Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juli'18 - Hochrhein-Bodensee

Wirtschaft im Südwesten 7+8 | 2018 20 REGIO REPORT IHK Hochrhein-Bodensee Herr Wagner, es gibt verschiedene Möglichkeiten, die IoT-Technologien im Unter- nehmen einzusetzen. Gibt es einen Anwendungsbereich, der besonders interes- sant sein könnte? IoT-Technologie in Verbindung mit einem digitalen Zwilling schafft ein zentrales dyna- misches Datenmodell, das nahezu beliebige Anwendungsszenarien komplett als cyber- physikalisches System abbilden kann. Somit werden neue Anwendungen und Services ermöglicht, die aus Vergangenheitsdaten lernen, Echtzeitdaten nutzen, Prognosen errech- nen und automatisierte Abläufe ermöglichen. Das dynamische Datenmodell kann zudem Systemveränderungen im laufenden Betrieb berücksichtigen und erlaubt einen ganzheitli- chen Optimierungsansatz. Durch die Kopplung der digitalen Abbilder mit ihren physischen Entitäten kann zudem schneller, in gleichbleibender Qualität und personenunabhängig auf Ereignisse reagiert werden, und Systeme können autonom angesteuert werden. So manches Unternehmen hat IoT-Vorhaben begonnen, ist aber damit gescheitert. Kann man pauschalisiert sagen, ob und vor allem welche Fehler gemacht wurden? Das Thema wird primär aus der technischen Sicht betrachtet, die Kopplung an die Geschäftsprozesse wird vernachlässigt oder ist nur sehr aufwändig zu bewerkstelligen. Somit stiftet IoT weder Nutzen für den Kunden noch Wertschöpfung für das eigene Unternehmen. Ein unflexibles Datenmodell geht von einem statischen Gesamtsystem aus. In der Regel sind Anwendungsbereiche ständigen Veränderungen unterworfen, was gegebenenfalls hohe Zeitverluste und Anpassungsaufwände verursacht. Beim maschinellen Lernen wird gerne vermittelt, dass es als Allzwecklösung einsetzbar ist. Jedoch ist ein nutzbringendes Ergebnis stark abhängig von dem verfügbaren Know- how, dem Aufwand für die Modellbildung und der Qualität der Rohdaten. Effektivere oder einfachere Lösungen wie regelbasierte Ansätze bleiben oft unberücksichtigt. Die Lösung liegt gegebenenfalls auch in einer sinnhaften Kombination. Bei IoT-Projekten fallen viele Daten an. Wie sieht es in diesem Kontext mit den Themen Compliance und Datenschutz aus? Welche Risiken bestehen hier? Die Zusammenführung der Daten in eine zentrale Plattform, die eine Vielzahl von sen- siblen Informationen enthält, erfordert, dass die damit verbundenen Risiken beherrscht werden. Der Zugriff auf Daten oder gar die Anlagensteuerung von außen durch unauto- risierte Nutzer stellen die größten Sicherheitsrisiken dar. Daher sollte nicht nur auf eine klare Verteilung zwischen internen und externen Services Wert gelegt werden, sondern es muss bei der Übermittlung der Daten auf die Anonymisierung sensibler Informatio- nen geachtet werden. Da die Datenweitergabe nur an bekannte Partner erfolgen soll, müssen Authentifizierungs- und Autorisierungsprozesse auf dem aktuellsten Stand der Technik sein. Da IoT-Plattformen systembedingt diverse Zugriffskanäle besitzen, die für einen Angriff genutzt werden können, sollte ein zentraler überwachter Zugriffskanal für kritische Daten eingerichtet werden, der besonders geschützt ist. » Wachstum durch intelligente Vernetzung « Das Internet of Things (IoT) ist in aller Munde. Geht es tatsäch- lich nicht mehr ohne die Vernetzung von Dingen? Welches sind die Herausforderungen beziehungsweise die Erfolgsfaktoren von Unternehmen, die IoT nutzen? Darüber spricht Siegfried Wagner, Geschäftsführer der in-GmbH, im Interview. Serie Wirtschaft digital: Interview zum Thema Internet of Things SIEGFRIED WAGNER (58) 1989 hat Siegfried Wagner die „in-inte- grierte informationssysteme GmbH“ (kurz: in-GmbH) mit Sitz in Konstanz gegründet, dessen Geschäfte er nach wie vor führt. Er entwickelt mit seinen Mitarbeitern Konzepte, leistungsfähige Architekturen und Softwarelösungen, die sich über vie- le Jahre bei Kunden und Partnern in kri- tischen Einsatzbereichen bewähren. Die Erfahrungen fließen in das Produkt „sphinx open online“ ein, eine leistungsfähige IoT- Plattform, die eine schnelle Umsetzung von Industrie 4.0-Lösungen auf Basis des digi- talen Zwillings ermöglicht. Neben seinem Engagement in Netz- werken wie CyberLa- go ist er im Vorstand der Smart Electronik Factory aktiv. DIGITAL

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