Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Dezember '19 - Hochrhein-Bodensee

12 | 2019 Wirtschaft im Südwesten 53 INTERNATIONAL PRAXISWISSEN D ie Erwartungen an die Geschäfte deutscher Unter- nehmen mit China in diesem Jahr sind getrübt. Ein Grund dafür ist der Handelskonflikt des Landes mit den USA, ein weiterer das verlangsamte chinesische Wirt- schaftswachstum. Gleichwohl bleibt China ein wichtiger Markt für deutsche Firmen. Dies geht aus der aktuellen Geschäftsklima-Umfrage der Deutschen Handelskam- mer in China hervor. Diese wurde in Kooperation mit dem Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG Deutschland durchgeführt und Mitte November veröffentlicht. 83 Prozent der in China tätigen befragten deutschen Unternehmen fühlen sich laut der Umfrage direkt oder indirekt vom Handelskonflikt zwischen China und den USA betroffen. Die Erwartungen der deutschen Unter- nehmen sind so niedrig wie seit Jahren nicht mehr. Le- diglich 27 Prozent der Befragten gaben an, ihre geplan- ten Unternehmensziele für das Jahr 2019 zu erreichen oder zu übertreffen. Insbesondere in den Branchen Automobil und Maschinenbau – den traditionell starken Sektoren der deutschen Wirtschaft – sind die Vorher- sagen signifikant zurückgegangen. Für das kommende Jahr meldeten die befragten Unternehmen zaghafte Anzeichen einer Erholung mit einer leicht verbesserten Entwicklung in einzelnen Sektoren. „2020 wird sehr wahrscheinlich durch die vom Handelskonflikt und der Abschwächung des globalen sowie chinesischen Wirt- schaftswachstums bedingten Unsicherheiten geprägt sein“, bewertet Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Peking, das Geschäftsklima deutscher Unternehmen in China. China hat eine Reihe von Maßnahmen zum Umsetzen von Reformen ergriffen, die auf eine verbesserte Markt- öffnung und Gleichbehandlung ausländischer Unterneh- men auf dem chinesischen Markt abzielen. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen bewertete dieses Bekenntnis grundsätzlich positiv. Von einer umfassen- den systematischen Marktöffnung auf allen Ebenen sind die erzielten Fortschritte jedoch noch weit entfernt. So- wohl deutsche als auch chinesische Unternehmen wür- den davon profitieren, wenn direkte und insbesondere indirekte Marktzugangsbarrieren abgebaut werden und damit eine weitere vertiefte Zusammenarbeit möglich wird. Wie die Geschäftsklima-Umfrage ergab, sind zwei von drei Unternehmen von Marktzugangsbeschränkun- gen betroffen. Dabei stellen indirekte Beschränkun- gen wie die Vergabe von Lizenzen, unverhältnismäßige Ausschreibungsverfahren, eine mangelnde Beteiligung an der Entwicklung von Industriestandards und unzu- reichende Vorlaufzeiten bei der Umsetzung neuer Vor- schriften die größten Hürden für deutsche Unternehmen dar. Für etwa jeden zweiten Befragten waren Rechts- unsicherheit/diffuse rechtliche Rahmenbedingungen sowie Technologietransfer die bedeutsamsten He- rausforderun- gen im China-Geschäft. Trotz Marktzugangsbarrieren zeich- nen sich laut der Umfrage signifikante Ge- schäftsmöglichkeiten im chinesischen Markt ab. „Die Top 3 Chancen, die der chinesische Markt aufweist, sind der wachsende Binnenkonsum, eine steigende Nachfrage nach ausländischen Marken und Qualitätsprodukten sowie die Beteiligung an Innovati- onen und digitalen Technologien“, sagt Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business der KPMG AG in Deutschland. Zwei von drei befragten Unternehmen (67 Prozent) planen in den kommenden zwei Jahren weitere Investitionen in China. Zudem gab die Hälfte der Befragten an, dass sie ihr Investitionsvolumen wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich weiter erhö- hen würden, sollte der Marktzugang weiter verbessert werden. „Das ist ein klares Zeichen: Der Abschluss eines qualitativ hochwertigen und umfassenden EU- China Investitionsabkommens im nächsten Jahr - mit einem Umfang, der über die übliche Dimension des Investitionsschutzes hinausgeht und auch den fairen Marktzugang umfasst - würde neue Impulse setzen und die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen auf eine neue Stufe heben“, plädiert Hildebrandt. sum Zwei Drittel der Unternehmen sind von Markt- beschränkungen betroffen Bild: beermedia Geschäftsklima-Umfrage unter deutschen Unternehmen zu China Firmen wünschen Abkommen HINTERGRUND An der diesjährigen Geschäftsklima-Umfrage der Deutschen Handelskammer in China nahmen im Sommer 526 deutsche Unternehmen in China teil. Zum ersten Mal wurde die Umfrage in Kooperation mit der KPMG AG Deutschland durchgeführt. Die Deutsche Handelskammer in China ist mit mehr als 2.300 Unternehmen die offizielle Mitgliederorganisation deutscher Firmen in China. Mit Marktinformationen undWirtschaftsauskünften hilft sie ihren Mitgliedern in China, erfolgreich ihre Geschäfte zu betreiben. Die Kammer bietet der deutsch- chinesischen Business Community eine Plattform und vertritt die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber Politik und Öffentlichkeit. www.china.ahk.de

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