Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Januar'19 - Südlicher Oberrhein

Wirtschaft im Südwesten 1 | 2019 8 TITEL WEINLAND BADEN Mit gut 15.000 Hektar Rebfläche und rund 110 Millionen Liter jährlicher Produktionsmenge ist Baden das drittgrößte deutsche Weinbaugebiet – nach Rheinhessen und der Pfalz. Es erstreckt sich in einem Bogen über etwa 400 Kilometer vom Bodensee im Süden bis ins Fränkische im Norden. Neun Bereiche zählen zum Weinland Baden, der Größe nach geord- net sind das: Kaiserstuhl, Markgräflerland, Ortenau, Breisgau, Kraichgau, Tuniberg, Tauberfranken, Bodensee und Badische Bergstraße. Baden ist das am weitesten nach Süden reichende deutsche Anbaugebiet und zählt als einziges in Deutschland zur Weinbauzone B der EU, zu der beispielsweise auch das Elsass, die Champagne oder das Loiretal gehören. Es gelten daher höhere Anforderungen für Qualitäts- und Prädikatswei- ne. Baden ist Burgunderland: Weißburgunder, Grauburgunder beziehungsweise Ruländer und Blauer Spätburgunder neh- men über 40 Prozent der Rebfläche ein. Auch Müller-Thurgau (insbesondere im Breisgau, am Tuniberg und Bodensee), Gut- edel (vor allem im Markgräflerland) und Rieslang (speziell in der Ortenau) sind typische badische Sorten. Das Verhältnis zwischen Rot- und Weißwein liegt bei 41 zu 59 Prozent. Weinbau wird in Baden häufig im Nebenerwerb betrieben. Dem Badischen Weinbauverband gehören knapp 18.000 Mitglieder an, viele sehr kleine. Auch deshalb erzeugen und vermarkten Winzergenossenschaften über 70 Prozent des Weins, rund 12 Prozent entfallen auf eigenständige Weingü- ter, der Rest auf andere Erzeugergemeinschaften und Rechts- formen. Allerdings geht der Trend zu größeren Betrieben. Der Weinbauverband hat in den vergangenen 15 Jahren 12.000 Mitglieder verloren – bei gleichbleibender Fläche. Diese Ent- wicklung wird sich fortsetzen, denn nur bei einem Drittel der Betriebe ist die Nachfolge geklärt. Die 74 badischen Winzer- genossenschaften haben 2017 annähernd 270 Millionen Euro umgesetzt. Fast 45 Millionen Euro entfielen allein auf den Badischen Winzerkeller in Breisach. Der Verbundbetrieb von 51 badischen Winzergenossenschaften ist mit 1.700 Hektar Rebfläche und über 12 Millionen Liter jährlicher Produktions- menge der größte Erzeugerbetrieb Badens. kat Weinbauverband verleiht Gütezeichen und klassifiziert gegen Gebühr die Spitzenprodukte der Region. Doch das Interesse habe zuletzt stark nachgelassen, berich- tet Wohlfahrt. Dieses Jahr nahmen 102 Betriebe an der Gebietsweinprämierung teil, ein Jahr zuvor waren es noch 129. Das lag nur teilweise an der schlechten Ernte 2017. „Von der Verbandsarbeit profitieren alle, es finanzieren sie aber vor allem die- jenigen, die an den Prämierungen teilneh- men“, monierte Verbandspräsident Kilian Schneider jüngst bei einer Pressekonfe- renz. Der Verband habe zwar noch keine Probleme mit der Finanzierung, werde aber nicht bei der jetzigen bleiben könne. Es laufe auf eine Beitragserhöhung hinaus. Ein anderes Beispiel schwindender Solidarität sieht Geschäftsführer Wohlfahrt in der Weinwerbung. Die Badischer Wein GmbH soll vor allem außerhalb Ba- dens für badischen Wein werben. Sie organisiert bei- spielsweise Weinmessen und -reisen sowie Radio- und Printwerbung. Gesellschafter sind Genossenschaften, Weingüter und -kellereien. Weil viele unzufrieden mit ihrer Arbeit sind, wollen sie die Werbegemeinschaft verlassen, deren Existenz damit auf dem Spiel steht. „Baden ohne Weinwerbung kann ich mir nicht vorstel- len“, sagt Peter Wohlfahrt. Im Dezember sollte über die Zukunft entschieden werden, das Ergebnis stand zu Redaktionsschluss aber noch nicht fest. Um die Zukunft der Weinbezeichnung geht es gerade auf politischer Ebene. Die Regierungsparteien wollen in dieser Legislaturperiode das Weingesetz den euro- päischen Vorgaben anpassen und damit den Weg zu neuen Bezeichnungen freigeben (siehe auch Kasten rechts). Darin sieht Peter Wohlfahrt gute Chancen für den badischen Wein. „Ich glaube, dass wir in Baden uns im Wettbewerb der Regionen profilieren können.“ Auch hier braucht es seiner Meinung nach Solidarität: „Im engeren Zusammenspiel geht es besser.“ Mehr Selbstbewusstsein Die Hausaufgaben, vor denen der Weinbauverband steht, hat der VdP schon erledigt. Der Verband der Prädikatsweingüter klassifiziert die Weine seiner Mit- glieder seit 2012 nach einer vierstufigen Herkunfts- pyramide – absteigend von der Großen Lage und der Ersten Lage über den Ortswein zum Gutswein. „Das entspricht in etwa der burgundischen Klassifizierung“, sagt Joachim Heger. Der temperamentvolle 60-Jäh- rige ist Präsident des VdP Baden und Inhaber des Ihringer Weinguts Dr. Heger, eines der 20 badischen VdP-Weingüter. Zum Gespräch hat er in seine schicke Probierstube mit Blick auf den Innenhof gebeten. Der Verband der Prädikatsweingüter vereint, wie der Name schon sagt, Weingüter, die Prädikatsweine erzeugen. Er ist also quasi die erste Liga der Winzer, mit dem Un- terschied, dass man nicht auf- oder absteigt, sondern berufen wird und es passen muss. Dass just die Prädikatswinzer ihre Weine lieber als „Großes Gewächs“ (aus der Großen Lage) denn als »Im engeren Zusammenspiel geht es besser« Peter Wohlfahrt Geschäftsführer Badischer Weinbauverband

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