Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe November'18 - Hochrhein-Bodensee

11 | 2018 Wirtschaft im Südwesten 17 REGIO REPORT IHK Hochrhein-Bodensee D ie Ängste, die viele angesichts der Digitalisierung haben, sprach Katharina Franken, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Agentur für Arbeit Konstanz-Ravens- burg, an. Dabei würden sie aber vergessen, dass sie überall im Leben mit der Digitalisierung zu tun haben, angefangen beim Bezahlen im Supermarkt. Katharina Franken sagte: „Wir werden immer Bereiche haben, wo der Mensch wichtig bleiben wird.“ Als Beispiel nannte sie Arbeiten, bei denen soziale Fähigkeiten wie Empathie wichtig sind. Zugleich eröffne die Digitalisierung vor allem Frauen Chancen, die auch im Homeoffice arbeiten könnten. „Ich wünsche mir, dass die Unternehmen in der Region da mehr Mut fassen und so das Potenzial von Frauen nutzen, die dem Arbeitsmarkt sonst nicht zur Verfügung stehen.“ Allen Arbeitnehmern, Männern wie Frauen, die Angst vor neuen Technologien haben, wünschte sie Mut und Selbstbewusstsein, sich fortzubilden. Iris Kronenbitter vom baden-württembergischen Wirtschaftsminis- terium und Leiterin der bundesweiten Gründerinnenagentur „bga“ appellierte an die Frauen, die Chancen zu nutzen, die ihnen die Digi- talisierung bietet. „Wir haben heute die am besten qualifiziere Frauen- generation aller Zeiten, quer durch alle Bildungsabschlüsse. Aber die Frauen bleiben oft unter ihren Möglichkeiten.“ Als häufigsten Grund nannte Iris Kronenbitter „familienbedingte Brüche“. Gleichwohl gebe es viele Frauen, die aus Überzeugung in die Selbstständigkeit gehen würden, da sie ihre eigenen Ideen umsetzen und über Arbeitszeit und -ort selbst bestimmen wollten. Sie betonte mehrfach, wie wichtig dabei Vernetzung sei und wies auf Angebote für Frauen wie „startup bw women“ im Rahmen der Start-up-Kampagne des Landes hin. Netzwerken war auch eines der Anliegen der Hauptrednerin beim Konstanzer Frauenwirtschaftstag, der in Berlin lebenden Geschäfts- führerin von „startup affairs“ und Gründerin des Netzwerks Global Digital Women, Tijen Onaran (siehe Interview Seite 49). In ihrem Vor- trag sprach sie auch über Auswüchse der Digitalisierung. So würden viele Konzerne „auf Start-up machen“ – Krawatten abschaffen, das Duzen einführen, einen Tischkicker aufstellen und weiße Turnschu- he tragen. Ihrer Meinung nach wichtig: Unternehmen sollten die Organisation ihrer Führung überprüfen, aber ohne alles infrage zu stellen. Tijen Onaran plädierte dafür, gemischte Teams zu bilden, in denen geschlechts-, alters-, hierarchie- und nationenübergreifend zusammengearbeitet wird. Das sei zwar mitunter anstrengend. „Aber je diverser ein Team ist, umso besser kann es angesichts der Digitali- Der Titel klingt abstrakt, aber es ging vor allem um Menschen: Der zwölfte Konstanzer Frauen- wirtschaftstag stand unter dem Motto „Digital Mind. Wirtschafts- und Karrieremotor“. 45 Teil- nehmerinnen kamen dazu Mitte Oktober in die IHK in Konstanz. Konstanzer Frauenwirtschaftstag zum Thema „Digital Mind“ „Der Mensch bleibt wichtig“ Bild: Maerz Auf dem Podium diskutierten beim Konstanzer Frauenwirtschaftstag Iris Kronenbitter (Wirtschaftsministerium), Martina Brutsch (Avira), Moderatorin Kerstin Melzer (Universität Konstanz), Tijen Onaran (Global Digital Women) sowie Claudius Marx und Alexander Vatovac von der IHK (von links).

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