Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juli/August '21 - Hochrhein-Bodensee

48 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 7+8 | 2021 PRAXISWISSEN INTERNATIONAL Deutsch-Schweizer-Rahmenabkommen gescheitert – die Auswirkungen „Schleichende, langfristige Änderungen“ D as Scheitern des Deutsch-Schweizer Rahmenab- kommens Ende Mai führte zu viel Aufregung in der Region – und auch zu Besorgnis in der Wirtschaft. Doch Thomas Conrady, Präsident der IHK Hochrhein-Boden- see und damit der Kammer mit der größten Grenze zur Schweiz, gibt zunächst Entwarnung: „Durch den Abbruch der Verhandlungen ändert sich für unsere Mitgliedsbetriebe, für die die Schweiz ein wichtiger Markt ist, zum Glück erst einmal nichts“, sagt er. „Das Scheitern ist zwar enttäuschend, aber die aktiven bi- lateralen Verträge I und II bestehen ja grundsätzlich weiter, solange sie nicht gekündigt werden.“ Seit 2018 wurde über das institutionelle Abkommen ‚InstA‘ verhandelt. Das Verhandlungsbestreben bezieht sich da- bei ausschließlich auf die fünf bestehenden bilateralen Marktzugangsabkommen – Personenfreizügigkeit, Land- verkehr, Luftverkehr, technische Handelshemmnisse/ MRA und Landwirtschaft – sowie auf zukünftige Markt- zugangsabkommen, beispielsweise im Bereich Strom. „Die Folgen durch ein Nichtzustandekommen des InstA werden eher schleichend sein und langfristig wirken. Es ist eine ähnliche Entwicklung wie beim Brexit zu erwarten, die einzelnen Normen (Medizinprodukte, Maschinen, Bauprodukte) werden auseinanderdriften“, so Conrady. Das werde sich mit der Schweiz aktuell am ehesten im Zusammenhang mit Medizinprodukten zeigen. „Hier werden wohl bald die Zulassungskriterien unterschiedlich sein. Es dürfte für einen vergleichswei- se kleinen Markt für KMU in der EU zu aufwendig wer- den, extra eine Schweizer Zulassung mit hohen Kosten zu erwirken“, so Conrady. Das dürfte sich zukünftig auch im Bereich Maschinenbau fortsetzen. Schweizer Firmen sind allerdings oft sehr spezialisiert, das heißt, ihre Produkte sind weniger oft ersetzbar und auch in einem Hochlohnland produzierbar. Dagegen bie- ten sich für die Schweiz für viele Produkte auch außer- halb der EU Alternativen zur Beschaffung an. Obwohl die Verhandlungen zwischen der EU und der Schweiz vorerst gescheitert sind, heißt das nicht, dass es so bleiben muss. „Die Wirtschaft plädiert weiter für ein Rahmenab- kommen, und die Politik sollte keine Chance verpassen, doch noch eine Einigung zu erzielen“, so Conrady. bö Outsourcing Indien als IT-Mekka für Unternehmen D ass Indien einer der IT-Hotspots der Welt ist, ist nicht neu, doch die Covid-19-Pandemie wirkt wie in vielen anderen Wirtschaftsbereichen auch in Bezug auf IT-Dienstleistungen als Beschleuniger und Wachstumsge- nerator. Deshalb richten deutsche Unternehmen einmal mehr ihren Blick auf das südasiatische Land. Schon seit fast 50 Jahren erlebt die indische IT-Branche einen Boom mit dem Outsourcing von Softwareentwicklung an spezi- alisierte Unternehmen. Konzerne wie Google, Microsoft, SAP und Intel haben in Bangalore ihre F&E-Zentren, SAP unterhält dort den größten Standort außerhalb Deutsch- lands. Vier von zehn remoten Mitarbeitern weltweit in den Bereichen Softwareentwicklung und -technologie arbeiten heute schon in Indien. Viele deutsche Unter- nehmen sehen deshalb derzeit in der Zusammenarbeit mit Indien gute Chancen, ihre eigene IT-Infrastruktur neu aufzustellen und durch hochaktuelle digitale Technologien zukunftsfähig zu werden. Die IHK Südlicher Oberrhein bietet deshalb gemeinsam mit der Deutsch-Indischen Außenhandelskammer einen „India-Desk“ an. Dort erhalten Unternehmen umfassende Beratung und Unterstützung bei der Suche von Kooperati- onspartnern – sei es zum Thema IT-Dienstleistungen, aber auch zu allen anderen Auslandsgeschäften. Händler und Investoren können sich darüber intensiv auf diesen – nicht ganz einfachen – Markt vorbereiten lassen. uh/IHK KA Details zum India Desk der IHK Südlicher Oberrhein: www.suedlicher-ober- rhein.ihk.de ( 3512528) Ansprechpartnerin: Martina König 0761 3858123 martina. koenig@freiburg.ihk.de Bild: Adobe Stock Manche deutschen Unternehmen, die ihre Produkte in der Schweiz vertreiben wollen, müssen sich langfristig auf Hürden einstellen. IHK Hochrhein-Bodensee: Uwe Böhm 07622 3907-218 uwe.boehm@ konstanz.ihk.de IHK Schwarzwald-Baar- Heuberg: Jörg Hermle 07721 922-123 hermle@vs.ihk.de IHK Südlicher Oberrhein: Susi Tözel 0761 3858-122 susi.toelzel@ freiburg.ihk.de

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