Table of Contents Table of Contents
Previous Page  80 / 82 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 80 / 82 Next Page
Page Background

Wirtschaft im Südwesten

10 | 2017

72

DIE LETZTE SEITE

Schramberger Schreibgeräte

Spitze mit Kugel

In unserer Rubrik „Aus dem Südwesten“ stellen

wir Produkte vor, die viele kennen, von denen

aber wenige wissen, dass sie in der Region

hergestellt werden. Diesmal: ein Kugelschreiber

von Schneider aus Schramberg-Tennenbronn.

Text: ka , Bild: Schneider

Alles außer Holz

Schneider produziert sehr viele Stifte, allein mehre-

re Dutzend verschiedene Kugelschreiber: vom klas-

sischen „K 15“ oder dem einfacheren „Tops 505“,

die auf unserer Inhaltsseite zu sehen sind, bis zu

modernen Modellen wie diesem „Slider Rave“,

der sich gerade zu einem Bestseller in Deutschland

entwickelt. Über eine Million davon wird Schneider

voraussichtlich dieses Jahr absetzen. Den abso-

luten Topseller, den „Tops 505“, verkaufen die

Schramberger sogar 165 Millionen Mal jährlich,

vor allem außerhalb Deutschlands. Dazu kommen

Füllhalter, Faserschreiber, Tintenroller, Textmarker

– kurz: sämtliche Schreibgerättechniken außer

Holz. Insgesamt umfasst das Sortiment weit über

100 Modelle in vielen Varianten. Bei allen seinen

Produkten generiert das Unternehmen rund 90

Prozent der Wertschöpfung selbst.

Auf Wunsch mit Logo

Die Kunststoffhüllen fertigt Schneider im Spritz-

gussverfahren, ebenso beispielsweise den Rotor

im Druckknopf, der dafür sorgt, dass sich die Mine

bei jedem Druck um 45 Grad dreht und so gleich-

mäßig abnutzt. Wenige Metallteile wie die Clips

kauft das Unternehmen bei deutschen Herstellern

ein. Die Montage erfolgt weitestgehend automa-

tisch: Eine Maschine bedruckt die Minen, füllt sie,

bestückt sie mit der Spitze und verschließt sie. Eine

andere Maschine dreht Federn aus Draht und setzt

die Einzelteile zum Kugelschreiber zusammen. Auf

Wunsch erhält der Stift per Tampon-, Sieb- oder

Digitaldruck das Logo eines Werbekunden.

24 Schritte für das Herzstück

Jeder Stift, der das Schneider-Werk in Tennenbronn verlässt, hat hunderte

Meter durch die unterschiedlichen Produktionseinheiten zurückgelegt und

ist in vielen einzelnen Arbeitsschritten entstanden. Allein 24 erfordert das

Herzstück des abgebildeten„Slider Rave“-Kugelschreibers: seine Spitze.

Aus einem Edelstahldraht schneidet eine Maschine zehn Millimeter lange

Stückchen und prägt ein Bett für die 1,4 Millimeter große Kugel sowie

sechs Kanäle für die Tinte, die beim Kugelschreiber Paste heißt. Sie sind

viermal dünner als ein Haar, nur unter dem Mikroskop erkennbar und

bestimmen unter anderem, wie gut der Kugelschreiber funktioniert. Die

Kugel braucht ausreichend Bewegungsfreiheit, aber zuviel Luft könnte zum

Klecksen führen. Beim „Slider Rave“ drückt zusätzlich eine winzige Feder

in der Spitze die Kugel nach vorn und versiegelt die Spitze. 120 Spitzen-

arten hat Schneider im Sortiment, 1,5 Millionen entstehen jeden Tag.

In 130 Länder

Das Unternehmen wurde 1938 gegründet, fertigte zunächst

Schrauben und Drehteile, seit Ende der 1940er-Jahre Kugel-

schreiberminen, seit den 1960er-Jahren ganze Kugelschrei-

ber sowie viele andere Stifte und seit 1991, als der zweite

Standort in Werningerode (Sachsen-Anhalt) hinzukam, auch

Füllhalter und Tintenschreiber. Die Schneider Schreibgeräte

GmbH ist laut Gesellschaft für Konsumforschung (GfK)

Marktführer in Deutschland. Sie wird heute in dritter Gene-

ration von Christian Schneider geleitet, beschäftigt aktuell

etwa 600 Mitarbeiter, 400 am Stammsitz in Schramberg-

Tennenbronn. Das Unternehmen generiert 60 Prozent des

Umsatzes außerhalb Deutschlands. Schreibgeräte aus dem

Schwarzwald gibt es auf der ganzen Welt. Schneider expor-

tiert über eigene Vertriebstöchter nach Frankreich, Belgien

und in die Niederlande sowie über Handelspartner in rund

130 Länder. Negative Auswirkungen der Digitalisierung

spürt das Unternehmen nicht. Im Gegenteil: Gegentrends

wie Ausmalbücher beflügeln das Geschäft.