der Branche werden ihrer Koope- rationen vielleicht noch alleine hinbekommen – die kennen die relevanten Ansprechpartner und haben ausreichend Manpower. Aber gerade die Kleineren brauchen Ideen von außen, wen sie kontaktieren können. Es gibt unglaublich viele Unternehmen, die nicht wissen, wer da bei ihnen um die Ecke arbeitet. Für die Kleineren braucht es die IHKs oder andere Wirtschaftsförderer, um

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