Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Dezember'18 - Schwarzwald-Baar-Heuberg

12 | 2018 Wirtschaft im Südwesten 7 »Der Großhandel im Südwesten ist umsatz- und personalstark« Boris Behringer, Verband „grosshandel-bw“ Standbein hinzugekommen sind, übernimmt weiterhin die Spedition Streck. Heute versteht Marco Wittstock das Unternehmen als Umweltdienstleister – auch wenn es nach wie vor den Großteil seines Umsatzes mit dem Handel macht. 2017 betrug dieser etwa zwei Millionen Euro, 2018 ist es voraussichtlich ebenso viel. „Wir stel- len jetzt den Service um das Produkt herum in den Vordergrund“, sagt Marco Wittstock. Der Grund: „Der Kunde bestellt bei uns wegen des Mehrwerts, auch wenn das Produkt teurer als bei anderen ist.“ D iese Erfahrung machen andere Großhändler glei- chermaßen – und stellen sich daher neu auf. Ein Grund für die veränderten Ansprüche vieler ihrer Kunden ist deren verändertes Einkaufsverhalten. Das fing im Privaten an und äußert sich nun immer mehr im Geschäftlichen: Man informiert sich mal online, mal vor Ort beziehungsweise wie gewohnt und bestellt immer mehr dort, wo es am günstigsten ist. Mit diesem Prob- lem steht der Großhandel nicht alleine da. Vor allem der Einzelhandel hat mit der zunehmenden Onlinekonkur- renz seit Längerem und zum Teil vehement zu kämpfen. Allerdings verfügt er mit einem Ladengeschäft über eine andere Sichtbarkeit als der Großhandel, der häufig gar keinen klassischen Verkaufsraum hat. Zudem fehlt dem Großhandel öffentliche Aufmerksamkeit, da er im Ge- gensatz zum Einzelhandel im Alltag des Normalbürgers quasi nicht präsent ist. Ein paar Zahlen: Im Regierungsbezirk Freiburg gibt es laut dem Unternehmensregister des Statistischen Landesamtes etwa 4.700 Großhandelsunternehmen. Sie beschäftigen insgesamt rund 46.000 Mitarbeiter und setzen circa 25,6 Milliarden Euro im Jahr um (ohne Kfz, Stand Ende 2016, siehe Grafik Seite 10). „Der Großhandel ist im Südwesten umsatz- und personal- stark“, sagt Boris Behringer, Hauptgeschäftsführer des Verbands für Dienstleistung, Groß- und Außenhandel Baden-Württemberg (grosshandel-bw). Das zeigt der Vergleich mit dem Einzelhandel. Im Regierungsbezirk Freiburg gibt es rund 10.100 Einzelhandelsbetriebe (ohne Kfz, Stand 2016), etwa doppelt so viele wie Groß- händler. Sie beschäftigen rund 62.300 Mitarbeiter und setzen knapp 14,4 Milliarden Euro um und damit we- niger als der traditionell umsatzstärkere Großhandel. Der Grund für die Größe der Branche ist laut Behringer die wirtschaftliche Stärke des Südwestens. Einfach ausgedrückt heißt das: Eine starke Wirtschaft braucht viel Nachschub. Und die bekommt sie vom Großhandel. „Der Großhandel hat in einem mehrstufigen Vertriebs- system eine Scharnierfunktion“, sagt Boris Behringer. Seine traditionelle Funktion besteht darin, Industrie, Handwerk oder Einzelhandel die Waren, die diese be- nötigen, in ausreichender Menge und möglichst schnell zur Verfügung zu stellen. Passend dazu besitzt ein tra- ditioneller Großhändler einen großen Außendienst, ein großes Lager und häufig auch eine eigene Lkw-Flotte. Ein weiteres Charakteristikum des Großhandels im Südwesten: So wie die Region ist auch die Branche mittelständisch geprägt. Der Vorteil der regionalen Großhändler sind laut Boris Behringer die häufig über Illustration: exdez – istock kommt es an

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