Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juni'21 - Hochrhein-Bodensee

41 6 | 2021 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten Der Neubau von Kranz Live von außen und innen: Geschäftsführer Martin Kranz vor dem Gebäude sowie Techni- ker im neuen Filmstudio. Kranz Live Eventsolutions ist auch in der Krise viel beschäftigt Neuer Sitz, neuer Name, neuer Chef FREIBURG. Auf drei Etagen Platz für die Veranstal- tungstechnik, ein eigenes Streamingstudio, großzügige Büros und zwei Stockwerke zum Vermieten: Die Kranz Live Eventsolutions GmbH hat Anfang April den neuen Firmensitz im Freiburger Gewerbegebiet Haid bezogen. Das Unternehmen hat die Standbeine Veranstaltungs- technik, Medienproduktion und die Digitalisierung von Super-8- oder Videofilmen. Das Gros des Umsatzes ent- fällt auf die Veranstaltungstechnik. Kunden sind überwie- gend Unternehmen in ganz Deutschland, für die Kranz Veranstaltungen vom Firmenfest über Sales-Meetings bis hin zu Aktionärsversammlungen organisiert. „Die Events werden technisch immer anspruchsvoller, man will den Kunden was bieten“, sagt Geschäftsführer Mar- tin Kranz. Die Folge für den Dienstleister: mehr Equip- ment, mehr Mitarbeiter vor allem im technischen Bereich und mehr Platzbedarf. Aus den vier Beschäftigten vor zehn Jahren sind inzwischen 16 geworden, darunter sind sieben Azubis. Vier von ihnen hat Martin Kranz 2020 eingestellt, so viele wie nie zuvor. „Wir brauchen das Personal, wenn die verschobenen Veranstaltungen, die wir wie eine Bugwelle vor uns herschieben, stattfinden“, sagt er und nennt die Feiern zum 900. Freiburger Stadt- jubiläum als Beispiel. Das heißt aber nicht, dass Kranz Live derzeit die Arbeit ausgeht. Im Gegenteil: Hauptversammlungen, Neujahrs- empfänge oder Pressekonferenzen finden seit etwa ei- nem Jahr nicht wie sonst in Präsenz, sondern virtuell statt. Anstatt auf aufwendige Beleuchtungstechnik, um Räume und Künstler in Szene zu setzen, kommt es nun auf die Übertragungstechnik an. Martin Kranz nennt den Neujahrsempfang der Stadt Freiburg, die Haupt- versammlung des WVIB und die Pressekonferenzen des Fußballbundesligisten SC Freiburg als Beispiele. Virtuelle Veranstaltungen durchzuführen, sei für sein Unterneh- men technisch anspruchsvoller, für die Kunden aber meist günstiger. Daher benötigt Kranz Live mehr Aufträ- ge als in normalen Zeiten. Dennoch möchte Martin Kranz nicht klagen angesichts vieler anderer Unternehmen seiner Branche, die auf Messen oder kulturelle Veran- staltungen spezialisiert und praktisch arbeitslos sind. Aber auch der Umsatz von Kranz ist 2020 eingebro- chen – nach vielen Jahren starken Wachstums um 50 Prozent im Vergleich zu 2019. Im März und April 2020 standen die Geschäfte still, alle Mitarbeiter bis auf Kranz selbst waren in Kurzarbeit. Dann ging es virtuell weiter – und alle Beschäftigten werden seitdem gebraucht. Der Vorteil seines Unternehmens sei, so betont er, dass Kranz auch schon vor Corona bei großen Firmenveran- staltungen mit Livestreams gearbeitet habe und über die entsprechende Technik verfüge. Da Unternehmen derzeit vermehrt auf Livestreams setzen, aber selbst häufig nicht die räumlichen Möglichkeiten dafür haben, hat Kranz ein Livestudio eingerichtet. Es sei gut gebucht, berichtet Martin Kranz. Insgesamt wurden in den Neubau rund fünf Millionen Euro investiert. Kranz firmierte 2020 vom Einzelunternehmen Kranz Vilm zur Kranz Live Eventsolutions GmbH um. Zugleich übergab Norbert Kranz (67) die Geschäftsführung an seinen 40-jährigen Sohn. Martin Kranz‘ Großvater Man- fred Kranz hatte das Unternehmen vor rund 70 Jahren als Wanderkino gegründet. Zwischen Schwarzwald und Kaiserstuhl zeigte er in Gasthäusern und Gemeindesälen Kinofilme und produzierte im Wohnhaus der Familie in Freiburg-Lehen Werbefilme. In den 1990er-Jahren über- nahm Norbert Kranz das Unternehmen und baute den Filmbereich aus. Über 20 Jahre betrieb er im SWR-Studio Freiburg vier Schnittstudios sowie das Livestudio mit eigenem Personal. Auch zwei Kamerateams von Kranz waren für den Sender im Einsatz. „Diese Erfahrungen sind heute auch mitausschlaggebend für unseren hohen technischen Standard der Firma“, sagt Martin Kranz. Ihm macht zurzeit die Unsicherheit am meisten zu schaffen. „Alles ist schwer planbar“, sagt er. Gleichwohl hofft er „auf eine weitere Normalisierung der Geschäfte nach den Sommerferien“. mae Weitere Bilder unter https://www.wirtschaft- im-suedwesten. de/2021/05/17/neuer-sitz- neuer-name-neuer-chef/ Bilder: Maerz

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