Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai'21 -Südlicher Oberrhein

37 5 | 2021 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten Unternehmen Hat trotz Lockdown mehr Auszubildende eingestellt: Öschberghof-Geschäftsführer Alexander Aisenbrey. Will die Kompetenzträger im Unternehmen halten: Linck-Geschäfsführer Michael Baumann. Große Unternehmen II Linck Holzverarbeitungstechnik OBERKIRCH. „Aus rund eckig“: So lautet die ganz kurze Antwort von Michael Baumann auf die Frage, was das von ihm geführte Unternehmen macht. Die etwas längere: „Aus Bäumen Bretter“. Die Linck Holzverarbeitungstechnik GmbH aus Oberkirch fertigt Sägewerks- und Profilieranlagen, etwa fünf pro Jahr. Eine Anlage kostet durchschnittlich zehn bis zwölf Millionen Euro. Kunden sind Sägewerke beziehungsweise Unterneh- men, die Holz sägen, weltweit. Laut einem Ranking der Uni St. Gallen ist das Oberkircher Unternehmen Weltmarkt- führer in diesem kleinen Markt. Weil das Geschäft sehr volatil ist – ein Auftrag weniger bedeutet ein Fünftel weniger Umsatz – legt Baumann großen Wert darauf, die „Kompetenz- träger“ zu halten. „Die brauchen wir als Marktführer. Wir wollen kein ,Hire-and-fire‘-Unternehmen sein“, betont der Geschäftsführer. 315 Mitarbeiter beschäftigt Linck, darunter 23 Auszubildende. Deren Zahl will Baumann steigern, denn zehn Prozent der Belegschaft sind über 60 Jahre alt. Um junge Menschen für gewerbliche Berufe zu begeistern, geht er ungewöhnliche Wege. So stehen zum Beispiel die modernsten Maschinen in der Lehrwerkstatt, und die Azubis haben den einzigen 3D-Drucker in ihrer Obhut. Außerdem zählen je eine Woche in einem österreichischen Lehrsägewerk und im Schwes- terunternehmen in Altötting zur Ausbildung. Linck macht fast alles selbst, die Fertigungstiefe ist hoch. „Das ermöglicht uns eine große Flexibilität“, erklärt Baumann. „Wir maßschneidern die Anlagen auf die Kunden zu.“ Das Coronajahr lief gut. Weil Baumann sehr früh so viele Arbeitsplätze wie möglich ins Homeoffice verlegt hatte. Und weil die Auftragsbücher noch voll waren. Vorübergehend kamen weniger neue Aufträge, aber seit Herbst läuft es wieder. Das Geschäft der Kunden boomt, denn Sägewerke bedienen drei Wachstumsmärkte: Holzbau, Verpackungen und Heimwerker. Linck selbst wächst lang- sam. Schließlich halten die Anlagen durchschnittlich 30 Jahre. kat Große Unternehmen I Öschberghof DONAUESCHINGEN. Nach fast fünf Jahren Um- und Ausbau für rund 60 Millionen Euro wollte der Öschberghof 2020 wieder durchstar- ten: mit neuem Spa und Gourmetrestaurant, ausgebautem Golfplatz und deutlich mehr Zimmern (126 statt 73). Es kam bekanntlich anders, doch für das Donaueschinger Fünf-Sterne-Haus, das Aldi-Gründer Karl Albrecht 1976 als Golfclub samt Superiorhotel gebaut hat, waren Pandemie und Lockdown kein Grund, sein Personalkonzept zu ändern. Im Gegenteil: Die Zahl der Auszubildenden ist sogar noch gestiegen. „Man muss immer vorausschauend arbeiten“, sagt Geschäftsführer Alexander Aisenbrey. Er geht davon aus, dass er viele gute Leute braucht, die dem nach der Öffnung erwarteten Gästeandrang entspre- chenden Service bieten. Deshalb hat der Öschberghof alle rund 380 festangestellten Mitarbeiter gehalten. Und deshalb holt er schon jetzt so viele wie möglich aus der Kurzarbeit, damit sie nicht in Lethargie verfallen. Die aktuell 81 Auszubildenden (9 mehr als ein Jahr zuvor) ha- ben durchgehend gearbeitet, beispielsweise im Mitarbeiterrestaurant. Sie absolvieren klassische Ausbildungen als Köche, Restaurant- und Hotelfach- sowie -kaufleute oder auf höhere Gastronomie speziali- sierte mit mehr Schule. Einige machen eine kombinierte Variante aus Ausbildung und Studium oder ein berufsbegleitendes Studium, neuer- dings auch als Sportökonomen. Das Hotel hat passend zum Golfplatz ein umfangreiches Sportangebot, das auch Fußballbundesligisten und -nationalmannschaften gern als Trainingslager nutzen. Wie aber bekommt der Öschberghof seinen Nachwuchs? „Weil wir viel tun“, sagt Aisenbrey. Als Gründungsmitglied des Vereins „Fair Job Hotels“ setzt er auf ordentliche Bezahlung, minutengenaue Arbeits- zeiterfassung und einen bunten Strauß an Extras. Die reichen vom Mitarbeiterrestaurant und -wohnungen über Jobräder bis zur Nutzung der hoteleigenen Sport- und Wellnessangebote. Außerdem über- nimmt der Öschberghof sämtliche Kosten für Aus- und Weiterbildungen. kat Konzepte in der Pandemie

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