Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe April'21 -Südlicher Oberrhein

ANZEIGE Fällen in den vergangenen Jahren wusste auch der erfahrene Ausbildungsleiter nicht weiter. Bei allen drei waren es viele Fehlzeiten oder sich ständig wiederho- lende extreme Verspätungen, die Sorge bereiteten. „Teilweise waren die Fehltage zwar entschuldigt, doch letztendlich fehlt am Ende ja auch die Zeit, um dem Azubi etwas beizubringen. Eine gute Ausbildung ist dann schlicht nicht mehr möglich.“ Gespräche brach- ten gar nichts; Versprechungen hielten maximal zwei oder drei Tage, dann war es wieder vorbei mit Pünkt- lichkeit oder Anwesenheit. Das war der Punkt, als En- derle Markus Keßner hinzuzog. Schmunzelnd erinnert er sich daran, wie er den Azubis den Termin mit dem IHK-Ausbildungsbegleiter vorschlug: „Die dachten alle, jetzt kommt der Bewährungshelfer.“ Ganz so war es dann nicht. Im Gegenteil. Keßner: „Ich habe mich mit allen drei Azubis daheim getroffen, habe ihnen ihr Verhalten gespiegelt, Unterhaltungen mit ver- tauschten Rollen geführt.“ Diese Perspektivwechsel seien oft sehr hilfreich, weiß der Experte, der unter anderem auf neun Jahre Tätigkeit bei der Jugendbe- rufshilfe Ortenau zurückblickt. „Meist wird dann bald klar, dass das eigene Tun nicht unbedingt zu einem guten Verhältnis beiträgt.“ Zwei der drei jungen Män- ner erkannten schließlich, dass Keßner sie nicht wie verurteilte Straftäter behandelt, sondern ihnen wirklich helfen will. Sie fassten Vertrauen zu dem 58-Jährigen. „Die Probleme, die die beiden hatten, sind keine, die man mit seinem Ausbilder oder im Ausbildungsbetrieb bespricht“, bleibt Keßner vage. Deutlicher werden möchte er nicht. Gemeinsam mit den beiden Azubis fand der IHK-Aus- bildungsbegleiter am Ende Lösungen für ihre privaten Probleme. Beide sind noch in der Ausbildung bei der BAG. Fehlzeiten: Fehlanzeige. Enderle ist froh, dass der Zugang zu den Jugendlichen mit der externen Un- terstützung so gut funktioniert hat. Er weiß: „Für uns als Betrieb ist das bei gravierenden persönlichen Pro- blemen deutlich schwieriger.“ Keßner nickt: „Obwohl es hier im Haus pädagogisch geschulte Kräfte gibt, braucht es manchmal eben doch die Hilfe von außen. Wichtig ist nur, das frühzeitig zu erkennen – bevor das Tischtuch zerschnitten ist.“ Und der dritte Azubi? „Das Ausbildungsverhältnis wur- de aufgelöst“, sagt der Ausbildungsleiter. In diesem Fall war auch Keßner machtlos. „Mir war schon nach dem ersten Gespräch klar, dass er nicht die Ausbildungsrei- fe für dieses Berufsbild mitbringt.“ Trotz des unguten Ausgangs ist Enderle froh, dass er Markus Keßner hin- zugezogen hat: „Die Meinung einer neutralen Person, dass dieses Ausbildungsverhältnis nicht zu retten ist, hat uns doch sehr geholfen.“ Und ein kleines Happy End gab es schließlich doch noch: Mit Unterstützung des IHK-Ausbildungsleiters ermöglichte die BAG dem jungen Mann den Abschluss in einem zweijährigen Ausbildungsberuf. naz Kontakt zu Markus Keßner für Ausbildungsbetriebe und Azubis: markus.kessner@ freiburg.ihk.de 0761 3858-164 Alle Informationen zum IHK-Ausbildungsbegleiter auch unter www.suedlicher-ober- rhein.ihk.de ( 4351384)

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