Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe April'22 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

19 4 | 2022 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten Aber insbesondere mit den Menschen und der Innovationskraft der Region könne der Wandel gelingen. Hanno Kempermann lieferte den Impuls aus der Wissenschaft. In der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg gebe es rund 25.400 Arbeitsplätze im Auto- mobilsektor. So habe die Region eine hohe Automobilaffinität. Die Bruttowertschöpfung liege im bundesweiten Vergleich bei über- durchschnittlichen 9,8 Prozent. Die Region habe auch weiter gute Möglichkeiten, von der Entwicklung in Richtung Transformation zu profitieren. „Hard- und Software mitein- ander zu verknüpfen, bietet viele Chancen“, sagte Kempermann. Aber auch die Aus- und Weiterbildung in den Fokus zu rücken, um Fachkräfteengpässe zu minimieren, sei wichtig. „Wenn sich Unternehmen in Netzwerken engagieren, können sie Leuchttürme schaffen“, ermunterte er die Zulieferer zu Kooperationen und Beteiligung an Netzwerken der IHK oder anderen Institutionen. Zudem bestärkte er die Region darin, Förderprogramme zu nutzen und spezifische Maßnahmen in den betroffenen Regionen zu erarbeiten, um Strategieentwicklung, Qualifizierung und Wissenstransfer zu verbessern. Harald Marquardt betonte, dass es viele ge- sunde mittelständische Unternehmen gebe. „Aber wir wollen heute wissen, wo wir mor- gen stehen. Und wir möchten nicht ständig Steine in den Weg gelegt bekommen“, sagte er mit Blick auf die Politik. „Sie haben hier eine sensationelle Unternehmenslandschaft, die exzellente Voraussetzungen für die Trans- formation bietet“, stimmte Kempermann zu. „Hierbleiben und investieren“, so sein Rat- schlag. Die Rahmenbedingungen seien gut. „Begreifen Sie die Transformation als Chance“, gab er dem Publikum an den Bildschirmen mit auf den Weg. Sie Martin Schmidt | Fachbereich Standortpolitik 07721 922-207 martin.schmidt@vs.ihk.de Frau Brantner, welche Zielsetzung verfolgen Sie und die Bun- desregierung mit dem neuen Koalitionsvertrag beim Stichwort nachhaltige Mobilität? Franziska Brantner: Die Ziele sind klar. Der European Green Deal und das europäische Paket Fit-for-55 ist der Rahmen auch für die Bundespolitik. Dabei wollen wir Klimaschutz und nachhaltigen Wohlstand schaffen und unserer Industrie und unseren Unterneh- men einen verlässlichen Rahmen und Planungssicherheit geben. In Deutschland wollen wir beispielsweise 15 Millionen vollelektrische Pkw bis 2030 auf die Straße bringen und die Ladeinfrastruktur mas- siv ausbauen. Zudem wollen wir die Batteriezellenforschung voran- treiben und investieren in die Halbleiterindustrie und Mikrotechnik, um aktuelle Engpässe abzustellen und künftig zu vermeiden. Wie kann es gelingen, das Klima zu schützen und gleichzeitig Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der Automobilindustrie zu erhalten? Klimaschutz und Wohlstand geht nur gemeinsam. Ohne die Zuliefe- rer schaffen wir es nicht. Die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen benötigen aber Planungssicherheit – das wissen wir. Deshalb wollen wir beispielsweise mit „Klimaschutzdifferenz- verträgen“ klimafreundliche Technologien und Geschäftsmodelle fördern und im Falle von Fehlinvestitionen das unternehmerische Risiko ein Stück weit minimieren. Zudem wollen wir, ähnlich wie in Baden-Württemberg, auch auf Bundesebene eine Strategieplattform aufbauen, die sich explizit auch an mittelständische Automobilzu- lieferer richtet. Wie unterstützt die Bundes- regierung konkret Auto- mobilzulieferer dabei, die Transformation erfolgreich zu gestalten? Der Bund bietet ein ganzes Bündel an weiteren Un- terstützungsmaßnahmen und Programmen an. Dazu zählen beispielsweise För- dermöglichkeiten in den Bereichen Leichtbau, CO 2 - Vermeidung oder Wasser- stoff. Darüber hinaus hat unser Haus kürzlich einen Zwölf-Punkte-Plan zur Fach- kräftesicherung vorgestellt. Ein wichtiger Baustein ist auch unser Transformationsprogramm für Fahrzeughersteller und Automobil- zulieferer, für das sich auch die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg beworben hat. Damit unterstützt mein Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz explizit den Aufbau regionaler Automobilnetz- werke sowie die Entwicklung und Umsetzung regionaler Transfor- mationsstrategien. Interview: Martin Schmidt » Ohne die Zulieferer schaffen wir es nicht « Nachgefragt bei Franziska Brantner, Parlamenta- rische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz Nachhaltige Mobilität vorantreiben Bild: Florian Freundt Nachhören Eine Aufzeichnung der Automotive- Veranstaltung vom 23. Februar ist abrufbar unter www.ihk.sbh.de 5208500

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