Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Januar'22 - Hochrhein-Bodensee

17 REGIO REPORT IHK Hochrhein-Bodensee 1 | 2022 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten W enn Soziologen über die Gastronomie sprechen, beschrei- ben sie diese gerne als „dritten Ort“ der Menschen. Warum dritter Ort? Weil Restaurants, Cafés und Bars neben dem Zuhause (erster Ort) und dem Arbeitsplatz (zweiter Ort) die Bühne sind, auf der sich Freunde, Bekannte oder Fami- lienangehörige treffen. Wir nehmen dort nicht nur Speisen und Getränke zu uns, wir lachen dort gemeinsam, wir reden über unser Leben und diskutieren über Gott und die Welt. Die Gastronomie ist ein Ort der Begegnung. Das Gegenteil von alleine sein. Wie sehr das zutrifft, haben wir im vergangenen Sommer gespürt. Mit Händen zu greifen war die Freude, als sich die Menschen nach dem monatelangen Lockdown im Frühling endlich wieder in Restaurants und Cafés treffen konnten. Und jetzt? In der kalten Jahreszeit, an den kürzer werdenden Tagen, gerade jetzt, wo es besonders Freude macht, in das freundliche Ambiente eines Lokals einzutauchen, sind diese Orte des Zusammen- kommens zwar geöffnet, aber drinnen ist es leer. Exponentiell steigende Inzidenzen und verschärfte Coronamaßnah- men haben uns das Ausgehen verleidet. Helle Fenster, leere Tische, überall - in Konstanz, Singen, Lörrach, Waldshut genauso wie in Schopfheim, Rheinfelden, Bad Säckingen oder Weil am Rhein. Ich möchte meinen Beitrag für die Januarausgabe 2022 der Wirt- schaft im Südwesten dazu nutzen, auf die Gastronomie aufmerksam zu machen. Denn ich glaube, dass es kaum eine Branche in dieser Pandemie schwerer hatte als sie. Seit bald zwei Jahren erleben die Unternehmerinnen und Unternehmer im Gastgewerbe einen schwer zu ertragenen Wechsel zwischen Lockdown, Öffnungen, Teilschlie- ßungen und sich ständig ändernden Coronamaßnahmen. Manch einer weiß schon nicht mehr, was schwerer zu ertragen ist – ge- schlossen zu sein oder geöffnet zu haben - ohne Gäste. Verstehen Sie mich nicht falsch, viele Branchen haben schwer unter der Krise gelitten und tun es immer noch - der Einzelhandel, der Tourismus, die Hotellerie, die Kultur- und Veranstaltungsbranche und viele Dienstleistungsunter- nehmen, deren Geschäftsmodell den Kontakt zum Kun- den voraussetzt. Auch die Industrie kämpft nach wie vor mit Lieferkettenproblemen, Versorgungsengpässen und steigenden Energie- und Rohstoffpreisen. Dennoch: Die Gastronomie steht besonders hart im Wind. Und wo sich Erholung abzeichnete, da bremsten Personalmangel und Hygienekonzepte den Erfolg. Ja, wir befürchten Insolvenzen – mit Auswirkungen auch für andere Branchen. Nicht erst seit der Coronakrise wissen wir, wie sehr in Nicht wie sonst auf dem Neujahrsempfang der IHK, sondern hier an dieser Stelle wendet sich IHK-Präsident Thomas Conrady zum Jahresbeginn an alle Mitgliedsunternehmen. Diesmal mit dem Fokus auf der Gastronomie. IHK-Präsident Thomas Conrady zum neuen Jahr Helle Fenster, leere Tische Thomas Conrady Bilder: Halfpoint - Adobe Stock/Achim Mende

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