Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai'21 -Südlicher Oberrhein

8 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 5 | 2021 titel BORA HOTSPARESORT: AZUBIS REFERIEREN Das Vier-Sterne-Resort Bora mit 84 Zimmern, zwei Restaurants, Biergarten, einer großen Sauna- landschaft und direktem Zugang zum Bodensee ist für gewöhnlich das ganze Jahr über gut besucht. Seit November ist es - wieder - ge- schlossen. Zu denen, die sich um alles, was anfällt, kümmern, ge- hören die zwölf Azubis. Zehn von ihnen werden zu Hotelfachleuten ausgebildet, zwei zu Köchen. Letz- tere kochen täglich für die Kollegen unter Anleitung ein Mittag- essen und dürfen dabei auch selbst kreativ werden, wie Lukas May, Restaurantleiter und Ausbilder, berichtet. Die anderen Azubis sind, so wie Felix Lehmann (siehe Seite 7) derzeit im Wechsel vor allem an der Rezeption im Einsatz, machen Urlaub oder nehmen am Onlineunterricht der Berufsschule teil. Einmal in derWoche organisiert Lukas May eine Schulung für den Ho- telnachwuchs. So, wie er es auch in normalen Zeiten getan hat. Zu Themen wie Hygiene, Rechtlichem, dem Buchungssystem oder zu Cocktails. Während des Lockdowns sind die Azubis selbst gefragt - referieren beispielsweise zuAperitifs oder Bier. „In unserem großen Tagungsraum ist das zum Glück mit Ab- stand möglich“, sagt Lukas May. Diese Treffen seien wichtig für die Motivation der jungen Leute. Dennoch klagt er: „Seit November kann man nicht wirklich ausbilden.“ Er hofft, dass sich dies im Sommer ändert und im Herbst so viele Menschen geimpft sind, dass der nächsteAusbildungsjahrgang unter den neuen Normalbedingungen starten kann. Bewerbungen gibt es mehr als sonst und zudem auffallend viele aus der Region. Wegen des Lockdowns hat das Bora das Bewerbungsverfahren zurzeit auf Eis gelegt. Nach Pfingsten möchte May einige der Bewerber zum Probearbeiten einladen – vorausgesetzt, es ist dann erlaubt. Nur so kann er beurteilen, ob sie ins Team passen. Denn, so sagt er: „Spaß an der Arbeit ist bei uns wichtiger als gute Noten.“ mae Lukas May Restaurantleiter Bora Hotsparesort IHK-ANSPRECHPARTNER IHK Hochrhein-Bodensee: Alexandra Thoß 07531 2860-131 alexandra.thoss@konstanz.ihk.de IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg: Miriam Kammerer 07721 922-512 kammerer@vs.ihk.de IHK Südlicher Oberrhein: Simon Kaiser 0761 3858-150 simon.kaiser@freiburg.ihk.de Arbeit(splätze) der Azubis. Miriam Kammerer, Referentin Bildung und Ausbilderin bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, berichtet davon, dass für die Azubis der IHK extra Büros eingerichtet wurden, um die Abstandsregeln einhalten zu können. Inzwischen sei der Wechsel zwischen Präsenz in der IHK und Fernlernen zu Hause Routine. Prüfungen erfolgreich nachgeholt Auch Zwischen- und Abschlussprüfungen mussten vergangenes Jahr verschoben werden. Sie wurden aber nachgeholt und liefen unter den neuen Normalbedingungen gut ab. In Hallen statt in Seminarräu- men und mit aufwendigem Hygienekonzept. „Es war ein Kraftakt“, sagt Simon Kaiser. Davon berichten auch Miriam Kammerer und Alexandra Thoß, Geschäftsführerin und Leiterin der Ausbildung bei der IHK Hochrhein-Bodensee. Allen drei ist zudem wichtig, den vielen Helfern und ehrenamtlichen Prüfern für den extra Aufwand zu danken, den alle hatten. Und sie sind froh, dass dieses Jahr der Zeitplan wohl eingehalten werden kann. Die Organisation ist das eine, die Noten sind das andere: Simon Kaiser hat bislang keine Unterschiede zu anderen Jahren festgestellt. „Am Ergebnis hat man nichts gemerkt“, sagt auch Margit Boschert vom Reisebüro Rade, die sich seit über 20 Jahren als Prüferin bei der IHK Südlicher Oberrhein engagiert (siehe Seite 10 unten). Lukas May vom Hotel Bora ist auf die kommenden Prüfungen gespannt: „Azubis, deren Betriebe geschlossen und die komplett in Kurzarbeit waren, werden es schwer haben“, sagt er mit Blick beispielsweise auf Restaurants, die kein Essen to go angeboten haben. Auch Ale- xandra Thoß blickt mit Sorge auf Azubis aus dieser und anderen Branchen, die zum Teil schon lange in Kurzarbeit sind: „Bislang haben wir ab und zu ein Auge zugedrückt“, sagt sie. „Ich fürchte aber, dass einige Azubis aus diesen Branchen zur Winterprüfung gar nicht zugelassen werden, da sie die Obergrenze der Fehlzeiten deutlich überschreiten.“ Anders ist beispielsweise die Lage in vielen großen Industriebe- trieben: „Unternehmen mit eigenen Lehrwerkstätten können viel auffangen, was an der Berufsschule nicht stattfinden konnte“, sagt Miriam Kammerer. Gleichwohl bedeute dies für die Betriebe „einen immensen Mehraufwand“. In kaufmännischen Berufen eher weniger. Wie gut die Ausbildung tatsächlich ablaufe, „kommt immer auf die Azubis und die Betriebe an“, sagt sie. Weniger Ausbildungsverträge 2020 Im Ausbildungsjahr 2020/21 ging die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge bei der IHK Südlicher Oberrhein um 9,6 Prozent zurück. Die Coronapandemie ist für Simon Kaiser nur ein Grund für den Rückgang. Die weiteren: der Strukturwandel in der Automobil- industrie sowie jahrelange Anstiege bei den Ausbildungszahlen. „Es war klar, dass das nicht so weitergehen kann“, sagt er. Etwa die Hälf- te des Rückgangs entfiel am südlichen Oberrhein denn auch auf die Metallberufe, die in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich zugelegt hatten und nun zum großen Teil vom Strukturwandel in der Automobilindustrie betroffen sind. Die Coronapandemie ist indes der Hauptgrund für den Rückgang der neuen Ausbildungsplätze in Hotellerie und Gastronomie um 15,5 Prozent. In Elektroberufen hingegen wurden knapp vier Prozent mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen. Im Handel ist das Bild differenziert, je nachdem, ob das Unternehmen vom Lockdown betroffen war oder nicht. Ins- gesamt fällt auf, dass die Zahl der neuen kaufmännischen Azubis

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