Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Januar'22 -Südlicher Oberrhein

41 1 | 2022 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten Thomas Schindler, der später einiges für uns gebaut hat, kam dann auch der Vorschlag, das Areal zu revitalisie- ren“, berichtet Albert Sonntag. „Er sagte, ‚Herr Sonntag, aus diesem Gebilde könnte man viel mehr machen.‘“ Und sie machten. Der damals 50-jährige Investment- banker und seine Frau Margarethe, Betriebssoziologin und Kommunikationsmanagerin, warfen ihre Talente zu- sammen und nahmen im Auftrag der Erbengemeinschaft Sonntag – der heutigen Fabrik Sonntag GmbH & Co. KG – ein Kommunikations- und Dienstleistungszentrum in Angriff. Ab 1991 wurden zunächst die noch erhaltens- werten Gebäude, die Häuser 3, 6, 7 und 9, saniert und zu hochwertigen Büroflächen mit historischem Charme um- gebaut. „Die ersten Jahre war das hier eine einzige große Baustelle, die allen viel Verständnis abverlangte“, erinnert sich die gebürtige Schwedin Margarethe Schmidt-Sonn- tag. Immerhin: Die erste Mieterin von damals, die AOK Baden-Württemberg, residiert auch heute noch in Haus 7. Mit den Jahren folgten die Neubauten Haus 4, unter anderem mit dem ersten Gründerzentrum und die wegen seiner vier Stockwerke „Hochhaus“ getaufte Nummer 8. Der Erfolg des Unternehmenscampus ist Chance und Herausforderung zugleich, meint Danijel Cube- lic. Er leitet seit 2019 als geschäftsführender Gesellschafter in der nächsten Generation das Familienunternehmen. Die Nachfrage nach Räu- men sei groß, die Fluktuation gering. „Wann im- mer sich jemand verändern will, versuchen wir dies in der Fabrik Sonntag für ihn möglich zu machen.“ Als die Mediziner aus Haus 8 deutlich wachsen wollten und es partout keine freien Flächen gab, beschloss man, das Gesundheitszentrum, Haus 5, in Angriff zu nehmen. Im November 2021 feierte es bereits sein Zehnjähriges. Unterm Strich beherbergt der Unternehmenscampus nun in neun Gebäuden auf rund 7.000 Quadratmetern etwa 50 Unternehmen. Für Margarethe Schmidt-Sonn- tag versteht sich von selbst, dass sie zu allen etwas erzählen kann: „Wir sind als Botschafter unserer Mieter unterwegs. Wir halten Augen und Ohren für sie offen. Wo können wir sie unterstützen, wo sinnvoll verdrahten?“ Wer möchte, dem stehen der ehemalige Banker, die passionierte Netzwerkerin und der erfahrene Ingenieur mit fachlicher Expertise, Lebenserfahrung oder einfach Empathie zur Seite. Nicht wenige Unternehmen, wie etwa das Medizintechnikunternehmen Dr. Langer Medical, haben in Fabrik Sonntag klein angefangen, um später aus ihr herauszuwachsen. „Auch wenn uns das erstmal Leerstand beschert hat, freut uns der Erfolg unserer Mieter außerordentlich“, sagt Albert Sonntag. „Wir sind gerne eine Brutstätte für junge Unternehmen.“ In der sogenannten Kulturkathedrale finden regel- mäßig neben Kunst- und Kulturveranstaltungen auch Netzwerk- und Vortragsformate für Unternehmer und Existenzgründer statt. Mit dem 2017 in Haus 6 gegrün- deten Ideenlabor, das Start-ups kleine Büroeinheiten, Co-Working-Spaces und Shared-Desks bietet, ist die Fabrik Sonntag Teil der vom Land ausgezeichneten und geförderten „Zukunft.Raum.Schwarzwald“-Initiative, die künftig dezentrale Innovations-Hubs etablieren möchte. Und weil „wir wachsen mit und für unsere Mieter“ nicht einfach so daher gesagt ist, blickt das Unternehmen nach 30 erfolgreichen Jahren auf dem Areal nun 30 Jahre in die Zukunft: „Es gab immer mehr Anfragen nach neuen Räumen, so dass wir angefangen haben, den Parkplatz und die Lagergebäude unten an der Lange Straße zu überdenken“, berichtet Danijel Cubelic. Projekt „TorEins“ soll noch in diesem Jahr starten. Der fünfgeschossige Neubau an der Ecke Lange Straße/An den Brunnen- wiesen (L186) soll weitere 3.000 Quadratmeter Fläche für eine gemischte Gewerbemieterschaft bieten. Die Genehmigungsverfahren laufen bereits. Auf Wunsch der Stadt Waldkirch stellte man zudem Überlegungen an, wie die Entwicklung des Areals wei- ter aussehen könnte – um alles in einen entsprechen- den Bebauungsplan zu gießen. „Intern trägt dieser Plan den Namen ‚Vision 2050‘, sagt Danijel Cubelic. „Damit zeigen wir der nächsten Generation, unseren Mietern und der Stadt Waldkirch die Entwicklungsperspektive des Unternehmenscampus Fabrik Sonntag.“ uh  »Wir sind gerne Brutstätte für junge Unternehmen « Geschäftsführer Danijel Cubelic (links) mit einem Modell von „TorEins“, dem jüngsten Neubauprojekt auf dem Areal Sonntag (auch ganz unten). Unten: Die Häuser 4 und 6.

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