Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe September'18 - Südlicher Oberrhein

Wirtschaft im Südwesten 9 | 2018 8 Bild:er: sanjeri, industrieblick - stock.adobe Unternehmens, das vor allem Bauteile für die Sensorik, aber auch für die Medizintechnik und den Maschinenbau fertigt, sind zurzeit acht Auszubildende. Das ist zwar eine gute Quote, doch wenn es nach dem Geschäftsführer ginge, wären es noch mehr. Eines ist für die Zetec genau- so wie für das Cluster Zerspanungstechnik insgesamt ein Trost: „Innerhalb der Metallbranche und speziell bei den Zerspanungsmechanikern haben wir eine der geringsten Abbrecherquoten“, sagt Ingo Hell. Region Hochrhein-Bodensee P ositives kann auch Alexandra Thoß, Geschäftsführe- rin und Leiterin Ausbildung bei der IHK Hochrhein- Bodensee, berichten: „Bei uns ist die Lage stabil. Das bleibt hoffentlich noch lange so“, sagt sie. Seit Jahren schwanken die Zahlen nur um wenige Verträge, zum 31. Juli stieg die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungs- plätze um 5,85 Prozent auf 2.206. Gleichwohl gibt es an Hochrhein und Bodensee noch zahlreiche offene Stellen, die zum Teil auch offenbleiben werden. Laut Alexandra Thoß liegt das daran, dass die Betriebe in der Region verstärkt ausbilden oder ausbilden wollen, da die gebur- tenstarken Jahrgänge und damit immer mehr Mitarbeiter in den Ruhestand gehen. Das Problem: „Der Fachkräfte- markt in der Region ist absolut abgegrast“, sagt sie. Dazu kommt, dass viele Fachkräfte in die Schweiz pendeln. Den fehlenden Nachwuchs selbst heranzuziehen, sehen viele Unternehmen daher als einzige Möglichkeit, dem Fach- kräftemangel zu begegnen. Diese seien zudem flexibel einsetzbar, da sie alle Abteilungen durchlaufen und den Betrieb gut kennen würden. Doch woher die jungen Leute nehmen? Ein Problem gibt es im Schwarzwald wie an Hochrhein und Boden- see: „Die Zahl der Schulabgänger geht zurück, und die Tendenz zum Studium ist ungebrochen“, sagt Alexandra Thoß. In der Region würden aber viel mehr praktisch Aus- und Weitergebildete gebraucht als Akademiker. Dies müsse den jungen Leuten über die Eltern nahe- gebracht werden. Zudem müssten die Schulen früh mit der Berufsorientierung beginnen, damit die jungen Leute genügend Erfahrungen sammeln und den für sie richtigen Beruf finden können. Denn viele Studierende, auch solche, die mit der Wahl ihres Faches nicht zufrie- den seien, würden eine Ausbildung gar nicht in Betracht ziehen, sondern einfach das Studienfach wechseln. Die IT-Branche, die am Bodensee gut vertreten ist, profi- tiert indes von Studienabbrechern, wie Alexandra Thoß berichtet. Das liege daran, dass die Informatik-, anders als beispielsweise Betriebswirtschaftsstudenten, an der Hochschule Praktisches wie programmieren lernen, was sie im Unternehmen sofort anwenden könnten. Brechen sie ihr Studium ab, dann „werden sie direkt von Betrieben weggeschnappt“, sagt Alexandra Thoß. Junge Leute, die sie wegschnappen können, fehlen schon länger vor allem im Handel und in der Gastronomie. Sie sind angesichts der vielen Schweizer Kunden mit die wichtigsten Branchen in der Region; der Handel hat traditionell sogar die meisten Auszubildenden. In der Gastronomie werden daher vermehrt Flüchtlinge aus- gebildet. Zurzeit sind es um die 100. „Das ist aber ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Alexandra Thoß. Wegen der häufig fehlenden Deutschkenntnisse sei dies zudem nicht einfach, im Handel sogar oft unmöglich. Die Zahl der Ausbildungsabbrüche sei entsprechend hoch. Vor der Flüchtlingswelle waren im Einzelhandel vermehrt EU-Ausländer ausgebildet worden. Seit die wirtschaft- liche Lage in Ländern wie Griechenland und Spanien wieder besser ist, ist deren Zahl zurückgegangen. Dazu kommt, dass inzwischen die Programme zur Ausbil- dungsförderungen für EU-Ausländer durch solche für Flüchtlinge ersetzt wurden. D aher rekrutiert die Hieber’s Frische Center KG mit Sitz in Binzen inzwischen auch keine Azubis aus Spanien mehr. Von den insgesamt 63 jungen Leuten, die vor etwa fünf Jahren von dort kamen und in den Hieber-Märkten am Hochrhein ausgebildet wurden, arbeitet heute noch etwa die Hälfte im Unternehmen. Die anderen sind in ihre Heimat zurückgekehrt. „Sie haben uns nicht nachhaltig, aber kurzfristig über den Fachkräfte- mangel vor allem im Bedienbereich an der Käse-, Wurst-, Fleisch- und Fischtheke hinweggeholfen“, sagt Karsten Pabst, Vertriebs- und Personalleiter des Einzelhandels- unternehmens. „Und sie haben uns belebt.“ »Der Fachkräfte- markt in der Region ist abgegrast« Alexandra Thoß, IHK Hochrhein-Bodensee Szenen aus der Ausbildung.

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