Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe November'20 -Südlicher Oberrhein

50 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 11 | 2020 PraxISWISSen UMWeLT & InnOVaTIOn Aerosole und die richtige Lüftung Gesunde Luft E s ist inzwischen hinlänglich bekannt, dass sich das Coronavirus vorwiegend über kaum sichtbare Schwebeteilchen, sogenannte aerosole, in der Luft verbreitet. Wenn eine Person durch niesen, Husten oder auch beim Sprechen infektiöse aerosole freisetzt, vertei- len sich diese als feiner nebel im raum. eine einfache physikalische Berechnung der Bewegung von Teilchen in der Luft (Stokes’sches Gesetz) ergibt, dass sogar große aerosoltröpfchen von circa 20 Mikrometer Durchmes- ser etwa sieben Stunden brauchen würden, um von der Kopfhöhe einer Person auf den Boden zu sinken, wenn keine sonstige Luftbewegung herrscht. So wird klar, welche entscheidende Bedeutung der genauen Kenntnis der Strömung im raum zukommt. Fliegt das Virus zu mir oder in die Filteranlage? Gerade in öffentlichen räumen, in denen sich viele Menschen aufhalten, spielen daher Lüftungsanlagen für den Infek- tionsschutz eine bedeutende, wenn nicht zentrale rolle. nur ein optimal ausgelegtes Lüftungssystem sorgt für eine schnelle Verdünnung des aerosolnebels, für einen raschen austausch verbrauchter Luft und nur richtig platzierte Zuluft und abzüge führen die aerosole vom Ort ihres entstehens ab und verhindern damit deren ausbreitung im raum. Das bloße aufstellen einer Lüftung mit Filter macht nicht alles coronafrei. Die Luft mit ihrer eventuellen Virenlast muss schließlich, um in den Filter zu gelangen, erstmal den ganzen raum durchqueren und passiert dabei auch Personen im raum. aber wie können Bauherren und Planer der techni- schen Gebäudeausrüstung (TGa) sichergehen, dass die Lüftungsanlage entsprechend der individuellen räumlichen Gegebenheiten funktioniert? Wie lässt es sich vermeiden, dass ein Mehr an Infektionsschutz nicht zu erhöhtem Technikeinsatz führt, der einerseits den raumkomfort durch Zugluft vermindert und ande- rerseits den energieverbrauch erhöht? Weil klassische auslegungsmethoden raumströmun- gen und aerosolverbreitung nicht exakt abbilden und vorhersagen können, werden bei der Planung von Ge- bäuden, bei denen es sowohl auf raumkomfort als Gesunde Luft zum Atmen wird in Zei- ten der Coronapandemie vom Luxus zur Notwendigkeit. Schließlich hängt gerade jetzt im Herbst und Winter die Gesundheit vieler Menschen davon ab, dass die Belüftung in Großraumbüros, Gaststätten, Produktionshallen und anderen Gebäuden richtig funktioniert. Dazu kann die Simulation von Luftströ- mungen beitragen. Das Bild ganz oben zeigt die Konzentration von aerosolen ausgehend von der infizierten Person in der Mitte (rot). Im mittleren Bild sieht man die Bahnen der aerosolpartikel im raum bei ungüns- tiger Frischluftzufuhr. Und das Bild unten zeigt dieselben Bahnen bei optimierter Frischluftzufuhr.

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