Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Februar'19 - Hochrhein-Bodensee

2 | 2019 Wirtschaft im Südwesten 17 REGIO REPORT IHK Hochrhein-Bodensee D ie Zuhörer zog Altmaier schnell in seinen Bann. Kaum auf der Bühne, entledigte er sich schwungvoll sei- nes Jacketts, krempelte die Ärmel hoch und ergriff die Mikrofone. Auf seine Leibesfülle anspielend meinte er, seit Jahren sei er der gewichtigste Minister am Kabinettstisch und er setze sich mit seinem ganzen Gewicht für mehr Investitionen und Existenzgründungen ein – wer würde ihm da noch glauben und folgen, wenn er stark abnehme? Im Übrigen dürfe er die Grüße der Bundeskanzlerin und der Ministerrunde ausrichten – auch die CSU- Minister würden da sicher nicht ihr Veto ein- legen. Doch zum ernsten Teil der Rede: Die Deut- schen könnten und müssten sich für die Zu- kunft hohe Ziele setzen und sich etwas zutrau- en. Viele Länder hätten großes Vertrauen in uns und bewunderten uns aufgrund unseres intakten Staatswesens, unserer florierenden Wirtschaft und unserer meist funktionieren- den technischen Einrichtungen. Allerdings, was den großen deutschen Unternehmen im Ausland ohne Weiteres gelinge, nämlich die schnelle Realisierung höchst anspruchsvoller Projekte, brauche im Inland häufig ewig oder ginge erstmal völlig daneben, wie beispiels- weise der neue Berliner Flughafen, mit dem wir uns blamiert hätten. Auch die Mobilfunk- telefonie und die flächendeckende Ausstat- tung mit Glasfaserkabeln seien schwierige Themen. Und es gebe derzeit zu wenig neue Unterneh- mer, die ins Risiko gehen wollten. Dabei bil- deten sie einen wichtigen Grundstein für das Funktionieren der Marktwirtschaft. Hier gelte es, am Rollenbild des Unternehmers in der Gesellschaft anzusetzen, das zu negativ sei. Gewinnstreben dürfe nicht verteufelt, son- dern ganz im Gegenteil, es müsse anerkannt werden, weil davon alle, auch die Schwachen lebten. Zu den aktuellen Krisen: Im Handels- konflikt zwischen den USA und der EU sei seit Sommer ein Waffenstillstand eingetreten, ge- löst sei er noch nicht. Der Streit zwischen den USA und China sei wegen unserer hohen Exportquote von 51 Prozent gefährlich. Märk- te müssten offenbleiben. Deswegen habe die EU eine ganze Reihe neuer Freihandelsab- kommen abgeschlossen, wie mit Japan und den Mercosur-Staaten. Der Brexit wiederum werde Kollateralschäden auf allen Seiten zur Folge haben, und diese seien umso höher, je ungeregelter der Austritt erfolge. Dies werfe ein Licht auf die EU: Für uns Deutsche sei sie bei all ihren Fehlern das Beste, was uns in vielen Jahren passiert sei. Übrigens sei er davon überzeugt, dass der Aufschwung in Selten gab es so viel Beifall für einen Gastredner beim Neu- jahrsempfang der Wirtschafts- kammern in Konstanz wie dieses Mal für Peter Altmaier. Er ließ kaum ein Thema aus, das den Unternehmern (über 1.000 Gäs- te waren gekommen) derzeit auf den Nägeln brennt. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier beim Neujahrsempfang in Konstanz Gewichtiger Auftritt, viel Beifall Bild: Oliver Hanser

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