Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Januar'21 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

8 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 1 | 2021 und den kollegialen Austausch, vor allem den flüchtigen informellen Austausch. Der entsteht nebenbei – in Rau- cherecken, Kaffeeküchen, Bibliotheken oder an anderen Treffpunkten – und ist sogar produktiver als gezieltes Brainstorming, wie Studien zeigen. Den gilt es also zu fördern mit einer entsprechenden Gestaltung der Räume. Unternehmer müssten über das klassische Büro hinaus denken und ihre Mitarbeiter dahingehend begleiten, dass sie auch außerhalb „gehfähig“ sind, rät Imberi. Denn die Zukunft werde wahrscheinlich ein hybrides Arbeiten sein – teils daheim, teils unterwegs oder am Arbeitsplatz. Die entsprechenden Produkte und Dienstleistungen bie- tet Streit mit seinen drei Segmenten Büroeinrichtung, -technik und -bedarf an. Das Unternehmen ist deshalb vergleichsweise gut durch das Coronajahr gekommen. Imberi geht davon aus, dass man etwa auf Vorjahresni- veau gelandet ist. Das sei auch gelungen, weil die Ein- richtungssparte mit ihren Marken wie Vitra oder USM Privatleute erreicht, die dieses Jahr besonders viel in die eigenen vier Wände investiert haben. Zudem habe die Sparte Bürobedarf ihr Sortiment gezielt um Hygieneartikel wie Desinfektionsspray oder Masken aufgestockt und so Rückgänge etwa bei Papier und Stiften kompensiert. Homeoffice funktioniert bei Streit auch intern, wie die Befragung der 240 Mitarbeiter zeigt. Die Hälfte kann sich demnach vorstellen, nach Ende der Pandemie zu- mindest teilweise weiter im Homeoffice zu arbeiten. Ganz wichtig dabei: die technischen Voraussetzungen. „Das Thema Digitalisierung ist zwingend für ein stimmi- ges Gesamtkonzept erforderlich“, betont Imberi. E ntsprechend beschäftigt sind während der Pan- demie die IT-Dienstleister. Als sich Deutschland Mitte März das erste Mal in einen Lockdown zurückzog, war für Klaus Schmid Hochkonjunktur. Der Gründer und Geschäftsführer der it@business GmbH & Co. KG in Spaichingen und seine 34 Kollegen haben innerhalb einer Woche mehr als tausend Heimarbeits- plätze „ongeboarded“, also in einen Zustand versetzt, dass die Beschäftigten von extern auf Unternehmens- daten zugreifen können. „Da hat man gesehen, wer in den letzten Jahren schon seine Hausaufgaben gemacht hatte“, sagt Schmid. Auch beim zweiten Lockdown Ende des Jahres, der nach Schmids Beobachtung über- legter und nicht so panisch wie der erste vonstatten ging, waren das noch nicht alle. it@business betreut rund 460 Kunden, die meisten davon sind Industriebe- triebe aus der Medizintechnik und der Metallverarbei- tung. Deshalb steht das Thema Sicherheit weit oben – auch im Zusammenhang mit Homeoffice. „Man hat viele Jahre daran gearbeitet, den externen Datenzugriff zu erschweren und möchte genau den jetzt ermögli- chen“, erklärt der Fachinformatiker. Diese Gefahren müssten entsprechend abgesichert werden. Trotz des zwischenzeitlichen Homeoffice-Hypes ver- buchte it@business vergangenes Jahr eine kleine Delle im Umsatz – wie fast die ganze Branche deutschland- und weltweit. Auch in der IT gab es 2020 nur wenige komplette Gewinner, beispielsweise Microsoft mit sei- nem Cloudgeschäft. Weil viele Unternehmen ihre Inves- titionen vertagten, hat das klassische Projektgeschäft gelitten. Und manch ein Projekt ließ beziehungsweise lässt sich kaum realisieren, weil das ganze Jahr vieles nicht erhältlich war: Notebooks, Webcams oder Head- sets, aber auch Standardartikel wie Gehäuseschrauben. F ür Sedus Stoll aus Dogern ist das vergangene Jahr „in Summe ordentlich gelaufen“, berichtet Vorstand Daniel Kittner. Im Inland landete der Hersteller von Stühlen, Möbeln, Tisch- und Schrank- systemen sogar etwa auf Vorjahresniveau. Der Export allerdings, der mehr als 40 Prozent ausmacht, ist stark eingebrochen. Die Hauptabnehmerländer Frankreich, Italien und Großbritannien waren besonders stark von der Pandemie betroffen. Unterm Strich liegt der Umsatz 2020 wohl etwa zehn Prozent unter dem des Vorjahres (2019: 210 Millionen Euro). Zu diesen vergleichsweise guten Zahlen haben insbesondere einige neue Angebote beigetragen. „Wir haben das Thema Homeoffice stark im Blick gehabt – unabhängig von der Pandemie“, sagt Kittner. Bereits vor Corona hat Sedus Stoll entspre- chende Produkte entwickelt. Beispielsweise einen kom- »Man hat lang den externen Datenzugriff erschwert und möchte ge- nau den jetzt ermöglichen« Klaus Schmid , Geschäftsführer IT@business »Es ist klar, dass sich die Nutzung traditioneller Bürofläche reduzieren wird« Daniel Kittner , Vorstand Sedus Stoll Vitra-Trendscout Raphael Gielgen, IBA-Vorsitzender Hend- rik Hund, it@business-Geschäftsführer Klaus Schmid und Clemens Imberi, Leiter Streit Inhouse (von links).

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