Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juli/August'20 - Hochrhein-Bodensee
17 REGIO REPORT IHK Hochrhein-Bodensee 7+8 | 2020 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten Claudius Marx: Herr Dr. Schwab – auf einer Skala von 1 „misera- bel“ bis 10 „blendend“ – wie geht’s Ihnen, wie dem Europäischen Parlament und wie der EU? Andreas Schwab: Kurz und knapp – 6, 5, 4. Marx: Das freut uns für Sie. Aber warum geht es dem Parlament besser als der EU insgesamt? Schwab: Das Parlament hat sich trotz großer Gegensätze und feh- lender Mehrheiten auf gemeinsame Interessen verständigt, was bei den Mitgliedstaaten gerade eher schwieriger ist. In Berlin liegen die Interessen eben anders als in Paris oder Rom. Marx: Die EU ist in etwa so alt wie ich selbst. Für meine Eltern war es noch die EWG, später dann die EG, für uns heute die EU. Das „W“ für Wirtschaft ist aus dem Namen verschwunden. Dennoch ist es der Binnenmarkt mit seinen vier Grundfreiheiten für Waren, Dienstleistungen, Personen und Kapital, der vielleicht am meisten zum Wohlstand der Unionsbürger und damit mittelbar auch zum Frieden in diesem Erdteil beigetragen hat. Binnenmarkt, auf den Punkt gebracht, heißt nichts anderes als die Überwindung der Bin- nengrenzen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht übertrieben zu sagen: Wo innereuropäische Grenzen wieder geschlossen werden, geht es an die DNA der Union. Umso mehr waren wir alle überrascht, als quasi über Nacht die Grenzen geschlossen wurden. Ging es Ihnen, Herr Dr. Schwab, auch so? Hat Sie das auch kalt erwischt? Schwab: Ich war schockiert, vor allem über das Ausmaß der Grenzschließungen. Manche Entscheidung basierte wohl eher Grenzschließungen, Wirtschaftskrise, Interessens- konflikte: IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx hat im Gespräch mit dem Europaabgeordneten Andreas Schwab (CDU) gefragt, warum wir in der Coronakrise von der EU so wenig gehört haben. Gespräch mit dem Europaabgeordneten Andreas Schwab zur Coronakrise » Die EU hat zu lange in einer Art Schockstarre verharrt « ANDREAS SCHWAB Der Christdemokrat Andreas Schwab (47) ist seit 2004 für Freiburg und Südbaden im Europaparlament und dort unter anderem zuständig für die Themen Binnenmarkt und Wirt- schaft. Vor seiner Tätigkeit als Abge- ordneter arbeitete der promovierte Jurist in unterschiedlichen Positio- nen für die baden-württembergische Landesregierung. Schwab kommt gebürtig aus Rottweil, ist verheiratet und hat vier Kinder.
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