Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe April'19 - Schwarzwald-Baar-Heuberg

Wirtschaft im Südwesten 4 | 2019 34 Madeira Garnfabrik Profis fürs Sticken FREIBURG. In der Empfangshalle von Madeira geht es bunt zu. Unzählige Fadenspulen in vielen verschiede- nen Farben sind an hohen Raumteilern aufgereiht und geben dem Besucher einen Eindruck vom Sortiment, das hier entsteht. Die Garnfabrik produziert jährlich 800 Tonnen Stickgarn für Bekleidungs-, Sportartikel- und Heimtextilienhersteller in der ganzen Welt. Die Fadenspulen aus Freiburg gehen in über hundert Län- der. Lange bevor Globalisierung den meisten ein Begriff war, haben die Brüder Michael und Ulrich Schmidt, die das Familienunternehmen in dritter Generation führen, seit Mitte der 1970er-Jahre ein internationales Netzwerk aufgebaut. Außer dem Hauptsitz in Freiburg, an dem das Gros der Garne produziert wird, betrei- ben sie ein Werk im indonesischen Batam sowie zehn ausländische Tochtergesellschaften und arbeiten mit über 50 Vertriebspartnern zusammen. Über 90 Prozent des Umsatzes erzielt Madeira im Export. Der größte Einzelmarkt sind die Vereinigten Staaten. „Die Internationalisierung ist sicher ein Grund für un- seren Erfolg“, sagt Marketingleiter Sebastian Scha- de. Weitere Gründe sind die Spezialisierung und die Qualität. Das Unternehmen, das 1919 als Burkhardt & Schmidt Garnfabrik gegründet wurde und in den ersten Jahrzehnten Nähgarne aus Baumwolle produzierte, ver- legte seinen Schwerpunkt ab Mitte des vergangenen Jahrhunderts auf industrielle Stickgarne. Bereits in den 1960er-Jahren entwickelte und perfektionierte Rudolf Schmidt, der Sohn des Firmengründers, ein Garn aus Kunstseide, also Viskose, für industrielle Stickmaschi- nen – das erste weltweit. Es wurde unter dem Marken- namen „Madeira No. 40“ bekannt, deshalb firmiert das Unternehmen seit 1975 als Madeira Garnfabrik. Heute noch entstehen in Freiburg viele Garne aus Viskose, mittlerweile aber auch aus Polyester und Polyamid. Zudem produziert Madeira einige Woll- und Baumwoll- sowie eine wachsende Zahl Spezi- algarne. Produzieren bedeutet: Das Rohgarn wird gefärbt, gespult sowie lubriziert, also geschmeidig gemacht, und durchläuft einen umfangreichen Qua- litätssicherungsprozess. Ins Farbbad taucht es auf großen durchlöcherten Spulen, damit die Farbe alle Schichten gleichmäßig durchdringen kann. Am Ende landet es auf konisch geformten Spulen. Die typische Verkaufsgröße für Industriekunden sind 1.000 Meter. Seit Ende der 1980er-Jahre hat Madeira zudem ein separates Produktsortiment für Privatkunden. „Sticken ist die nobelste Veredelungstechnik“, sagt Schade. Und es ist die beständigste, zumindest bei Hinter einer gläsernen 1990er-Jahre Fassade in der Zinkmattenstraße im Freiburger Industriegebiet Nord ver- steckt sich ein echter Hidden Cham- pion: Die Madeira Garnfabrik ist Welt- marktführer für industrielles Stickgarn. »Die Internationalisierung ist ein Grund für den Erfolg« UNTERNEHMEN

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