Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juli/August '21 - Hochrhein-Bodensee

35 7+8 | 2021 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten UNTERNEHMEN MEILENSTEINE 1871 Albert Stoll I gründet das Unternehmen 1890 Fokus auf Entwicklung von Bürostühlen 1897 Bertha Stoll übernimmt nach demTod ihres Mannes die Unternehmensleitung 1910 Albert Stoll II tritt in das Unternehmen ein. Von 1919 bis 1937 führt er es als Inhaber. 1926 Konstruktion des ersten gefederten Dreh- stuhles in Europa (weltweites Patent) 1937 Christof Stoll übernimmt den Betrieb 1958 Der Betrieb wird aufgeteilt und von Christof Stoll unter dem Namen Sedus Stoll wei- tergeführt. Martin Stoll gründet ein Unter- nehmen in Tiengen. Ihr Bruder Albert Stoll III hatte bereits 1935 das 1872 gegründete Werk in der Schweiz übernommen. 1969 Gründung der ersten Tochter in Frankreich; bis 1987 folgen sieben weitere in Europa 1971 Gründung der Forschungs- und Entwick- lungsabteilung 1985 Christof und Emma Stoll (kinderlos) gründen die gemeinnützige StollVita Stiftung, der sie ihrVermögen übertragen, darunter auch die Mehrheit am Familienunternehmen 1995 Sedus Stoll wird eine Aktiengesellschaft, Öko-Audit nach EU-Norm als erster Möbel- hersteller in Deutschland 1996 Erstes elektromotorisch höhen- und nei- gungsverstellbares Schreibtischsystem 1999 Mehrheitsbeteiligung am Büromöbelher- steller Klöber GmbH in Owingen 2002 Zusammenschluss mit der Gesika Büromö- belwerk GmbH, heute Sedus Systems GmbH 2011 Fertigstellung des Innovations- und Entwicklungszentrums in Dogern 2018 Verlegung des Firmensitzes nach Dogern 2019 Gründung derTochter in Dubai, Einweihung des Sedus Smart Office in Dogern 2021 Start des Erweiterungsbaus imWerk Geseke treibt das Unternehmen wirtschaftlich voran“, heißt es von Sedus Stoll. Das Unternehmen wuchs stetig weiter, und der Platz in Waldshut reichte nicht mehr aus. Daher verlegte Christof Stoll ab 1969 die Produktion schrittweise in die Nachbargemeinde Dogern, wo nach und nach der heutige Firmensitz entstand. Zudem gründete er 1971 in Do- gern die Versuchs- und Entwicklungsabteilung, deren Mitarbeiter die Drehstuhltechnik weiterentwickelten und immer wieder neue Produkte auf den Markt brachten. Das Besondere an der neuen Similartechnik aus dem Jahr 1973 war, dass die Neigung der Rückenlehne an die Sitzfläche gekoppelt ist. „Beim Zurücklehnen öffnet sich der Winkel synchron zur Bewegung von Oberkörper und Oberschenkel, so dass die Gelenke bewegt, der Körper gestreckt und auch die Durchblutung erleichtert werden“, heißt es vom Unternehmen. So werde der Rücken auch bei wechselnden Sitzpositionen gestützt. Die Unternehmerfa- milie legte nicht nur Wert auf die Gesundheit der Arbeiter, die ihre Stühle nutzten, sondern auch auf die der eigenen Mitarbeiter. Christof Stolls Frau Emma versorgte die Beschäftigten in der Kantine ab den 1950er-Jahren mit Vollwertkost. Ende der 1990er-Jahre machte Sedus den Schritt vom Stuhl- zum Büromacher und brachte erstmals einen Schreibtisch auf den Markt. Auch hier stand die Ergonomie im Vordergrund: Höhe und Neigung konnten elektromotorisch verstellt werden. Zum Komplettanbieter ist Sedus Stoll dank Zukäufen geworden: 1999 durch die Mehrheits- beteiligung am Bürositzmöbelhersteller Klöber aus Owingen (Boden- seekreis) und 2002 durch den Zusammenschluss mit dem Gesika Büromöbelwerk, heute Sedus Systems, im nordrhein-westfälischen Geseke. Seitdem liegt der Fokus von Sedus auf ganzheitlich gestalte- ten Büroeinrichtungen, die ergonomische Arbeitsplätze in Raumkon- zepte integrieren, die wiederum team- und kommunikationsfördernd wirken sollen. Als vergangenes Frühjahr während des ersten Lockdowns weltweit ein Großteil der in Büros Beschäftigten ins Homeoffice geschickt wurde, war all dies auf einmal nicht mehr gefragt. Das zeigte sich im Auftrags- eingang, der im März und April 2020 „deutlich einbrach“, wie Vorstand Daniel Kittner berichtete. Weitere Verluste hätten mit der Entwicklung von speziellen Möbeln für das Homeoffice und Aerosolschutzwänden zur Aufrüstung bestehender Büroeinrichtungen abgefangen werden können. Letztlich ging der Umsatz 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 12,4 Prozent auf 184 Millionen Euro zurück. Kittner verwies dabei auf den „respektablen Gewinn von 2,54 Millionen Euro“, mit dem das Ge- schäftsjahr 2020 abgeschlossen werden konnte. Die Mitarbeiterzahl in der Gruppe blieb mit 936 auf ähnlichem Niveau (2019: 957), 543 von ihnen arbeiteten in Dogern (2019: 548). Investiert wurde auch während der Pandemie, wenn auch 3,1 Mil- lionen Euro weniger als 2019: 2020 flossen 10,8 Millionen Euro vor allem in immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen, gefolgt von Anlagen und Werkzeugen sowie Marketing. Seit März dieses Jahres entsteht für rund 20 Millionen Euro am Standort in Geseke der 9.000 Quadratmeter große Neubau „Futura 2“ mit Produktions- und Lagerhal- len. Die neue vollautomatische Fertigungsanlage soll im Herbst 2022 betriebsbereit sein – und die Produktion weiterer Innovationen garantieren. mae Innovation aus dem Jahr 2018: Der „se:motion“ funktioniert auf Basis eines kinematischen Konzepts ohne herkömmliche Mechanik. Quelle: Sedus Stoll AG » Der Urvater des modernen Bürostuhls«

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