Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juli'18 - Südlicher Oberrhein

7+8 | 2018 Wirtschaft im Südwesten 19 Fachberater für Flüchtlingsintegration IHK hat jetzt zwei Kümmerer W ährend die politische Auseinandersetzung im Jahr drei nach der großen Flüchtlingswelle immer rauer wird, läuft die Integration wirtschaftlich durchaus erfreulich. 65 junge Flüchtlinge hat Ibrahim Sarialtin vergangenes Jahr in eine Ausbildung (51 von ihnen) oder eine Einstiegsqualifizierung (14) vermittelt. Mit dieser Bilanz ist der Fachberater für Flücht- lingsintegration der IHK Südlicher Oberrhein sehr zufrieden. „Das sind ja nur meine Zahlen“, sagt er. „Insgesamt gibt es noch mehr Verträge bei der IHK und bei anderen Projekten in der Region.“ Sarialtin ist einer von rund 50 sogenannten Küm- merern landesweit. Sie arbeiten für unterschiedliche Träger, und an der Finanzierung dieser Stellen beteiligt sich das baden-württembergische Wirtschaftsminis- terium im Rahmen des Programms „Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Flüchtlinge“. Es wurde bis Ende 2019 verlängert, und seit Mai hat die IHK eine zweite Kümmerer-Stelle: Christiane Möller unterstützt nun Ibrahim Sarialtin im Ortenaukreis. Gemeinsam können die beiden an dem anknüp- fen, was Sarialtin bereits gestartet hat. „Wir haben ein gutes Netzwerk aufgebaut“, berich- tet er. Vor allem mit der Handwerkskammer, den Arbeitsagenturen und Jobcentern sowie den Kommunen arbeite man eng zusammen. Und die Betriebe wüssten wesentlich besser Bescheid als anfangs. „Mittlerweile rufen viele Interessierte von sich aus an“, sagt Sarialtin. Er ist froh, dass die politische Stimmung nicht auf die Unternehmen am südlichen Oberrhein umgeschlagen hat. „Die Bereitschaft der Un- ternehmen, junge Flüchtlinge auszubilden, ist grundsätzlich vorhanden“, bestätigt Christiane Möller. Gleichzeitig bestehe jedoch Beratungs- bedarf, wenn es um Aufenthaltsstatus, Ausbil- dungsmöglichkeiten, Förderungen und Fragen der Integration vor Ort geht. In Sachen Bleibe- perspektive und damit Planungssicherheit für Betriebe wünschen sich die Berater seitens der Politik mehr Klarheit. Den Kümmerern kommt der Fachkräfteman- gel entgegen. Gerade in Branchen, die sich besonders schwertun, Mitarbeiter zu finden, sei das Interesse groß. Hier wollen Möller und Sarialtin die Betriebe vorab noch besser in- formieren, um Probleme zu vermeiden. Eine große Hürde sei immer noch die Sprache. Und die Jugendlichen benötigten am Übergang von Schule zu Beruf häufig Unterstützung, weil sie einen anderen kulturellen Hintergrund haben und ihnen Kenntnisse über den deut- schen Ausbildungsmarkt fehlen. So nehmen die Fachberater eine Vermittlerrolle zwischen Ausbildungsbetrieb, Auszubildenden und an- deren wie etwa Behörden ein. kat CHRISTIANE MÖLLER Christiane Möller (45) hat Anfang Mai ihre Stelle als Fachberaterin für Flücht- lingsintegration bei der IHK angetreten. Mit den Themen berufliche Orientierung, Integration und Ausbildung hat sie seit fast 20 Jahren zu tun – als Selbstständi- ge und als Mitarbeiterin verschiedener Träger, zuletzt des Jobcenters Ortenau. Auch in ihrem Studium – Möller hat Kul- tur- und Sozialwissenschaften in Freiburg und Basel studiert – ging es bereits um Biografien und um Arbeitskultur. Telefon 07821 2703-654 christiane.moeller@freiburg.ihk.de IBRAHIM SARIALTIN Ibrahim Sarialtin (51) arbeitet seit Anfang 2017 als Kümmerer bei der IHK. Er war schon zuvor in Sachen Arbeitsmarktin- tegration für die Fördergesellschaft der Handwerkskammer und für das Deutsche Rote Kreuz tätig. Nebenberuflich sitzt er seit 2009 im Freiburger Gemeinderat. Sa- rialtin stammt aus der Türkei und kam mit neun Jahren als Gastarbeiterkind nach Bayern. Er absolvierte eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker, arbeitete viele Jahre in der Branche und bildete sich stetig weiter. Telefon 0761 3858-175 ibrahim.sarialtin@freiburg.ihk.de Ausbildung als Schlüssel zur Integration von Flüchtlingen: Darum kümmern sich die IHK- Fachberater Christiane Möller und Ibrahim Sarialtin. Integration Bilder: Polkowski/madgooch - Fotolia »Wir haben ein gutes Netzwerk aufgebaut«

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