Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Februar'22 - Hochrhein-Bodensee

41 2 | 2022 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten Cashew4U. Anfang 2015 bauten sie in nigeria, auf dem Hof von Ugwus verstorbenem Vater, eine Produktion auf und gründeten dafür vor Ort eine eigene Firma. All dies nebenberuflich und ohne daran zu verdienen. Die ers- ten 200 Kilogramm vor Ort geernteten und geknackten nüsse verschifften sie im mai 2015 nach Deutschland, füllten sie in Buchers Wohnung ab und verkauften sie an Freunde, Bekannte und das nach und nach wachsende netzwerk. Das kam an, und das Unternehmen wuchs. Im Oktober trafen weitere 1,2 tonnen nüsse aus nigeria ein. tendenz steigend. 2016 folgte die Bio-, 2017 die Fairtrade-Zertifizierung sowie der erste Vollzeitmitarbei- ter. Auch als in diesem Jahr der erste Unverpacktladen Freiburgs öffnete, waren Bucher und seine mitstreiter mit dabei. Sie entwickelten ein Pfandsystem mit Plas- tikeimern, mit denen sie die immer beliebter werden- den Geschäfte belieferten – damals gab es etwa 50 in Deutschland, inzwischen sind es mehrere hundert. mit deren Zahl stieg auch der Absatz der nüsse. Zu den unbehandelten kamen geröstete nüsse sowie weitere Sorten, stets von Bio- und Fairtradekoope- rativen weltweit. All dies war bald neben- beruflich und in proviso- rischen räumlichkeiten und Strukturen nicht mehr zu stemmen. 2018 kündigten Bucher und fast alle mitgrün- der – 2015 war der für Kundenbindung und marketing zuständige mark Schwippert als fünfter Gesellschafter dazubekommen – ihre Jobs. Aus der Cashew4U UG machten sie die Fairfood Freiburg GmbH, verlegten den Firmensitz an Bletschers Wohnort, da sie in Freiburg die besten Wachstumschancen für ihr junges Unternehmen sahen, bezogen ihre erste eigene rösterei (als mieter bei einem anderen Start-up) und die ersten Büroräume. „Im Herbst 2019 ging es richtig los“, erinnert sich Bucher. Die mitarbeiterzahl stieg auf 15 Anfang 2020, um sich in den nächsten beiden Jahren auf nun 60 jeweils zu verdoppeln. 2022 sollen 20 weitere Kollegen folgen. „Alle zwei bis drei monate mussten wir die Strukturen ändern. Das war sehr anstrengend“, erinnert sich Bucher an die Anfangszeit. Aber auch der Umsatz wuchs ent- sprechend, verdoppelte oder verdreifachte sich jedes Jahr und gelangte 2020 erstmals in den einstelligen millionenbereich. Über 100 tonnen nüsse rösteten die mitarbeiter 2021. Dazu kamen 150 tonnen naturbelas- sene trockenfrüchte und nüsse, die sie ebenfalls ver- trieben. einen teil der nüsse verarbeiten die mitarbeiter inzwischen zu nussmus, -bolognese oder Pastatopping. Weitere neue Produkte wie Hafermilchpulver und vega- nes eis sollen Anfang des Jahres beziehungsweise im Sommer auf den markt kommen. „Auch wenn es abgedroschen klingt: Wir wollen einen Betrag für eine enkeltaugliche Welt leisten“, sagt Buch- er. Ihm ist wichtig, zu einer veganen und nachhaltigen Lebensweise beizutragen. So freut es ihn besonders, dass es ihnen 2020 gelungen ist, die nüsse auch in Pfand- gläsern, wie sie für Joghurt schon lange zu haben sind, zuerst bundesweit in Alnatu- ra-, dann in weiteren Bioläden und inzwischen auch in einzelnen edeka-märkten zu vertreiben. Seit Oktober gibt es das Fairfood-Sortiment im eigenen Flagshipstore in der Freiburger Fischerau zu kaufen. Investitionen stemmte Fairfood bislang mit Crowdfun- ding, -investing und Darlehen der GLS Bank. Allein eine halbe millionen euro waren fürs einrichten des ersten ei- genen Standortes an der merzhauser Straße im Frühjahr 2021 nötig. Gleichwohl herrscht dort Start-up-Atmosphä- re: Das eingangstor haben die mitarbeiter aus Paletten gebaut, Bar und Sitzgelegenheiten im Hof ebenfalls. mae »Beitrag leisten für eine enkeltaugliche Welt« Fairfood-mitarbeiter rösten nüsse in der Freiburger Zentrale, nigerianische Frauen knacken Cashews in ihrem Heimatland, ein teil der Belegschaft samt Geschäftsführer Amos Bucher (hinten mitte) sowie ein teil des Sortiments.

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