Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Januar'21 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

38 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 1 | 2021 Unternehmen Zwei Unternehmer bauen Produktion auf Masken aus der Region VILLINGEN-SCHWENNINGEN. Filtrierende Atemschutzmasken – die Abkürzung FFP steht für „Fil- tering Face Piece“ – waren zu Beginn der Pandemie Mangelware, und die eilig beschafften Masken aus Asien erwiesen sich als in einem Maße untauglich, dass die Bundesregierung sogar öffentliche Warnungen aus- sprach. Noch immer sind millionenfach unzureichende Masken selbst in Krankenhäusern im Einsatz, wie eine Reportage von Report Mainz noch im November zeigte. Eine aktuelle Untersuchung des öffentlich bestellten und vereidigten Konstanzer Sachverständigen Roland Ballier mit zehn zufällig in Apotheken im Südwesten sowie im Internet gekauften FFP2-Masken brachte ebenfalls ein ernüchterndes Ergebnis: neun von zehn Modellen fielen trotz CE- oder KN95-Kennzeichnung durch, zumeist wegen unzureichender Filterleistung, aber auch wegen zu hohen Atemwiderstands. „Bei Univent haben wir hingegen von Anfang an die Qualität an die erste Stelle gesetzt“, betont Ge- schäftsführer Thomas Vosseler. Das ist kein Marke- tingsprech, denn das Unternehmen hatte bereits vor Aufnahme der Maskenproduktion ein eigenes Testla- bor eingerichtet. Das war für die Firma ein Kraftakt mit einer sechsstelligen Investition, „hat sich aber voll ausgezahlt“, so Vosseler. Der Gründer und Eigentümer des Gleitschirmherstellers U-Turn, der mit zahlreichen Innovationen zu den erfolgreichen Herstellern in der Branche zählt und über eine komplette Produktrange von Schulungsschirm bis zu Spezialanfertigungen für Profis verfügt, kauft in China technische Materialien für deren Herstellung ein und hat gelernt, Spezifika- tionen der Stoffe zu überprüfen. Vosselers Geschäftsidee, in die Maskenproduktion einzusteigen, entstand früh: „Auf einmal gab es keine Stoffe mehr, die Hersteller sagten, die Regierung in China habe sie zur ausschließlichen Herstellung von Material für Schutzmaterial verpflichtet.“ Zusammen mit der Unternehmerfamilie Müller, Eigentümer von Helios Ventilatoren, ei- ner wachstumsstarken Firma mit mehr als 400 Mitarbeitern, beschloss Vosseler, am Förderpro- gramm der Bundesregie- rung zur „Errichtung von Produktionsanlagen von persönlicher Schutzausrüstung und dem Patienten- schutz dienender Medizinprodukte sowie deren Vor- produkte“ teilzunehmen – mit Erfolg. Seit Sommer 2020 produziert Univent Medical nun Schutzmasken auf acht Produktionslinien, die man früh bei einem auf Stoff- und Vliesverarbeitung spezialisierten Ma- schinenbauer in der Schweiz geordert hatte. Die Ge- samtinvestition beziffern die Unternehmer auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Seit einigen Monaten läuft die Produktion auf Voll- touren. Für zwei Millionen Masken monatlich hat sich die Bundesregierung das Vorkaufsrecht im Gegenzug zur Förderung gesichert, diese Menge wird auch voll geordert. Kliniken, Apotheken und Arztpraxen aller Fachrichtungen zählen ebenfalls zu den Direktkunden, ein Teil der Produktion wird über Onlineshops auch an Privatkunden verkauft. Gerade vom medizinischen Fachpersonal komme sehr positives Feedback wegen des geringen Atemwiderstands und des hohen Tra- gekomforts. Zuletzt haben das Deutsche Rote Kreuz sowie die Unikliniken in Freiburg, Augsburg und Essen Großmengen bestellt. „Die Empfehlungen der Medizi- ner untereinander zeigen uns, dass wir mit Qualität auf dem richtigen Weg sind“, sagt Vosseler. Die Qualitätssicherung umfasst die Prüfung des Filter- materials, des sogenannten Meltblown. Dabei handelt es sich um einen Vliesstoff, der in einem aufwendigen Heißblasverfahren – daher der Name – produziert wird. Verwendet werden ausschließlich Meltblown- rollen, die deutlich oberhalb des geforderten Wertes Binnen weniger Monate hat die Univent Medical GmbH in Villingen-Schwenningen eine Produktion für partikel­ filtrierende FFP 2-Masken aufgebaut und dabei 120 neue Arbeitsplätze geschaffen. Derzeit produziert das Unternehmen etwa acht Millionen Masken pro Monat. Thomas Vosseler (im Bild unten rechts), Gründer und Chef des Gleitschirmher- stellers U-Turn, hat zusam- men mit der Familie Müller, Eigentümer von Helios Ventilatoren, einen zwei- stelligen Millionenbetrag in die regionale Masken­ produktion investiert.

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