Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai'19 - Südlicher Oberrhein

Wirtschaft im Südwesten 5 | 2019 50 Praxiswissen INTERNATIONAL ZUR PERSON Markus Schürmann ist Geschäftsführer und geschäftsführender Vorstand der Deutschen Industrie- und Handelskam- mer in Japan. Er lebt seit 30 Jahren in Japan. Die AHK Japan unterstützt deut- sche Unternehmen, die ihr Auslandsge- schäft auf- oder ausbauen wollen. Sie ist neben der Deutschen Botschaft in Japan und Germany Trade and Invest (GTAI) die zentrale Säule der deutschen Außen- wirtschaftsförderung im Land. » Mehr strategische Bedeutung « Interview zu Japan und Jefta Termin Vormerken: Am 4. Juni ist die Welt zu Gast in Stuttgart. Beim Inter- nationalen Beratungstag (IBT) haben Unternehmensvertreter die Möglichkeit, mit Experten aus dem AHK-Netzwerk aus über 50 Ländern persönliche Gespräche zu führen. Schon jetzt kann man sich individuel- le Termine sichern unter: www.stuttgart.ihk24.de/ event/175123888 Wie sehen die Reaktionen in Japan und bei dort tätigen deutschen Firmen aus? Umfragen unter deutschen Unternehmen in Japan zeigten in den vergangenen Jahren im- mer eine sehr verhaltene Reaktion auf das Abkommen. Allerdings hat sich dies in der jüngsten Geschäftsklimaumfrage deutlich verbessert: Rund 50 Prozent der Unterneh- men erwarten deutlich positive Auswirkungen. Dies ist natürlich die Perspektive der bereits in Japan tätigen deutschen Unternehmen, die in der Regel schon jetzt ohnehin sehr gute, profi- table Geschäfte machen. In den jetzt zwei Mo- naten nach Inkrafttreten von Jefta waren auf japanischer Seite durchaus Anfangsschwierig- keiten zu beobachten. Die japanische Zollver- waltung schien nicht ausreichend vorbereitet zu sein, aber diese Probleme werden sich mit zunehmender Routine in den Abläufen legen. Grundsätzlich steht Japan dafür, den Freihan- del hoch zu halten. Die aktuellen internatio- nalen Entwicklungen, zum Beispiel die Politik von Donald Trump, aber auch die regionalen Entwicklungen sorgen für Handlungsdruck in Japan, sich zu positionieren, und dazu zählen eben auch Freihandelsabkommen. Werfen wir einen Blick auf die direktere Nachbarschaft Japans: China ist auf dem Weg, seine Rolle in der Welt auszuweiten und zu manifestieren. Wie wird diese Entwicklung von Japan aus gesehen? Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind in Bewegung und dies durchaus in po- sitive Richtung. Man muss sich arrangieren, aber man will es auch, denn beide Länder sind wirtschaftlich eng miteinander verfloch- ten. Es gibt rund 32.000 japanische Unter- nehmen in China, das sind etwa viermal so viele wie deutsche. Viele davon produzieren in China und sind damit beispielsweise auch mittelbar von den US-Sanktionen auf chine- sische Ursprungswaren betroffen. Wichtig zu beobachten ist auch der Umgang japanischer Unternehmen mit China generell und die Fra- ge, wie stark sich japanische Unternehmen umsatzmäßig in Abhängigkeit zum chinesi- schen Markt begeben. Es sieht ganz so aus, als verfolgten beide Länder unterschiedliche Strategien. Auf jeden Fall lohnt es sich, die Chinastrategie japanischer Unternehmen ein- mal näher anzusehen und zu prüfen, ob man vom Wertepartner Japan etwas lernen kann. In Deutschland braucht es vielleicht weniger eine Chinastrategie als einen gesamtasiatischen Ansatz. Welche Rolle spielt Japan in der Asienstrategie deut- scher Unternehmen? Die strategische Bedeutung Japans ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Japan ist stark in Bewegung und sichtbarer geworden. Die Wirtschaft schätzt die politische Stabili- tät aufgrund der langen Regierungszeit von Premierminister Abe. Große Events sorgen dafür, dass man über das Land spricht: der G20 Gipfel 2019, Olympia 2020, die Asien-Pa- zifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft 2020 und nicht zuletzt die dieses Jahr anstehende Thronfolge. Japan ist durchlässiger geworden und internationalisiert sich stärker, vor allem im asiatischen Raum. Für deutsche Unterneh- men gewinnen daher Drittmarktgeschäfte an Bedeutung. Rund 7.000 japanische Unterneh- men sind in Südostasien ansässig, und die nehmen ihre Kunden und Zulieferer oft mit. Das führt auch zu neuen Geschäftschancen für deutsche Unternehmen. So generiert ein Euro Umsatz in Japan oft weitere drei bis vier Euro Umsatz mit japanischen Unternehmen außerhalb Japans. Interview: tö Seit 1. Februar ist das Wirt- schafts- und Partnerschafts- abkommen Jefta zwischen der Europäischen Union und Japan in Kraft. Es ist das größte Frei- handelsabkommen, das die EU je abgeschlossen hat, und es schafft die größte Wirtschafts- zone der Welt. AHK-Chef Markus Schürmann über die Auswirkun- gen für Japan, Asien und deut- sche Unternehmen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2MDE5