Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe September'18 - Südlicher Oberrhein

THEMEN & TRENDS Der Titisee von der Hoch- firstschanze aus durchs Smartphone betrachtet. F ast eine halbe Million Bilder finden sich unter dem Hashtag „Schwarzwald“ beim Onlinedienst Insta- gram, die englische Version „#blackforest“ bringt es sogar auf beinahe eine Million Einträge. Das sind die Zahlen, die Martin Birchmeier von der Agentur Touris- muszukunft Ende Juli in Baden-Baden präsentierte. Jetzt sind sie wahrscheinlich schon höher. Denn Instagram ist das am stärksten wachsende soziale Netzwerk, über eine Milliarde Nutzer weltweit laden dort mittlerweile Bilder und Videos hoch. „Das Bild des Gastes ist heute digital“, betonte der digitale Stratege Birchmeier und beschrieb einen typischen Schwarzwaldkurztrip am Beispiel der fiktiven 40-jährigen Kathrin. Die lässt sich von Instagram inspirieren, in den Schwarzwald zu fahren, informiert sich über Google, das mit seinen Tipps und Informatio- nen mittlerweile für viele den Reiseführer ersetzt, und sucht sich über das Buchungsportal Booking.com ihre Unterkunft. Vor Ort lässt Kathrin sich Tourenvorschläge von einer Outdoor-App machen, und nach der Reise bewertet sie ihr Erlebnisse natürlich. Alle dabei von ihr genutzten Portale arbeiten mit Nutzerdaten. „Offizielle Daten wie Internetseiten der Destinationen oder Hoch- glanzprospekte finden bei Kathrin nicht statt“, resümier- te Birchmeier und mahnte, über die eigenen Kanäle hin- aus zu denken – auch angesichts der wachsenden Rolle elektronischer Assistenten wie Alexa. „Die interessieren sich nicht für unsere Website.“ Der Digitalexperte rät Tourismusbetrieben, den Gästen auf ihre Kanäle zu fol- gen, eigene Inhalte dafür zur Verfügung zu stellen und technisch so aufzubauen, dass sie von Assistenten ver- standen werden. „Es ist ja in unserem Interesse, wenn sie verbreitet werden.“ Allerdings, so Birchmeier, dürfe man nicht glauben, dass man die Geschichten selbst er- zählen kann. „Wir brauchen Produkte, die für sich selbst sprechen und die Message in die Welt tragen.“ Für Qualität hatte auch schon Birchmeiers Vorredner plädiert – der Schwarzwälder Tausendsassa Uwe Bau- mann. Er wünschte sich Originale statt Souvenirs made in China oder statt Schwarzwalddörfern, deren Veran- staltungshöhepunkt der tourende Hamburger Fisch- markt ist. Baumann ist Initiator und Leiter von Kosmos Schwarzwald, einem Verbund von Künstlern, Handwer- kern und anderen, die sich den Themen Kunst, Kultur und Kulinarik widmen. Er präsentierte viele Fotos und Gemälde der mittlerweile über 60 Mitglieder. Baumann ist auch Autor – er hat ein Buch über Schwarzwälder Speck geschrieben, das mit der Massenproduktion hart ins Gericht geht –, er engagiert sich für die Region und für Start-ups. „Ideen auf die Sprünge helfen“, lautet der gemeinsame Nenner all dieser Aktivitäten. Baumanns Bild vom Schwarzwald ist vielfältig, traditionell und mo- dern. Die große Herausforderung sieht er dabei in dem kleinen Wörtchen „und“. »Alexa interessiert sich nicht für unsere Website« „Wir sind Schwarzwald“ lautete zum dritten Mal das Motto des gemeinsamen Tourismuskongresses der fünf Schwarzwälder IHKs. Zusammen mit der Schwarzwald Tourismus GmbH luden sie Ende Juli nach Baden-Baden ein. Der Schwerpunkt lag dies- mal auf dem Bild des Schwarzwalds. Rund 150 Hoteliers, Gastro- nomen, Reiseveranstalter sowie andere Touristiker nahmen teil. IHK-Tourismuskongress befasst sich mit dem Schwarzwald Das Bild des Gastes ist

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