Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe März'21 - Hochrhein-Bodensee

3 | 2021 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 17 REGIO REPORT IHK Hochrhein-Bodensee D ie Umfrage bestätigt: Um die Betriebe steht es schlecht“, sagt Alexander Vatovac, Geschäftsführer für Existenzgründung und Unternehmensförderung der IHK Hochrhein-Bodensee. „Die Coronapandemie und der Lockdown II mit fehlender Öffnungsperspek- tive, aufgezehrten Liquiditätsreserven, schleppender Auszahlung der Coronahilfen und quasi geschlossenen Grenzen zur Schweiz stellen die Betriebe vor gewaltige Herausforderungen.“ Über 200 Unternehmen haben an der anonymen Umfrage teilgenommen. Heraus sticht aus allen Antworten die Verzweiflung, die unter den Betrieben wächst. Was tun mit der Winter-Saisonware, die nicht verkauft wurde? Wohin mit der neuen Frühjahrs-/Sommerkollektion, die nicht mehr ins Lager passt? Wie das Geld aufbringen, um die auflaufenden Rechnungen zu begleichen? Wie planen, wenn nichts sicher ist? Über 60 Prozent der befragten Betriebe aus den Bereichen Handel, Gastronomie, Tourismus, personenbezogene Dienstleistungen und Veranstaltungen bezeichnen ihre derzeitige Lage als schlecht bis sehr schlecht (siehe zur Lage der verschiedenen Branchen in der Coronakrise auch die Titelgeschichte ab Seite 6). „Wir fürchten eine Insolvenzwelle, wenn die Insolvenzanmeldepflicht wieder in Kraft tritt“, sagt Alexander Vatovac. Nach der Arbeitslosen- statistik im Gastgewerbe für den Zeitraum April bis Oktober 2020 ist dort ein Anstieg von 37,2 Prozent zu verzeichnen. „Dieser Anstieg kann als Frühindikator dienen, was erst noch kommen mag.“ Still und unbemerkt verschwinden zurzeit Betriebe, die die Innenstädte in der Region über Jahrzehnte ausgezeichnet und geprägt haben. „Klar ist, es muss jetzt Perspektiven geben. Perspektiven zur Öffnung und Alternativen zum bisherigen Vorgehen der Schließungen als bis dato einziges Mittel zur Bekämpfung der Pandemie.“ Nicht weniger in ihrer Existenz bedroht sind Reiseveranstalter und Reisebüros sowie die Event- und Veranstaltungsbranche. „Auch hier sind die Antworten in unserer Umfrage düster. Reisen werden wohl auch 2021 nur sehr reduziert stattfinden. Zum einen muss es erst einmal erlaubt sein, touristische Reisen überhaupt zu unternehmen, zum anderen ist die Reiselaune der Deutschen aufgrund der vorhan- denen Unsicherheiten gehemmt. Schlechte Aussichten also für das Jahr 2021, nachdem bereits das Jahr 2020 weit unter den Erwartungen zurückgeblieben ist“, sagt Alexander Vatovac, der in der IHK auch das Thema Tourismus verantwortet. Hinzu komme, dass gerade beim Inlandstourismus die Dienste der Reisebüros und Reiseveranstalter weniger nachgefragt würden. Zwar erlebte der Inlandstourismus im Sommer einen Hype, aber auch hier fehlten Gäste aus dem Ausland und der Reisezeitraum war durch die Reiseverbote verkürzt. In der Region Hochrhein-Bodensee ging die Zahl der Übernachtungen im Zeitraum Januar bis September 2020 laut Landesamt für Statistik um 34,5 Prozent zurück. Umfrage: Wie geht es dem Handel und dem Tourismus? „Wenn’s wieder losgeht, dann richtig“ Die IHK hat Handels- und Tourismusbetriebe ge- fragt, wie sie ihre momentane geschäftliche Situa- tion einschätzen, mit welchen digitalen Maßnah- men sie 2020 auf die Pandemie reagiert haben, wie es um Einnahmen, Ausgaben und Finanzierung steht und was sie für 2021 erwarten. „ Bild: Adobe Stock IM FOKUS 2021 Einzelhandel Gastronomie Tourismus

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