Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Oktober'18 - Südlicher Oberrhein

Wirtschaft im Südwesten 10 | 2018 8 TITEL Ä hnliche Erfahrungen hat die Konstanzer Firma „8tree“ gemacht, deren 3D-Scanner mittler- weile Fluggesellschaften weltweit die Scha- denerkennung wesentlich erleichtert. Ihre Geschichte beginnt 2012 mit dem Verkauf der Breuckmann GmbH in Meersburg, für die Erik Klaas 20 Jahre lang gearbeitet hatte, zuletzt als Entwicklungsleiter. Der Eigentümer- wechsel veranlasste den Photoingenieur dazu, seinen Jugendtraum einer eigenen Firma in die Tat umzusetzen. Vom Neustart überzeugte Klaas auch seinen Kompa- gnon Arun Chhabra, einen US-Amerikaner, den Klaas als Lieferanten seines ehemaligen Arbeitgebers kannte und der auch gerade ein neues Betätigungsfeld suchte, sowie seine ehemalige Kollegin Pia Böttcher, Informati- kerin mit Master in Businessadministration, die damals in England lebte. In drei Homeoffices auf zwei Kontinenten arbeiteten sie an einem Produkt und hatten – mithilfe von vielen alten Kontakten – nach einem halben Jahr einen Pro- totypen ihres 3-D-Scanners fertiggestellt, mit dem sie bei Airbus in Manchester auf der Matte standen. Rückblickend findet Klaas das sehr mutig. Denn diese erste Version war noch abgespeckt im Vergleich zum heutigen Modell. Es dauerte zwei Jahre und viele Über- arbeitungen, bis das Produkt marktreif war. Ihr Glück: „Es gab bei Airbus einen Mitarbeiter der von unserem System überzeugt war“, berichtet Klaas. „Das hat uns sehr geholfen, wir haben die Anregungen immer wieder verwertet.“ So änderte sich beispielsweise schnell ihre Zielgruppe. Ursprünglich hatten er und seine Kollegen Flugzeugbauer wie Airbus im Visier, die Nietüberstände oder andere Unebenheiten am Flugkörper erkennen und beseitigen müssen. Dieser Markt ist allerdings recht überschaubar: Airbus produziert rund 700 Flug- zeuge pro Jahr, ähnlich wie der Konkurrent Boeing. Da- gegen sind ständig rund 20.000 Maschinen in der Luft und müssen nach jedem Einsatz intensiv begutachtet werden, weil in der Luftfahrt selbst kleinste Dellen die Sicherheit beeinträchtigen können. Die Gründer spezialisierten ihren Scanner deshalb auf Schaden- messung und öffneten sich damit einen wesentlich größeren Markt. Die Luftfahrt ist eine konservative Industrie, für Neulinge ist es schwierig, hier Fuß zu fassen. Umso wichtiger war die Unterstützung von Airbus, betont Böttcher. Seine Technologie hat sich „8tree“ international paten- tieren lassen. Zusammen mit der offiziellen Zertifizie- rung von Airbus, die den sogenannten „dentCHECK“ zur Reparatur empfiehlt, stehen dem Start-up nun alle Türen offen. Der Umsatz wird sich dieses Jahr voraussichtlich auf zwei Millionen Euro verdoppeln. Rund 70 Geräte hat „8tree“ mittlerweile gebaut und etwa die Hälfte weltweit verkauft, die andere Hälfte wird für Demonstrationen genutzt. Auf der Referenzliste stehen die Namen vieler bekannter Fluggesellschaften wie American Airlines, Delta, Easyjet, KLM oder Air France. Zu vielen weite- ren gibt es Kontakte. Die Produktion ist ausgelagert, ebenso wie alles andere, das nicht zur Kernkompetenz Bilder: erhui1979/iStock »Die Anregungen haben uns sehr geholfen. Wir haben sie immer wieder verwertet«

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