Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Januar'19 - Südlicher Oberrhein

Wirtschaft im Südwesten 1 | 2019 20 REGIO REPORT IHK Südlicher Oberrhein D ie gemeinsame Sitzung der beiden IHK-Ausschüsse (In- dustrie sowie Umwelt und Energie) stand im Zeichen der Verabschiedungen von Werner Reif als Leiter des Geschäfts- bereichs Innovation und Umwelt (siehe Kasten) sowie von Volker Steinberg, zwischen 1993 und 2001 erster Vorsitzender des Um- welt- und Energieausschusses. Horst Weitzmann, langjähriger Chef der Badischen Stahlwerke und von 1989 bis 1993 IHK-Präsident, sprach über den Wandel in der Stahlindustrie während der vergan- genen 50 Jahre und Heiner Schanz, Professor für Environmental Governance an der Uni Freiburg, berichtete über Nachhaltigkeits- entwicklungen im Unternehmen. Jochen Kopitzke, Vorsitzender des Industrieausschusses, ging auf die Zielsetzung des Treffens im Weingut Franz Keller in Oberbergen ein: Rückblick und Ausblick aus Sicht sowohl der industriellen als auch der Umweltbelange. Horst Weitzmann schilderte die Entwicklungen der Badischen Stahl- werke, die als erstes Mini-Elektrostahlwerk von Willy Korf Ende der Sechzigerjahre im Rheinhafen in Kehl errichtet wurden. Der günstige Transport des Rohstoffs Schrott über das Wasser und der Einsatz von Elektrolichtbogenöfen waren Voraussetzungen für das Werk. Nach dem Konkurs konnten es Horst Weitzmann und Hans Seitzinger 1984 übernehmen – allerdings weitgehend ohne eigenes Geld, wie Weitzmann berichtete. Jeweils zu 50 Prozent beteiligt, gelang es den beiden, in den folgenden Jahrzehnten ein sehr erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, das heute, zusammen mit Tochter- und Schwestergesellschaften, einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro erzielt, 2,5 Millionen Tonnen Stahl im Jahr produziert und über Eigenkapital von weit mehr als 500 Millionen Euro verfügt. Zurückzuführen ist der Erfolg auf eine ganze Reihe von Faktoren, so die Aus- und Weiterbildung qualifizierter Mitarbeiter (heute 1.300), technische Innovationen und ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein. Das Werk ist hochproduktiv, der Stromverbrauch ist im Lauf der Jahre halbiert worden. Ein Umweltprogramm in Höhe von hundert Millionen Euro wurde in den 1990er Jahren aufgelegt und hat dem Unternehmen zu Akzeptanz in der Bevölkerung verholfen, nachdem es Ende der Achtziger- und Anfang der Neunzigerjahre in der Kritik gestanden hatte. Weitzmann hob Reifs Engagement für die produ- zierenden Firmen im IHK-Bezirk hervor und auch die Gründung des Umwelt- und Energieausschusses im Jahr 1993. Die Entwicklungen des Themas Nachhaltigkeit im Unternehmen während der vergangenen Jahrzehnte beleuchtete Heiner Schanz. Er stellte fest, dass es zwar mittlerweile über 50.000 Regelungen und Standards gebe, nach denen sich Firmen richten müssten, und dass Effizienz, Rohstoffverbrauch und Energieeinsatz vor dem Hintergrund globaler Entwicklungen wie Erderwärmung und Bevöl- kerungswachstum im Bewusstsein vieler Menschen eine große Rolle spielten, dass es aber im Unternehmen mehr denn je auf die Ein- stellung der Unternehmensführung ankomme. „Ohne Bewusstsein oben passiert beim Thema Umwelt wenig“, so Schanz. Manche er- folgreiche Unternehmen würden derzeit von der Prozessinnovation Industrieausschuss und Umwelt- und Energieausschuss trafen sich imWeingut Rückblicke, Bestandsaufnahmen, Bilder: Thomas Kunz

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