Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe März'20 -Hochrhein-Bodensee

18 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 3 | 2020 REGIO REPORT   IHK Hochrhein-Bodensee 17 Neujahrsempfang in Schopfheim Über Wandel und Werte 19 Der Neujahrsempfang in Bildern 22 IHK-Konjunkturumfrage „Noch keine dramatischen Entwicklungen“ 24 Unsere Stadt – unsere Zukunft Konstanzer Handel legt Vision für Innenstadt vor 26 Veranstaltung Managementsysteme 27 Informationsveranstaltung Teilzeit Ausbildung, Vollzeit Zufriedenheit 28 Veranstaltung zu Cybercrime Wie schütze ich mein Unternehmen? 29 Unternehmerwerkstatt Azubimarketing online 30 Hochrheintreffen Pharma/Chemie trifft Verwaltung 31 EMAS-Zertifizierung Insel Mainau und BSB 32 Lehrgänge und Seminare der IHK INHALT Defensive. „Es kehrt etwas wieder, das wir für vergangen hielten“, sagte der promovierte Jurist und Sozialwissenschaftler. Autokrati- sche und diktatorische Hegemonialmächte wie Russland und die Türkei machten anderen Staaten Vorgaben. Und auch innerhalb des Westens und der westlichen Demokratien zeigten sich die Verände- rungen. „Die ehemaligen Signatarmächte USA und UK drehen uns den Rücken zu, verlassen die EU, haben kein Interesse mehr an der Nato“, konstatierte Di Fabio. Gleichzeitig wirkten die Gesellschaften in den westlichen Demo- kratien gespalten, fragmentiert und zwar nicht im traditionellen Sinne, nämlich der Existenz mehrerer Parteien. Denn die hätten früher auf derselben öffentlichen Bühne gespielt. Heute dagegen bewegten sich die Menschen in unterschiedlichen Bewertungs- und Erlebnisräumen, die sich gegen- seitig nicht mehr verstehen. Der Zusammenhalt schwinde, die Gesellschaften würden volatiler, alle Organisationen, ob Parteien, Gewerkschaften, der ADAC oder die Kirche, verlieren Mitglieder. Was tun? „Unser Wertesystem revitalisieren“, lautete Di Fabios Antwort, und das wiederum gehe vor allem über Erziehung und Bildung. „Dahin bewegt sich jede Debatte zurück.“ Auch auf die Rolle der Wirtschaft für die Demokra- tie richtete der Juraprofessor seinen Blick, denn mit dem Erfolg digitaler Konzerne sei eine wirtschaftliche Oligopolbildung im Gange, die wir nicht ignorieren sollten. „Die Realwirtschaft, die Deutschland so stark gemacht hat, ist unter Veränderungsdruck“, sagte Di Fabio und empfahl, nicht mit Verboten, sondern mit intelligenten, technologieoffenen Innovationen darauf zu reagieren. „Wenn wir die Zukunft gestalten wollen, müssen wir das mit unserem Potenzial tun.“ Der Staat, die Demokratie, müsse die nötigen Investitionen vor allem in Infrastrukturen und in Bildung tätigen – strategisch durch- dacht und nicht aufkommenden Stimmungen folgend. Trotz aller Kritik kam Udo Di Fabio zu einem optimistischen Ausblick: Wir lebten in einem „sehr guten Land“ mit einer funktionierenden rechts- und sozialstaatlichen Ordnung, in Frieden und Wohlstand. Sein Rezept, damit das so bleibt und wir die Herausforderungen meistern: „Wir werden erfolgreich sein, wenn wir die soziale Marktwirtschaft ins 21. Jahrhundert bringen.“ kat Gastredner Udo Di Fabio (Mitte) mit IHK-Präsident Thomas Conrady (links) und IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx. »Es kehrt etwas wieder, das wir für vergangen hielten« Udo Di Fabio Professor am Institut für öffentliches Recht der Universität Bonn, Bundesverfassungs- richter a.D. Bilder: Herbert Weniger

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