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4 | 2018

DIE LETZTE SEITE

Achterbahnen aus Waldkirch

Spaß auf Schienen

Text: kat, Bild: Europa-Park

Mehr Freizeitparks

Seit Ende März flitzen die Achterbahnen wieder durch den Europa-Park. Blue

Fire & Co. stammen aus dem Hause Mack Rides, genauso wie fast alle Karus-

sells, Wasser- und Themenfahrten. Der Waldkircher Wagen- und Karussellbauer

hat über 90 Prozent der Fahrgeschäfte im Europa-Park gebaut – und viele mehr.

In Freizeitzeitparks auf allen Kontinenten sind Attraktionen von Mack Rides

im Einsatz. „Achterbahnen sind mittlerweile der Topseller“, sagt Mack-Marke-

tingleiter Maximilian Röser. Über 150 haben die Waldkircher bereits gefertigt.

Das Geschäft boomt, weil weltweit immer mehr Freizeitparks entstehen – vor

allem in aufstrebenden Ländern wie China und Indien, wo eine wachsende Mit-

telschicht sich diese Angebote leisten kann. Mobile Fahrgeschäfte stellt Mack

Rides dagegen nicht mehr her, weil die Nachfrage der Schausteller stark nach-

gelassen hat. Aber auf den Jahrmärkten sind noch viele im Einsatz.

Viel Stahl

Jede Achterbahn ist ein Unikat und erfordert viel Handarbeit. Gerade ent-

steht in Waldkirch beispielsweise eine dem „Blue Fire“ ähnliche Bahn für

einen Kunden in China. Mack Rides bezieht viele Einzelteile wie Räder, Zy-

lindersysteme, Sensoren, Elektro- oder Schaumteile von Zulieferern aus

der Region, die zum Teil von ehemaligen Mack-Mitarbeitern gegrün-

det wurden. Die wichtigsten Arbeiten erfolgen aber

nach wie vor im eigenen Haus: Fahrzeugbau-

teile wie Sitzgestelle, Bügelrohre, Rahmen

oder Radkästen entstehen an vier riesigen

CNC-Fräsen. Und auch die rund tausend Meter

Schienen pro Achterbahn sind Eigenbau. Sie beste-

hen aus bis zu vier parallelen nahtlosen Stahlrohren

mit gut zehn Zentimeter Durchmesser. An selbst

entwickelten Maschinen werden die neun bis zehn

Meter langen Schienenstücke (die Länge passt in

einen Container) gebogen, gedreht – das ergibt spä-

ter die Loopings und Schrauben – und anschließend

mit rund 3.000 Querstücken verschweißt. Etwa 380

Tonnen wiegt der für die „Blue Fire“ verabeitete Stahl.

Per Ultraschall werden alle Teile genauestens geprüft.

Weil Sicherheit an oberster Stelle steht, legt man

„großen Wert auf Redundanzen“, wie Mar-

ketingchef Röser sagt – beispielsweise

zwei Haltebügel an den Sitzen,

zwei Hydraulikkreisläufe.

Doppelt hält besser.

Weite Reise

In der Kunststoffwerkstatt formen Mitarbeiter die

Fahrzeugoberteile, die ein Bildhauer nach Kunden-

wunsch entworfen hat, aus glasfaserverstärktem

Kunststoff und verbinden diesen mit dem Fahrzeug-

gestell. Die Produktionsteile werden von zwei exter-

nen Lackierbetrieben sandgestrahlt und lackiert so-

wie teilweise von Hand bemalt, ehe sie zur Montage

zurück nach Waldkirch kommen. Verpackt in selbst

gebauten Holzkisten geht die Achterbahn schließlich

auf ihre mitunter weite Reise und wird vor Ort das

erste Mal aufgebaut. Rund zweieinhalb Jahre sind

dann seit dem ersten Entwurf am Computer vergan-

gen. Circa fünfzehn Projekte entstehen jährlich in

Waldkirch, je sechs bis sieben laufen parallel. Mack

Rides ist im vergangenen Jahr deutlich gewachsen

und beschäftigt mittlerweile rund 210 Mitarbeiter,

davon 60 Prozent in der Fertigung und 25 Prozent

in der Entwicklung. Produziert wird in vier Schichten.

Die Auftragsbücher sind voll, die Lieferzeit für eine

Achterbahn beträgt derzeit mindestens vier Jahre.

Lange Tradition

Der Europa-Park ist heute das bekanntere Unternehmen,

Mack Rides aber das traditionsreichere. 1780 wurde es von

dem Wagenbauer Paul Mack in Waldkirch gegründet. Ro-

land, Jürgen und Michael Mack, die heutigen Gesellschafter

der Mack Rides GmbH & Co KG, sind die siebte und

achte Generation des Familienunternehmens. Den

Europa-Park gründeten Roland Mack und sein

Vater Franz Mack 1975 als Ausstellungsfläche

für ihre Fahrgeschäfte. Diese Kombination

ist weltweit einzigartig. Die meisten

Konkurrenten – etwa ein halbes Dutzend

in Europa – sind Ingenieurbüros und

haben weder eine eigene Fertigung noch

einen eigenen Freizeitpark. Der Anteil

des Europa-Parks am Umsatz von Mack

Rides (2017: 65 Millionen Euro) vari-

iert je nach Anzahl der Neuheiten

zwischen null und vierzig Prozent.

Dieses Jahr steht eine Bestellung

des Europa-Parks kurz vor der

Lieferung: Die Eurosat-Kugel

bekommt im Sommer eine

neue Achterbahn.

In unserer Rubrik „Aus dem Südwesten“ stellen wir

Produkte vor, die viele kennen, von denen aber wenige

wissen, dass sie in der Region hergestellt werden. Dies-

mal: eine Achterbahn von Mack Rides aus Waldkirch, dem

traditionsreichen Mutterunternehmen des Europa-Parks.