Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai/Juni'20 - Hochrhein-Bodensee

17 REGIO REPORT IHK Hochrhein-Bodensee 5+6 | 2020 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten D as Coronavirus ist einmal um die Welt gelaufen, und es hat jeden Kontinent, jedes Land anders er- wischt - fast alle aber kalt. Dieses Virus war und ist ein Stresstest für alle Systeme, das politische System, das Gesundheitssystem, für Wirtschaft und Gesellschaft. In diesem globalen Stresstest, das kann man heute sagen, hat sich Deutschland bislang gut geschlagen. Ja, die Kri- se hat auch uns überrascht, ja, sie hat innerhalb weniger Wochen unser wirtschaftliches, gesellschaftliches und kulturelles Leben nahezu zum Stillstand gebracht. Sie hat Straßen entleert, Menschen isoliert, Liefer- und Leistungsketten unterbrochen. Aber es ist gelungen, mit dem Mut zu einschneidenden Maßnah- men, dem Sonderopfer der behördlich geschlossenen Unternehmen und nicht zuletzt der Disziplin, der Solidarität und der Kooperati- onsbereitschaft der Menschen die exponentielle Entwicklung des Infektionsgeschehens zu brechen. Das ist ein ganz großer, nicht zu unterschätzender Erfolg. Der Tsunami, der unser Gesundheitssys- tem in die Knie gezwungen hätte, ist ausgeblieben, die absolute Zahl der Genesenen steigt aktuell steiler an als die der neu Infizierten. Darüber kann, darf und sollte man sich freuen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es einen zweiten Tsunami gibt, der uns zu überrollen droht. Er ist ökonomischer Natur, und sein Schadenspotenzial ist nicht minder groß als das des Virus. Während die epidemiologischen Maßnahmen erfreuliche Erfolge zeigen, ringen viele Unternehmen um ihre Exis- tenz. Viele tausend Arbeitsplätze sind in akuter Gefahr. Von der kleinen Gaststätte, die gänzlich ohne Einnahmen ihre Pachtzahlung nicht mehr stemmen kann, bis zur Fluglinie, deren Maschinen am Boden stehen, summieren sich die laufenden Verluste zu astronomischen Beträgen auf, zu einer Rezession ohne Beispiel. Staatliche Hilfen können diese Verluste nicht im Ansatz ausgleichen. Sie können, und das ist schon per se eine Herkulesaufgabe, nur helfen, die Liquidität zu sichern, die Unter- nehmen brauchen, um nicht schon jetzt mangels Zahlungsfähigkeit in die Insolvenz zu geraten. Die Soforthilfe Corona, die Klein- und Kleinstunternehmen mit einem nicht rückzahlbaren Zuschuss unter- stützt, hat dies in vielen Fällen erfolgreich verhindert. Für uns, die IHK Hochrhein-Bodensee, haben die Bearbeitung der Anträge und die Beratung der Mitglieder seit Wochen absolute Priorität. Ich freue mich sehr, dass wir diese Aufgabe im engen Kontakt zu unseren Mitgliedsunternehmen erfolgreich stemmen konnten. Doch damit ist die Schlacht noch nicht gewonnen. Im Gegenteil. Die milliardenschweren Kreditprogramme, die Soforthilfen und das Kurzarbeitergeld für über zehn Millionen Beschäftigte werden unser Gemeinwesen auf viele Jahre hinaus erheblich belasten. Es sind die nächsten Generationen, die diese Rechnung werden bezahlen IHK-Präsident Thomas Conrady zur Coronakrise Jeder Tag zählt! Bild: jirsak - stock.adobe Thomas Conrady

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