Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juni'21 -Südlicher Oberrhein

34 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 6 | 2021 UNTERNEHMEN MVZ Clotten Das größte Labor in Südbaden FREIBURG. Christian Haas‘ Selbstverständnis ist eindeutig: „Wir sind eine Arztpraxis, kein Unterneh- men“, betont der Geschäftsleiter des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Clotten. Deshalb spricht er nicht über Umsatz- oder Investitionszahlen, sondern über Medizin, genauer: Labormedizin. Zwölf Ärztin- nen und Ärzte arbeiten bei Clotten. Die meisten sind Fachärzte für Labormedizin, viele haben ein, einige sogar zwei weitere Fachgebiete. Haas selbst ist außer Labormediziner auch Facharzt für Transfusionsmedi- zin und Hämostaseologie, also Gerinnungsspezialist. Zum MVZ überweisen Ärzte Patienten wie zu anderen Fachärzten auch. Der einzige Unterschied: Bei ihrem Spezialgebiet, nämlich der diagnostischen Leistung, haben die Labormediziner meist keinen direkten Kon- takt zu den Patienten. Das wäre bei dem Durchsatz auch kaum möglich: Rund 10.000 Patienten versorgt das Labor täglich und ermittelt mehr als 2.000 ver- schiedene Werte etwa aus Speichel, Urin oder Blut. Das MVZ Clotten ist damit das mit Abstand größte Labor Südbadens. Es betreut etwa 50 Krankenhäuser und rund 1.000 Arztpraxen in der Region. Die großen Fenster zur Merzhauser Straße hin bieten Einblick in seine Arbeit. Hier sieht man auf vier Etagen Frauen und Männer in weißen Kitteln, die unzählige Ap- parate bedienen. Bis spät abends und sieben Tage die Woche. Denn die meisten Proben kommen erst nachmit- tags im Labor an, und die Analyse ist auch wochenends wichtig. An mehr als zwei Dritteln medizinischer Diagno- sen ist das Labor beteiligt, die ganze innere Medizin hat Laborwerte. „Wir analysieren alles außer Gewebe“, sagt Haas. Von Blutalkohol- und Drogentests der Polizei, über Schwangerenvorsorge bis zu Schilddrüsen- oder Kalium- werten. Manche werden in hochautomatisierten Verfah- ren ermittelt, bei anderen ist viel individuelle Handarbeit nötig. „All dies machen wir nach wie vor“, betont der Laborleiter. Diese Arbeit sei während der Pandemie nur geringfügig zurückgegangen, weil die Menschen etwas seltener zum Arzt gehen. Insgesamt arbeiten etwa 250 Menschen beim MVZ Clotten. Außer den Ärzten sind das einige weitere Akademiker wie Chemiker oder Biologen und vor allem Medizinische Fachangestellte und Medi- zinisch-Technische Assistentinnen, zudem Mitarbeiter für IT, Personal und andere Verwaltungsaufgaben. Ein externer Dienstleister, die CMK Logistik aus Breisach, kümmert sich um die Logistik zwischen Arzt, Patient und Labor. Und die ist enorm. Denn täglich kommen rund 15.000 Proben ins Labor. Mittlerweile sind etwa 2.000 davon Coronaabstriche, zu Hochzeiten waren es noch mehr. „Uns hat nicht die reine Anzahl der Proben erschlagen, sondern der damit verbundene Aufwand“, erklärt Haas. Denn die vielen Ar- beitschritte bei PCR-Tests – von der Probenaufbereitung über die Isolierung und Vermehrung der Virus-RNA bis Die Bekanntheit des MVZ Clotten ist seit Beginn der Pandemie stark gestiegen. Denn das private Freiburger Labor analysiert etwa 70 Prozent der PCR-Tests in Südbaden. Um diese Herausforde- rung zu bewältigen, hat Clotten in Technik und Mitarbeiter investiert. Doch Corona ist nur ein klei- ner Teil der Arbeit der Labormediziner. Der große andere Teil läuft (fast) normal weiter. »Uns hat nicht die Anzahl der Proben erschlagen, sondern der damit verbun- dene Auf- wand« Christian Haas Geschäftsleiter MVZ Clotten

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