Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe April'19 - Südlicher Oberrhein

Wirtschaft im Südwesten 4 | 2019 42 UNTERNEHMEN Wehrle-Werk Großaufträge aus Nah und Fern EMMENDINGEN. Die Wehrle-Werk AG, ein 1860 gegründeter An- lagen- und Maschinenbauer, hat für alle ihre drei Geschäftsbereiche Anfang des Jahres bemerkenswerte Großaufträge erhalten. Der Bereich Fertigung beispielsweise bearbeitet derzeit eine 40 Tonnen schwere Rührwendel (eine Spirale) mit mehreren Metern Durchmesser. Der Bereich Umwelttechnik wurde mit dem Bau von Anlagen zur Behand- lung von Sickerwasser aus insgesamt zwölf Abfalldeponien in Algerien beauftragt. Damit strebt Wehrle die Marktführerschaft im Maghreb an. Ein spezieller Auftrag kam von der Uniklinik Freiburg für den Bereich Energietechnik. Das Wehrle-Werk bekam den Zuschlag für den Bau des neuen Kessels des Heizkraftwerkes. Der Bau von Dampfkesseln, früher einmal das Kerngeschäft von Wehrle, gehört bis heute zu den Spezialitäten des Unternehmens. Die drei Aufträge zusammen haben einen Wert von circa 12 Millionen Euro. Die Wehrle-Werk AG beschäf- tigt auf ihrem großen Areal in der Emmendinger Innenstadt 180 Mitar- beiter und erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 33 Millionen Euro. Alleinvorstand ist Heiner Steinberg, der die sechste Generation der Gründer- und Inhaberfamilie repräsentiert. Die Wehrle-Werk AG befindet sich bis heute zu hundert Prozent in Familienbesitz. upl Kesselfertigung im Wehrle-Werk. Arbeitsgemeinschaft Lahrer Mittelständischer Industrieunternehmen (Almi) Konjunkturelle Abkühlung LAHR. Seit vielen Jahren befragt die Arbeitsgemeinschaft Lahrer Mittelständischer Industrieunternehmen (Almi) ihre 26 Mitglieds- unternehmen, die aus den unterschiedlichsten Branchen stammen und zusammen rund 3.000 Mitarbeiter beschäftigen nach dem Ge- schäftsgang des vergangenen Jahres sowie den Erwartungen für das laufende Jahr. Die diesjährigen Ergebnisse gaben Mitte März Frank Neumeister (Nela Brüder Neumeister), Ralf Leser (Leser Etuis), Rolf Rubin (Rubinmühle), Markus Kaufmann (Druckhaus Kaufmann) und Gregor Grüb (Oscar Weil) bekannt. Von den 26 Mitgliedsunternehmen haben 21 geantwortet. Das wesentliche Ergebnis: Der wirtschaftliche Aufschwung der vergangenen Jahre scheint vorerst gestoppt. Die Almi- Mitglieder müssen sich aktuell mit einer konjunkturellen Abkühlung auseinandersetzen. Hauptfaktoren dieser Entwicklung dürften dabei der Konflikt zwischen den USA und China, der zunehmende Protek- tionismus in wichtigen Ländern, die fortschreitende Digitalisierung und auch der anstehende Brexit sein. Die Unternehmen – alle dem klassischen Mittelstand angehörend – beurteilten die allgemeine Geschäftslage im vergangenen Jahr noch als weitgehend gleichblei- bend gegenüber 2017. Bei der Umsatzentwicklung hingegen haben sich schon Spuren der Abkühlung gezeigt, allerdings „normalisierten“ sich die Umsätze im Verhältnis zu dem sehr guten Jahr 2017, wie die Almi-Sprecher ausführten. Bei immerhin über 60 Prozent der Be- fragten stieg der Umsatz noch (2017: fast 80 Prozent) bei annähernd 20 Prozent blieb er gleich (dasselbe Ergebnis wie im Vorjahr), aber bei fast 20 Prozent ist er gefallen (2017: vier Prozent). Entsprechend war auch die Ertragsentwicklung: bei fast 40 Prozent noch besser (50 Prozent), bei 33 Prozent unverändert (wie 2017) und bei fast 30 Prozent schlechter (13 Prozent). Die derzeit größten Risiken sehen die Unternehmen im Fachkräfte- mangel, in der weltpolitischen Entwicklung, bei den Arbeitskosten und bei der Inlandsnachfrage. Dabei gehören der Fachkräftemangel und die Arbeitskosten zusammen, denn um gute Leute zu gewinnen oder zu halten, müssen die Unternehmen entsprechende Löhne bieten. Und welche Mitarbeiter werden gesucht? Das sind überwiegend technische Fachkräfte. Hochqualifizierte und kaufmännische Fachkräfte sowie gering qualifizierte Kräfte werden wenig gesucht. Gegengesteuert wird vorwiegend mit mehr Aus- und Weiterbildung, mit der Erleichterung bei Vereinbarungen von Beruf und Familie sowie mit der Beschäftigung und Einstellung älterer Arbeitnehmer. Bei der Aus- und Weiterbil- dung haben die Almi-Mitgliedsbetriebe vergangenes Jahr mit einer Initiative begonnen, die sich „Jobexpedition“ nennt. Dabei sprechen die Unternehmen alle zusammen die Lahrer Jugendlichen an. Diese werden eingeladen, sich in den Unternehmen umzusehen. 2018 kamen innerhalb einer Woche 150 Jugendliche in mehreren Durchgängen in die Unternehmen. In diesem Jahr ist die Nachfrage eine ähnliche, die Firmen wollen aber verstärkt auch die Eltern ansprechen. Von den 120 Anmeldungen Mitte März verfügte fast die Hälfte der Interessenten über einen Realschul-, mehr als 20 Prozent über einen Hauptschul-, circa 14 Prozent über einen Werkrealschul- und 12 Prozent über einen Gymnasialabschluss. Und wie bewerten die Unternehmen die Zukunft? Nur noch ein Viertel geht von steigenden Umsätzen fürs laufende Jahr aus (Vorjahr fast die Hälfte), zwei Drittel von gleichbleibenden (Vorjahr die Hälfte) und immerhin neun Prozent von sinkenden (vier Prozent). Die Anzahl der Beschäftigten wird bei zwei Dritteln gleichbleiben (Vorjahr: über 80 Prozent) aber, und das ist ein Novum, fast ein Viertel der Betriebe geht von sinkenden Beschäftigenzahlen aus (Vorjahr nur vier Prozent). Die Investitionen allerdings werden deutlich steigen (43 Prozent ge- genüber 26 Prozent 2017), bei 43 Prozent (65 Prozent) werden sie gleich bleiben, und bei 14 Prozent (9 Prozent) fallen. Überwiegend geht es dabei um Ersatzbedarf, Rationalisierung sowie Produkt- und Verfahrensinnovationen. orn

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