Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juli/August '19 - Hochrhein-Bodensee

7+8 | 2019 Wirtschaft im Südwesten 47 nehmensberater. Chefs von kleinen Betrieben müssten auch „im Blaumann mitanpacken können“. Das führe allerdings dazu, dass der Übergeber sich meist genau denjenigen aussucht, der das Unternehmen am wenigs- tens finanzieren kann. Der richtige Preis ist überhaupt ein großes The- ma, und die Vorstellungen darüber differieren naturgemäß zwischen dem Übergeber und dem Übernehmer. Zudem hängt er von der Nachfrage und vom Markt ab, der in man- chen Branchen wie der Medizintechnik der- zeit ähnlich aufgeheizt ist wie der Immobili- enmarkt. „Die Unternehmensbewertung ist nur die Verhandlungsbasis“, betonte Markus Jäkle von der Bürgschaftsbank Baden-Würt- temberg, die auf Nachfolgefinanzierungen spezialisiert ist. Er riet als Faustformel: „Der Wert des Unternehmens kann nur durch die Ertragslage begründet werden.“ Und: „Wenn ein Kaufpreis innerhalb von acht bis zehn Jahren finanzierbar ist, dann ist er plausibel.“ Hilfestellung bei der Bewertung des Un- ternehmens kann der KMU-Rechner im Internet (www.kmurechner.de ) bieten, empfahl Michael Bertram. Wenn ein Nachfolger gefunden und ein Preis vereinbart ist, kommt der vielleicht schwierigste, weil emotionale Teil: die eigentliche Übergabe. „Man sollte sich als Nachfolger bewusst sein, dass man das Baby von jemandem übernimmt“, sagte Karlchristian Dischinger, der das Speditions- und Logistikunterneh- men Karldischinger aus Ehrenkirchen seit 2016 in fünf- ter Generation leitet. Diese Erkenntnis hat er erst kürz- lich wieder gewonnen, als Karldischinger den Zuschlag für ein österreichisches Unternehmen bekommen hat, das mangels Nachfolger einen Käufer suchte. Für den Übergabeprozess des eigenen Familienbetriebs hatten sich sein Vater Karlhubert Dischinger und er fünf Jahre Zeit sowie externe Beratung genommen. „Es war ein langer Prozess, der absolut notwendig war“, berichtete der Junior in Titisee und zählte seine drei Bedingungen für die Übernahme auf: Der Vater sollte im Betrieb bleiben („Manche Kunden wollen einen Silberrücken“), das Unternehmen eine neue Struktur bekommen („Ein Unternehmen ist wie ein Mobile: Wenn man die Teile nur umhängt, wackelt schon alles“) und einen neuen Geschäftszweig. Businessservices heißt der und umfasst Dienstleistungen abseits der Straße, ohne die es das Unternehmen vielleicht schon nicht mehr gäbe. kat »Ein Unterneh- men ist wie ein Mobile. Wenn man die Teile nur umhängt, wackelt schon alles.« Karlchristian Dischinger , Geschäftsführer Fach- spedition Karldischinger, Ehrenkirchen neuen Chefs Ansprechpartner zum Thema Nachfolge bei den IHKs: Hochrhein-Bodensee Bertram Paganini 07531 2860-130 bertram.paganini@ konstanz.ihk.de Schwarzwald-Baar- Heuberg Marlene Hauser 07721 922-348 hauser@vs.ihk.de Südlicher Oberrhein Christian Müller 07821 2703-641 christian.mueller@ freiburg.ihk.de

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