Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Oktober '19 -Südlicher Oberrhein

Wirtschaft im Südwesten 10 | 2019 46 Themen & Trends Glaube und Religion, Beruf und Arbeits- welt – wie passt das zusammen? Der Anspruch und das Bedürfnis eines gläu- bigen Menschen wie überhaupt eines jeden Menschen ist, dass er sich einbringen will mit seinen Begabungen. Menschen wollen eine Stimmigkeit erreichen, dass ihre persönliche Motivation zur Mitarbeit übereinstimmt mit den Arbeitsbedingungen. Wen sprechen Sie mit dem Angebot der Betriebsseelsorge an? Das Angebot steht jedem Mitarbeitenden eines Betriebes offen. Es betrifft sowohl die dienstliche Verantwortung, als auch die Ver- antwortung für das Privatleben. Übernehmen Sie damit teilweise auch die Funktion eines Betriebsrates? Da würde ich mich klar von abgrenzen: Ich bin nicht zuständig für die Organisation von betrieblichen Vereinbarungen. Ich kann auf Grundlage meines Einblicks nur allgemeine Problemlagen und Eindrücke wiedergeben, wenn das gewünscht wird. Ich betone all- gemeine, denn es darf kein Rückschluss auf den Einzelnen möglich sein. Wie genau funktioniert Betriebsseelsorge? Voraussetzung ist, dass das Angebot – weil es ja wirklich vertraulich ist und sich an den Ein- zelnen richtet – sowohl von Arbeitgeberseite wie auch von Arbeitnehmerseite gewünscht wird und abgestimmt ist. Das heißt, wo vor- handen, muss auch der Betriebsrat zuge- stimmt haben. Für die Mitarbeiter ist wichtig, dass die Geschäftsführung auch nach außen zeigt, dass sie hinter dem Angebot steht. In den Firmen, in denen ich das derzeit anbiete, hat mich jemand aus der Geschäftsführung durch den Betrieb geführt und den Mitarbei- tenden vorgestellt. Vereinbart werden dann regelmäßige Präsenzzeiten im Betrieb. Bei größeren Unternehmen sind das ein Vormit- tag oder Nachmittag pro Woche. Grohe lässt mich zum Beispiel über das Einzelgespräch hinaus auch kleine Zehn-Minuten-Events durchführen. Wichtig ist, dass ich eine Zu- gangsmöglichkeit habe und selbstständig durch den Betrieb gehen kann, außer da, wo es aus hygienischen oder technischen Grün- den nicht möglich ist. Das dient dem Ver- trauensaufbau, dass mit dem Angebot ein persönliches Gesicht verbunden ist. Welche Rolle spielen unterschiedliche Religionen und Konfessionen? Von der Angebotsseite her bin ich mit meinem katholischen Kollegen in Absprache. Wir sehen uns nicht als Konkurrenten, dafür sind die Res- sourcen auch zu knapp, und die Aufgabe ist groß. Zur muslimischen Seite habe ich Kontakt aufgenommen, da gibt es aber noch nicht die In vielen angelsächsischen Ländern ist Betriebsseelsorge verbreitet, hierzulande bislang kaum. Seit ei- nem Jahr bietet der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt der Evangelischen Landeskirche in Baden Unter- nehmen die Möglichkeit der Betriebsseelsorge an. Wie sie funktioniert, was Betriebe davon haben und wie die Resonanz bislang ausfällt, berichtet der zuständige Wirtschaft- und Sozialpfarrer Andreas Bordne. Interview zum Thema Betriebsseelsorge » Angebot steht jedem offen « Bilder: C. Schüßler - Adobestock/Ermert

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